Home Film “Jungle Cruise” – Disneys Dschungelabenteuer gerät ein bisschen oberflächlich

“Jungle Cruise” – Disneys Dschungelabenteuer gerät ein bisschen oberflächlich

Autor: Mick

"Jungle Cruise" Filmplakat (© Disney. All Rights Reserved.)

Jungle Cruise

Darsteller: Emily Blunt, Dwayne Johnson, Jack Whitehall, Jesse Plemons
Regie: Jaume Collet-Serra
Dauer: 127 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: disney.de/filme/jungle-cruise
Facebook: facebook.com/disneydeutschland


Selbst beim mit den nötigen Rücklagen ausgestatteten Branchenriesen Disney schrillen wohl so langsam die coronabedingten Alarmglocken. Schon der letztjährige Hoffnungsträger „Mulan“, Realverfilmung des Zeichentrickklassikers von 1998, wurde nach mehrmaliger pandemiebedingter Kinostartverschiebung komplett in den kürzlich geschaffenen, hauseigenen Streamingdienst Disney+ ausgelagert, um einen wirtschaftlichen Totalausfall zu vermeiden. Seitdem setzt das breit aufgestellte Unternehmen vermehrt auf die zeitnahe parallele Auswertung in Kino und Onlinedienst, um sich mehr von den Öffnungsmodalitäten der Lichtspielhäuser unabhängig zu machen. So verwundert es auch nicht, dass sein neuer Blockbuster „Jungle Cruise“ fast gleichzeitig im Kino und im Stream an den Start geht.

Für den hat Regisseur Jaume Collet-Serra („House of Wax“, “The Commuter“) nämlich richtig Geld in die Hand bekommen, was den unternehmerisch so wichtigen Return of Invest, das Einspielen mindestens der zuvor investierten Summe, in der jetzigen Zeit verdammt schwierig macht. Dabei läuft die gut geölte Marketing-Maschine schon auf Hochtouren, zumal „Jungle Cruise“ statt auf einem Roman auf den gleichnamigen Attraktionen der Disney-Themenparks basiert und damit geschickt Synergieeffekte ausnutzt.

Tatsächlich zitiert der Streifen, in dem sich die britische Forscherin Lily Houghton (Emily Blunt) mit ihrem Bruder MacGregor (Jack Whitehall) zur Zeit des ersten Weltkriegs auf eine Dschungelexpedition begibt, einige Überraschungen der Fahrgeschäfte, die man sich mit etwas Fantasie dann auch lebhaft vorstellen kann. Deren Umsetzung auf der Leinwand jedenfalls gelingt dem auf Action spezialisierten Katalanen Collet-Serra ganz ausgezeichnet, der uns auf dem Amazonastrip der Beiden animierte Schlangen, Pflanzen und Untote nur so um die Ohren haut.

Auf den lassen sie sich nämlich ein, um an die sagenumwobenen „Tränen des Mondes“ zu kommen, seltene Blüten, deren Inhaltsstoffe heilende Wirkung entfalten sollen und damit die Medizin revolutionieren würden. Von einer antiken Pfeilspitze schon in London auf diese hingewiesen, lässt es sich die wissbegierige Lily natürlich nicht nehmen, der Sache auf den Grund zu gehen und mit ihrem genauso skeptischen wie tollpatschigen Bruder kurzerhand in den brasilianischen Urwald zu reisen.

"Jungle Cruise" Szenenbild (© Disney. All Rights Reserved.)

(© Disney. All Rights Reserved.)

Von Anfang an setzt der Film auf die gegensätzlichen Charaktere der Geschwister, die Emily Blunt und Jack Whitehall hier zwar sympathisch aber doch allzu slapstickartig verkörpern und sich auch für den billigen Gag nicht zu schade sind. Da reiht sich Dwayne Johnson als Skipper Frank Wolff bestens ein, dessen Dienste sie sich für die Bootsfahrt zum legendären Ort sichern, und der mit seinen Wortwitzen fortan für die Running Gags in der ziemlich eindimensionalen Handlung verantwortlich ist. Und doch ist die Jagd nach den Blüten kurzweilig inszeniert, bringen die rasanten Animationen große Freude und warten sogar mit so manchem überraschenden Einfall auf.

Das entschädigt für die vorherrschende Oberflächlichkeit der Handlung, die allenfalls der von Jesse Plemons im Original herrlich mit deutschem Akzent gegebene Oberst Prinz Joachim durchbricht, der die wundersamen Heilkräfte dem deutschen Militär zur Verfügung stellen will und die Pläne unsrer drei Helden immer wieder durchkreuzt. Wer aber größeren Tiefgang erwartet, ist bei „Jungle Cruise“ sowieso falsch, der mit seinem temporeichen Bootsabenteuer zumindest ehrliches, bildgewaltiges Popcornkino bietet.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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