Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt
Darsteller: Nilam Farooq, David Kross, Justus von Dohnányi, Olga von Luckwald
Regie: Thomas Sieben
Dauer: 84 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: constantin.film/kino/home-sweet-home
Facebook: facebook.com/constantinfilm
Mit “Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt” startet eine deutsche Produktion im Kino, die alleine dadurch spannend klingt, dass es sich um einen One-Shot-Horrorstreifen handelt, also einen Schocker, der in einem Dreh gefilmt wurde, ohne Schnitte. Diese immens detaillierte Planung, schauspielerisches Können und fehlerfreie Ausführung erfordernde Machart ist natürlich selten, und selbst überzeugenden Ergebnissen wie dem Attentats-Drama “Utøya: 22. Juli” oder dem Historienfilm “Russian Ark” blieb große Aufmerksamkeit verwährt, während die deutsche Produktion “Victoria” mehrfach ausgezeichnet wurde und der “Tatort”-Krimi “Die Musik stirbt zuletzt” viele Zuschauer fand. Am prominentesten fallen einem trotzdem drei tolle Filme ein, die in Wirklichkeit keine One-Shots waren, aber so gedreht wurden, dass man es denken könnte, nämlich Alfred Hitchcocks “Cocktail für eine Leiche” (1948), bei dem die wenigen Schnitte unmerkbar eingebaut wurden, Alejandro Iñárritus schwarzhumoriger, vierfach Oscar®-ausgezeichneter “Birdman” (2014), bei dem nur Eröffnung und Finale offensichtlich nicht zum suggerierten One-Shot gehörten, und Sam Mendes’ dreifach Oscar®-prämierter “1917” (2019), der dann doch verborgene Schnitte und sogar einen Zeitsprung enthielt, uns aber in Echtzeit mit in den Ersten Weltkrieg nahm.
In “Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt” kommt die hochschwangere Maria (Nilam Farooq) abends alleine im entlegenen Landhaus an, in das sie mit ihrem Verlobten Viktor (David Kross) als neue Heimat einziehen möchte und in dem die beiden mit ihrem Nachwuchs nicht nur leben wollen, sondern das als B&B auch noch durch kommende Übernachtungsgäste etwas Geld einbringen soll. Wie gut, dass Viktors Eltern, die früher hier lebten, den beiden das alte, große Gebäude überlassen haben, das sie nun gerade fertig herrichten und in das sie just einziehen möchten. Da sich Viktor allerdings verspätet und in seiner Kanzlei noch an einer wichtigen Präsentation bastelt, wird Maria mit einbrechender Dunkelheit doch etwas mulmig, vor allem, als plötzlich alle Lichter ausgehen.
Da Viktor gerade nicht helfen kann, ruft sie Wilhelm (Justus von Dohnányi) an, ihren Schwiegervater in spe, schließlich muss er sich ja am besten im Gebäude auskennen. Als sie dann im Keller den Sicherungskasten sucht und auch findet, hört sie merkwürdige Geräusche, als sei jemand mit ihr im Haus. Bei der Suche nach einer Ursache stößt Maria dann auf einen bislang noch unentdeckten, zugestellten Raum, der ein schreckliches Familiengeheimnis offenbart. Langsam aber sicher kommt Panik in ihr auf, als sie aber zurück in die Stadt fahren will, kann sie den Autoschlüssel nicht mehr finden – und zusätzlich noch setzen, vielleicht auch durch die Aufregung bedingt, starke Magenkrämpfe ein.
Mit “Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt” bietet Thomas Sieben (“Staudamm”, “Kidnapping Stella”, “Prey”), der Regie führte und auch das Drehbuch schrieb, einen ambitionierten Film, bei dem die Tatsache, dass es sich um einen One-Shot handelt, dann allerdings leider auch das Spannendste bleibt. Die Handlung selbst weiß leider wenig zu fesseln, und hinter Maria durchhuschende Schatten und mysteriöse Geräusche wie auch zur Steigerung des Unheimlichen eingesetzte Klangeffekte wirken zu schlicht. Hinzu kommt, dass man schon absehen kann, wie das Ganze ausgeht, und Vorhersehbarkeit tut gerade Thrillern und Schockern ja nie gut.
Nilam Farooq spielt die als Hochschwangere wenig agile Maria ordentlich, vermag den Streifen aber auch nicht zu retten, in dem David Kross als wenig hilfreicher Gatte und Justus von Dohnányi als dank seiner Erfahrung als Arzt zum Haus eilender Bald-Schwiegervater zu glatt wirken, so dass man ihnen ihre diabolischen Geheimnistuereien nicht abkauft, mit denen eine reichlich dürftige Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte eingeflochten wird. Der One-Shot ist technisch sauber durchgezogen und die Handkamera von Daniel Gottschalk lässt uns nah an der immer verzweifelter werdenden Maria bleiben, der Film aber profitiert wenig von der schnittfreien Machart und wirkt hierdurch eher erzwungen und eingeengt. So verschenkt “Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt” einiges Potenzial und weiß in seinen angenehm portionierten 84 Minuten zu wenig zu packen.
Trailer:
Bewertung: 5 von 10 Punkten