IF: Imaginäre Freunde
Darsteller: Cailey Fleming, Ryan Reynolds, John Krasinski, Fiona Shaw
Regie: John Krasinski
Dauer: 108 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: paramount.de/if-imaginaerefreunde
Facebook: facebook.com/Paramount.Pictures.Germany.Kino
Kinostart: 16. Mai 2024
Nachdem der Horrorfilm “Imaginary” sich ja kürzlich erst mit einem im Halbschatten traurig düster dreinschauenden Teddy auf dem Plakat für ZuschauerInnen ab 16 Jahren einem imaginären Freund widmete, macht “IF: Imaginäre Freunde” nun für Publikum jeden Alters klar, dass eingebildete Wegbegleiter auch jede Menge Spaß und Halt bringen können. Für Regie und Drehbuch zeichnete hierbei John Krasinski verantwortlich, der als Filmemacher mit den Dramen “Promised Land” (2012) und “Die Hollars – Eine Wahnsinnsfamilie” (2016) sowie den beiden erfolgreichen “A Quiet Place”-Horror-Thrillern (2018 und 2020) mal so gar nicht im leicht unterhaltenden Fach unterwegs war. Als Schauspieler hingegen war er neben seiner Darstellung des Jack Ryan in vier Staffeln der gleichnamigen Action-Serie durchaus schon mehrfach im Komödienfach zu sehen, wie zum Beispiel in der Serie “The Office” und der RomCom “Lizenz zum Heiraten” – und als Synchronsprecher war Krasinski auch schon an diversen Animationsstreifen beteiligt, wie “Die Monster-Uni”, “Shrek der Dritte” oder zuletzt “DC League of Super-Pets”, wo er Superman seine Stimme lieh.
In “IF: Imaginäre Freunde” sehen wir John Krasinski nicht als Superman, aber als ganz tollen alleinerziehenden Vater, der seiner inzwischen zwölfjährigen Tochter Bea (Cailey Fleming) mit positiver Lebenseinstellung, Herzenswärme und auch Humor über den schmerzhaften Verlust der Mutter hinweg geholfen hat. Nun liegt er selbst im Krankenhaus und hat eine nicht ungefährliche Operation am Herzen vor sich, vermittelt Bea aber auf gewohnt witzreiche Art und Weise nur Zuversicht – schließlich soll sie sich nicht sorgen, auch wenn das Mädchen immer wieder betont, sie sei kein Kind mehr und müsse daher auch nicht so behandelt werden.
Während Bea für einige Tage von ihrer Großmutter (Fiona Shaw) betreut wird, lernt sie eher zufällig den in oberer Etage lebenden Nachbarn Cal (Ryan Reynolds) kennen. Als dieser plötzlich in seiner Wohnung mit anderen spricht, obwohl doch niemand außer ihm anwesend sein sollte, kommt heraus, dass er verschiedene Imaginäre Freunde betreut. Was verrückt klingt, erklärt Cal so, dass die sogenannten IFs früher von Kindern erdacht und geliebt wurden, durch deren Erwachsenwerden aber nun sozusagen ohne Besitzer seien. Noch verrückter ist, dass nicht nur Cal die für alle anderen unsichtbaren IFs sehen und mit ihnen sprechen kann, sondern auch Bea.
So nutzt sie die Abwesenheit ihres Vaters, Cal dabei zu unterstützen, neue Kinder für die IFs wie den großen, flauschigen und tollpatschigen “Blue” – der eigentlich lilafarben ist, aber sein Kind hatte halt eine Farbsehschwäche – die zurückhaltende und aufmerksame Schmetterlingsdame Blossom, den älteren Teddybär Lewis oder das energiereiche, tanzfreudige Einhorn Eini zu finden. Ganz so einfach gestaltet sich die Suche allerdings nicht, wie sich bei der Vorstellungsrunde mit dem in einem Nachbarzimmer des Vaters im Krankenhaus liegenden, kontaktfreudigen Jungen Benjamin (Alan Kim) zeigt.
Mit “IF: Imaginäre Freunde” bietet John Krasinski eine bunte Fusion aus Realfilm und Animation, die durchaus ideenreich daher kommt, aber vor allem Kindern Spaß bereiten dürfte. Diese bilden zwar sicherlich die Haupt-Zielgruppe des Streifens, und doch wäre es schön gewesen, wenn er auch für Erwachsene noch besser funktioniert hätte. Jüngeres Publikum wird sich weniger daran stören, dass die Figur der Bea zu glattgebügelt erscheint und sie sich den neuen Begebenheiten, die für eine Zwölfjährige einen elektrisierenden Wahnsinn bedeuten sollten, viel zu gefasst und unaufgeregt annimmt.
Auf der anderen Seite ist die Handlung gar nicht mal unkomplex, geht es doch um das Wiederentdecken der eigenen, verdrängten oder verlorenen Vorstellungskraft, und auch um die Bewältigung von Traumata. Dies werden jüngere ZuschauerInnen vermutlich eher nur beiläufig mit aufnehmen, während sie Spaß an den imaginären Freunden haben, die farbenfroh und witzig gestaltet sind, zudem gut animiert wurden.
Bei Beschau der SynchronsprecherInnen würde sich das Ansehen der englischen Originalversion lohnen, mit Steve Carell als Blue, Phoebe Waller-Bridge als Blossom, Louis Gossett Jr. als Lewis und Emily Blunt als Eini in den größeren Sprechrollen, dazu einer Starriege für die kleineren mit Matt Damon, George Clooney, Sam Rockwell, Awkwafina, Bradley Cooper, Richard Jenkins, Amy Schumer, Blake Lively oder Vince Vaughn – und John Krasinski selbst als Marshmallow. Im Deutschen hören wir durchaus überzeugend Rick Kavanian als Blue und Christiane Paul als Blossom, dann aber ist Lina Larissa Strahl als Eini auch schon der letzte bekannte Name, vielleicht noch abgesehen von Kinderliedermacher herrH.
“IF: Imaginäre Freunde” lässt sich zwar gut anschauen, besitzt aber für herangewachsenes Publikum zu wenige Gags, die wirklich zünden. So erfreuen sich Erwachsene vielleicht am angenehm zurückhaltenden, passenden Spiel von Ryan Reynolds, am liebevollen Umgang des Vaters mit Bea, am witzigen Benjamin, an einer schönen, warmherzigen Ballett-Szene und im Abspann an der Nennung von Brad Pitt als Stimme des unsichtbaren IF Keith – der gar nicht spricht. Weniger erbaulich bleibt hingegen der zu aufdringlich wirkende Score von Michael Giacchino in Erinnerung, bei einem im Endeffekt mittelprächtigen Film, der sein Potenzial leider nicht ausschöpft.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten