Home Film “Ich will alles. Hildegard Knef” – eine interessante Doku über den deutschen Star

“Ich will alles. Hildegard Knef” – eine interessante Doku über den deutschen Star

Autor: Tobi

"Ich will alles. Hildegard Knef" Filmplakat (© Piffl Medien GmbH)

Ich will alles. Hildegard Knef

Dokumentarfilm
Regie: Luzia Schmid
Dauer: 98 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: ichwillalles.pifflmedien.de
Facebook: facebook.com/PifflMedienFilmverleih
Instagram: instagram.com/piffl_medien
Kinostart: 3. April 2025


Wenn man mal ganz ehrlich ist, dann befindet sich die Generation, die die Karriere von Hildegard Knef noch so richtig verfolgt hat, schon in fortgeschrittenem Alten und junge Menschen oder selbst die unter 60 Jahren kennen ihren Namen, vielleicht ein, zwei Filme oder Lieder wie “Für mich soll’s rote Rosen regnen”, aber viel mehr dann auch nicht. Dass dies eine amtliche Wissenslücke darstellt, davon zeugt der Kino-Dokumentarfilm “Ich will alles. Hildegard Knef”, in dem uns Luzia Schmid mit durch die Karriere des einstigen großen Stars nimmt, die dann aber auch achterbahnartig Höhen und Tiefen erlebte.

Die 1925 in Ulm geborene Hildegard wuchs nach dem frühen Tod ihres Vaters mit der Mutter in Berlin auf. Als Teenagerin wurde sie während ihrer Ausbildung als Zeichnerin in der Trickfilmabteilung der UFA entdeckt und zur Schauspielerin gefördert. Eine Beziehung mit Reichsfilmdramaturg und Tobis-Film-Produktionschef Ewald von Demandowsky war sicher nicht hinderlich, und so spielte sie ab 1944 nicht nur am Theater, sondern auch in ersten Filmen wie “Unter den Brücken” und “Fahrt ins Glück”. Der erste deutsche Nachkriegsfilm “Die Mörder sind unter uns” machte sie 1946 auch international bekannt, und nach ihrer Hochzeit mit US-Kontrolloffizier Kurt Hirsch 1947 erhielt sie 1948 für ihre Rolle in “Film ohne Titel” in Locarno den Preis als “Beste weibliche Darstellerin”.

Ein Karriereknick folgte, als Knef einen Siebenjahresvertrag bei Hollywood-Produzent David O. Selznick unterschrieb, der zwar einiges Geld einbrachte, aber keine Filmrollen. Sie war die Deutsche, und diese waren nach dem Krieg in den USA nicht sonderlich angesagt – daran änderte sich auch wenig, als sie 1950 US-Staatsbürgerin wurde, und finanzielle Probleme des Studios kamen noch hinzu. Also drehte sie doch wieder in der Heimat und übernahm inkl. Nacktszene die Hauptrolle in Willi Forsts Nachkriegs-Skandalfilm “Die Sünderin”, der Proteste der katholischen Kirche, Kinoblockaden und Aufführungsverbote hervorrief – und trotzdem sieben Millionen BesucherInnen in die Säle lockte.

"Ich will alles. Hildegard Knef" Szenenbild (© Bavaria Media)

(© Bavaria Media)

Auf Grund des großen Wirbels zog es sie dann doch wieder in die USA, wo sie sich für einfachere Aussprache Hildegarde Neff nannte, nun doch Filme drehte und eine Hauptrolle im Broadway-Musical “Silk Stockings” bekam. Nach einigen Jahren und Vertragsstreitigkeiten mit 20th Century Fox ging es für Knef zurück nach Deutschland, wo sie aber wenig angesagt war und daher nach Flops lieber in Frankreich und England drehte. Hier lernte sie ihren zweiten Ehemann David Cameron kennen und sang auch vermehrt wieder, was sie dann auch in Deutschland wieder zurück ins Rampenlicht brachte, mit mehreren erfolgreichen Schallplatten voller aus dem Leben gegriffener, mit rauchiger, tiefer Stimme glaubwürdig gebrachter Chansons.

1968 erblickte nicht nur Tochter Christina Antonia das Licht der Welt, auch Knefs größer musikalischer Hit “Für mich soll’s rote Rosen regnen” erschien. Ihre Konzerte mit begleitenden Big Bands waren große Erfolge, die Knef war wieder überall beliebt – und erfolgreich dann auch als Autorin mit ihrem 1970 veröffentlichten autobiografischen Buch “Der geschenkte Gaul” oder 1975 “Das Urteil”, in dem sie über ihre Brustkrebserkrankung schrieb – damals ein Tabu. Doch auch dann ging es wieder nach unten in ihrer Karriereachterbahn, mit weniger Schallplattenverkäufen und vermehrter Präsenz in den Boulevardmedien, auch durch die Hochzeit mit dem 15 Jahre jüngeren Paul von Schell oder eine chirurgische Gesichtsverjüngung.

Die lohnende Doku “Ich will alles. Hildegard Knef” führt mit jeder Menge Archivmaterial aus sechs Jahrzehnten chronologisch durch das aufregende Leben einer ehrgeizigen, attraktiven und sehr talentierte Frau, die nicht immer die richtigen Entscheidungen traf, aber immer wieder aufstand. Besonders interessant sind die einstigen Interviewsequenzen, in denen die 2002 verstorbene Knef selbst erzählt und sehr bedacht reflektiert, aber auch ihre Tochter Christina Palastanga liefert wertvolle Beiträge, ebenso wie Paul von Schell. Ergänzt wird das Ganze von einigen autobiografischen Sequenzen von Hildegard Knef, die von Nina Kunzendorf eingesprochen wurden.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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