Home Film “Jagdsaison” – die größtenteils unlustige Komödie zeichnet ein fragwürdiges Frauenbild

“Jagdsaison” – die größtenteils unlustige Komödie zeichnet ein fragwürdiges Frauenbild

Autor: Tobi

"Jagdsaison" Filmplakat (© TOBIS Film GmbH)

Jagdsaison

Darsteller: Rosalie Thomass, Marie Burchard, Almila Bagriacik, Tobias Licht
Regie: Aron Lehmann
Dauer: 93 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: tobis.de/titel/jagdsaison
Facebook: facebook.com/TobisFilm


Dass die Dänen ganz hervorragende Komödien machen können, die gerne auch mit wunderbaren Charakteren, tiefschwarzem Humor und politischer Unkorrektheit daher kommen, das wissen wir. Damit wir allerdings nicht denken, dass im nordischen Nachbarland das Niveau humorvoller Streifen immer hoch ist, wird uns nun mit “Jagdsaison” eine deutsche Adaption des 2019er-Streifens “Jagtsæson” serviert, die sich in eine ganze Reihe dürftiger Komödien einreiht, die hierzulande zuletzt zu entgeistern wussten.

Gut, das Ziel von Regisseur Aron Lehmann und seiner Lebenspartnerin Rosalie Thomass, die auch eine der drei Hauptdarstellerinnen ist, wird ein anderes gewesen sein, als sie zusammen mit Lea Schmidbauer das Drehbuch verfassten, welches sich eng ans Original hält. Aber selbst als seichte Unterhaltung funktioniert der Streifen nicht, da Zotigkeit und Humor ins Leere laufen und zudem ein sehr fragwürdiges Frauenbild gezeichnet wird.

Im Mittelpunkt steht Eva (Rosalie Thomass), die vor einiger Zeit von ihrem Mann Steffen (Tobias Licht) für die Beauty-Influencerin Bella (Almila Bagriacik) verlassen wurde und hierüber genauso wenig hinweg kommt wie darüber, dass sie ihre Tochter Olivia (Lyn Stucht) nicht mehr ständig um sich hat, um ihre Liebe und Aufmerksamkeit konkurrieren muss und dass sie so langsam auf die 40 zugeht und sich hierbei wenig im Lebensglück manifestiert sieht. Mit rosa Haarenden will sie sich zwar hipper machen, nimmt sich aber mit ungelenker Kleidungswahl jeden möglichen Wind selbst wieder aus den Segeln, und dass sie zudem auch gerne mal tollpatschig auftritt, bewirkt das Gegenteil vom Erhofften – Olivia findet Mami so manches Mal peinlich.

Gut, dass Eva zumindest die allerbeste Freundin Marlene (Marie Burchard) geblieben ist, denn mit dieser kann sie auch mal Spaß haben – von Buddy-Abenden bis zu infantilem, rücksichtslosem und Ordnung zerstörendem Gehabe im Spielwarenladen. Als hier dann Steffen und Bella aufkreuzen, wird plötzlich klar, dass Letztere zwar Evas Hassobjekt darstellt, für Marlene aber zur großen Überraschung eine Freundin zu sein scheint, mit der sie sich öfters mal trifft. Eva stellt Marlene zur Rede und erfährt, dass sie ein Wochenende mit Bella geplant hat, um sich im Umfeld einer organisierten Jagd die Hörner abzustoßen … also in ganz negativem Sinne, hat Marlene auf einer Tagung doch den attraktiven Peter (August Wittgenstein) kennen gelernt und will sich diesen auf Bellas Rat hin sozusagen aus dem Kopf vögeln – schließlich ist sie eigentlich glücklich verheiratet, wobei der eheliche Sex nach vielen Jahren zu einer nicht mehr die ganz große Aufregung erzeugenden Nebensache und Normalität geworden ist.

Nach der Tochter auch noch die beste Freundin mit Bella zu teilen, erscheint Eva keine tolle Idee, und so entscheidet sie sich, mit zum von Bella initiierten Wellness-Wochenende auf dem Jagdschloss zu fahren. Keine Frage, dass diese ungewöhnliche Konstellation zu einigem Chaos führt, bei dem dann auch noch ein Clown (Golo Euler) ins Spiel kommt.

"Jagdsaison" Szenenbild (© TOBIS Film GmbH)

Eva (Rosalie Thomass), Marlene (Marie Burchard) und Bella (Almila Bagriacik) (© TOBIS Film GmbH)

Die deutsche Komödie erlebt in den letzten Jahren nicht gerade ihre beste Zeit, aber zum Glück gab es hin und wieder auch mal gelungene Streifen zu sehen. Mit “Das perfekte Geheimnis” und “Contra” waren hier ebenfalls Neuumsetzungen ausländischer Stoffe dabei, allerdings wurden diese sehr gut adaptiert, während man hier nun eher eine fade Blaupause geboten bekommt.

“Jagdsaison” hat zwar durchaus einige unterhaltsame Momente, krankt aber an ganz wichtigen Punkten. Zum einen wäre da eine fehlende Identifikationsfigur. Die drei im Fokus stehenden Damen sind allesamt unsympathisch, ob sich nun Eva äußerst ungeschickt verhält und damit auch die Beziehung zur eigenen Tochter erschwert, Marlene bereit ist, eine eigentlich gute Ehe für ein sexuelles Abenteuer aufs Spiel zu setzen oder Bella hierzu rät und zudem völlig selbstverliebt, rücksichtslos und ohne Feingefühl agiert. Da ist man schon froh, einen bodenständigen, ruhigen Clown zu finden, der erträglich ist – denn auch einige der männlichen Charaktere wie der zum Flachlegen einer Ehefrau bereite Peter oder der die Jagd organisierende, seinen nervigen Hund liebende Ede (Luc Feit) sind wenig angenehm.

Auch wenn Eva zumindest mal zum löblichen Ziel hat, Marlenes Fremdgehen zu untergraben – der Film zeichnet vor allem ein durchaus fragwürdiges Frauenbild, anstatt die Ladies zu starken Charakteren werden zu lassen. Sehr schade ist dies vor allem bei Almila Bagriacik, deren Rollenwahl mit dem Doku-Drama “Die Opfer – Vergesst mich nicht”, dem bewegenden “Nur eine Frau” und der Serie “4 Blocks” überzeugte und die seit 2018 auch im “Tatort” als Kommissarin im Team von Borowski zu gefallen weiß.

In puncto Humor schafft es “Jagdsaison” nicht, einen oft zu erheitern. Evas Slapstick zu Beginn, beim Parken oder beim Yoga ist ebenso unlustig wie das unrealistische Herumwüten im Geschäft, und viele der Dialoge verflachen komplett. Der Versuch, hier dann eben in Grenzbereiche zu gehen und Dinge wie – natürlich misslungenes – Analwaxing oder das Aussehen weiblicher Intimbehaarung für Lacher zu bemühen, schlägt ebenso fehl, weil hier alles einfach viel zu platt herbeigeschrieben wurde und fernab jeglicher Realität serviert wird. Dann werden halt Tiere erschossen, das muss doch als Schocker ziehen – nein, tut es nicht. Insgesamt ein lauer Spaß, oder eben keiner.

Trailer:

Bewertung: 3 von 10 Punkten

 

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