In voller Blüte
Darsteller: Michael Caine, Glenda Jackson, John Standing, Danielle Vitalis
Regie: Oliver Parker
Dauer: 96 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.leoninedistribution.com/filme/167341/in-voller-blute.html
Facebook: facebook.com/LEONINEStudios
Kinostart: 23. November 2023
Wenn “In voller Blüte” in unseren Kinos startet, dann liegt nicht nur ein Film über ein altes Ehepaar und einen rüstigen Rentner vor, sondern auch einer, der einen Abschied von Glenda Jackson und Michael Caine bedeutet. Bei Letzterem ist es zum Glück “nur” so, dass er die Entscheidung getroffen hat, sich mit 90 Jahren zur Ruhe zu setzen und keine weiteren Rollen mehr anzunehmen, wie er in einem Interview mit BBC Radio erklärte – und einen entspannten Lebensabend gönnt dem sympathischen zweifachen Oscar®-Preisträger wohl jeder. Der ebenfalls zweifach Oscar®-prämierten Glenda Jackson hingegen war es nicht mehr vergönnt, die Premiere des Streifens mitzuerleben, verstarb sie doch am 15. Juni 2023 im Alter von 87 Jahren.
Eine ordentliche Portion Wehmut schwingt also mit, wenn man die beiden hier noch einmal als Ehepaar erlebt, welches sie für “Die romantische Engländerin” 1975 schon einmal gaben. In voller Blüte ihres Lebens stehen Bernard Jordan (Michael Caine) und seine Gattin Rene (Glenda Jackson) nun aber schon längst nicht mehr und wohnen in einem Pflegeheim, wobei er sich mit 89 Jahren noch durch Spaziergänge an frischer Luft und gerne an die britische Küste etwas fit zu halten versucht, während sie dem Alter schon weit mehr Tribut zollen muss, aber nichts von ihrer Liebenswürdigkeit, Schlagfertigkeit und ihrem Humor eingebüßt hat.
Als im Sommer 2014 der 70. Jahrestag des D-Day ansteht, wie im Zweiten Weltkrieg die Landung der Alliierten in der Normandie genannt wird, geht dies an Bernard nicht vorbei. Viel zu präsent sind sie immer noch, die Erinnerungen an damals, die immer wieder hochkommen, und so fasst er den spontanen Entschluss, zum angesetzten Treffen mit anderen Veteranen an einem Strand in Frankreich zu fahren, um den gefallenen Kameraden zu gedenken. Rene nimmt die Idee nicht ganz ernst, als ihr Bernie aber nicht zurück in die Heimwohnung kommt, ist ihr schon klar, dass er sich auf den Weg gemacht hat, auch wenn sie dies vor dem Pflegepersonal wie Adele (Danielle Vitalis), die ihrem Gatten noch entgegen kam, zunächst geheim hält.
Wo andere auf halben Weg scheitern würden, ist Bernard erfolgreich und bekommt einen Platz auf der Fähre in die Normandie, wo er sich zwar erst etwas isoliert, dann aber doch andere Veteranen kennenlernt, von denen vor allem Arthur (John Standing) nicht nur gesprächswillig, sondern auch hilfsbereit daher kommt. Während Bernie auf seiner Reise auch mit Traumata konfrontiert wird und ihm immer wieder damalige Momente von Verbrüderung über Angst bis zu Verlust in den Kopf schießen, fällt im Heim dann doch auf, dass er verschwunden ist, und so wird die Suche nach ihm gestartet und er unfreiwillig über die Medien zu einem bekannten, bald gefeierten Gesicht.
“The Great Escaper” nennen sie ihn, und so lautet auch der englische, weit besser passende Titel von “In voller Blüte”. Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Bernard Jordan, der 2014 aus seinem Pflegeheim im Viertel Hove im südenglischen Brighton am Ärmelkanal verschwand und dessen Geschichte in den britischen Medien für Aufsehen sorgte. 2015 verstarb der Ausreißer im Alter von 90 Jahren, nur kurz darauf auch seine Frau Irene, genannt Rene.
Über die Verfilmung seiner Geschichte konnten sich die beiden also nicht mehr freuen, Glenda Jackson wiederum kam noch in den Genuss, ihr letztes Werk bei einem speziellen Screening zu sehen, das Regisseur Oliver Parker angesetzt hatte. Natürlich steht Michael Caine als ausbüxender Veteran im Mittelpunkt, und er spielt diesen auch sehr gut, Jacksons Leistung als witzige, charmante alte Dame aber ist ebenfalls hervorragend. Die Darstellungen der beiden gehen ans Herz, und das täten sie auch, wenn man sie hier nicht zum letzten Mal in einem Film sehen würde. So aber bedeutet der Streifen nun auch einen würdigen Abschluss zweier herausragender Karrieren und ist es alleine dadurch schon wert, angeschaut zu werden.
Die Handlung an sich kommt über das prädikat “nett” nicht hinaus, es langweilt aber auch nicht, zu sehen, wie der alte Bernie sich auf den Weg in die Normandie macht. Die Darstellung der Herzlichkeit und großen Liebe auch nach mehr als 60 Jahren Ehe, der Umgang der beiden miteinander und auch Renes bald alleine alles andere als verzweifelndes, im Gegenteil sogar selbst in gewisser Sorge noch beschwingtes Auftreten im Heim sind aber sehr wichtig dafür, dass “In voller Blüte” zu unterhalten weiß.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten