Home Film “Irresistible – Unwiderstehlich” – die Komödie nimmt gekonnt skrupellose Wahlkampfpraktiken aufs Korn

“Irresistible – Unwiderstehlich” – die Komödie nimmt gekonnt skrupellose Wahlkampfpraktiken aufs Korn

Autor: Mick

"Irresistible - Unwiderstehlich" Filmplakat (© 2020 Focus Features, LLC. All Rights Reserved)

Irresistible – Unwiderstehlich

Darsteller: Steve Carell, Chris Cooper, Mackenzie Davis, Brent Sexton
Regie: Jon Stewart
Dauer: 102 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: upig.de/micro/irresistible
Facebook: facebook.com/Focus.Features.DE


Der US-Präsidentschaftswahlkampf biegt unaufhaltsam auf die Zielgerade ein, was unschwer daran zu erkennen ist, dass sich beide Lager so langsam warmlaufen und in immer kürzeren Abständen ihre Pfeile aufeinander abfeuern. Passend dazu kommt bei uns jetzt Jon Stewarts Satire „Irresistible – Unwiderstehlich“ in die Kinos, die augenzwinkernd die perfiden Wahlkampfpraktiken in den Vereinigten Staaten auf die Schippe nimmt. Komiker Jon Stewart, schon zu seinen Zeiten als Gastgeber von „The Daily Show“ und als Moderator der Oscar®-Gala dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, beschäftigt sich jetzt in seiner zweiten Regiearbeit äußerst kritisch mit den Vorgängen hinter den Kulissen der Politik und entführt uns in die Welt des demokratischen Wahlstrategen Gary (Steve Carell).

Den hat der Wahlsieg Donald Trumps 2016 geradezu traumatisiert und nun lässt er mit seinem Team nichts unversucht, um die Niederlage zu analysieren. Aus Fehlern lernen, heißt ihre Devise und als einen ihrer größten machen sie aus, die Macht der Landbevölkerung weithin unterschätzt zu haben. Da kommt ihnen Jack Hastings (Chris Cooper) wie gerufen, dessen empörter Auftritt in der Gemeindeversammlung im erzkonservativen Hinterland Wisconsins im Netz gerade viral geht. Was also liegt näher, als den ehemaligen Armee-Colonel, wo er sich doch offensichtlich überhaupt nicht scheut auch bei reichlich Gegenwind ausgesprochen demokratische Grundsätze zu vertreten, vor ihren Karren zu spannen und als Sympathieträger des vorher vernachlässigten Wählerpotenzials aufzubauen. Das aber funktioniert schließlich nur mit dem Einverständnis Hastings‘, also macht sich Gary kurzerhand höchstpersönlich auf ins idyllische Deerlaken am Ende der Welt.

"Irresistible - Unwiderstehlich" Szenenbild (© 2020 Focus Features, LLC. All Rights Reserved)

(© 2020 Focus Features, LLC. All Rights Reserved)

Schon das nutzt Stewart, um mit den gängigen Klischees zu spielen und den „Business Casual“ gekleideten Gary in seinem schicken SUV auf die bodenständigen Bauern loszulassen. Das ist zwar nicht sonderlich innovativ, funktioniert aber mit dem in seiner Rolle sichtlich aufgehenden Steve Carell ganz ausgezeichnet, der in seinem Spiel schnell die Blase der Politgesellschaft Washingtons entlarvt und dabei immer wieder für Erheiterung sorgt. Doch damit gibt sich Stewart in seiner kurzweiligen Inszenierung bei Weitem nicht zufrieden, gibt uns nach erstaunlich reibungslos erfolgter Überzeugung Hastings‘ durch Garys nicht immer einwandfreie Methoden einen erhellenden Einblick in die Denkweise amerikanischer Spindoctors, für die das Spiel vor allem mit den neuen Medien zu einem persönlichen Wettkampf verkommt.

So lässt nach ersten gefeierten Erfolgen bei Umfragen vor der Bürgermeisterwahl in Deerlaken auch seine republikanische Gegenspielerin Faith Brewster (Rose Byrne) nicht lange auf sich warten, nimmt den von ihm geworfenen Fehdehandschuh auf und den amtierenden, alteingesessenen Bürgermeister Braun (Brent Sexton) mit frischen Spendengeldern unter ihre Fittiche. Und schon kann sie losgehen, die skrupellose Schlammschlacht um Deerlaken, Wisconsin.

Was anfänglich mit dem Aufeinanderprallen der Gegensätze auf dem Lande noch etwas oberflächlich wirkt, ist spätestens mit der eigentümlichen Akquise von Wahlkampfspenden bissigste Satire, macht minütlich mehr Spaß, wenn im surrealen Wahlkampftrubel im beschaulichen Deerlaken immer mehr Register gezogen werden und die Entkoppelung der Politstrategen von den wirklichen Bedürfnissen der Bürger deutlich wird, die letztendlich nur Wahlstimmen sind. Dass zum Ende ein durchaus überraschender Twist in der Handlung überaus lehrreich die missbräuchliche Verwendung von Spendengeldern thematisiert, rundet die gelungene Politsatire bestens ab und macht sie so zu einem stimmigen Vergnügen mit reichlich Tiefgang.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

Related Articles