Juror #2
Darsteller: Nicholas Hoult, Toni Collette, J.K. Simmons, Kiefer Sutherland
Regie: Clint Eastwood
Dauer: 114 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.warnerbros.de/de-de/filme/juror-2
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Kinostart: 16. Januar 2025
Mit “Juror #2” legt Altmeister Clint Eastwood seinen wohl letzten Film vor, und nachdem ihm sein Western “Cry Macho”, in dem er auch die Hauptrolle spielte, 2021 gemischte Kritiken und – wohlgemerkt auch von der Pandemie und parallelem Streaming-Start in den USA beeinflusst – ein dürftiges Einspielergebnis einbrachte, legt der 94-Jährige hiermit noch einmal einen richtig guten Streifen vor. Bei diesem beschränkte er sich dann auch auf die Arbeit als Regisseur, hat mitproduziert und überließ das Schauspiel einem mit Nicholas Hoult, Toni Collette, J.K. Simmons und Kiefer Sutherland durchaus namhaften Cast.
Im Zentrum des Geschehens steht Justin Kemp (Hoult), der als Journalist und Familienvater eigentlich gut eingespannt ist, dann aber zum Auswahlprozess der Geschworenen in einem Mordfall eingerufen wird. Auch wenn er nicht zwingend erpicht ist, zu den final zwölf Auserwählten zu gehören, wird er auserwählt. Es geht um den Tod von Kendall Carter, die ein Jahr zuvor mit Verletzungen im Flussbett unterhalb einer kleinen Straßenbrücke aufgefunden wurde. Wie außer Frage steht hatte sie am Abend zuvor in einer Bar einen heftigen Streit mit ihrem Freund James Sythe (Gabriel Basso), der auf dem Parkplatz unter Beobachtung anderer Gäste fortgeführt wurde, bis sich Kendall zu Fuß auf den Heimweg machte und der alkoholisierte, ihr drohende James dann kurz darauf mit seinem Wagen in ihre Richtung weg fuhr.
Dieser behauptet, natürlich aufgebracht gewesen zu sein, aber kein Mörder, hätte er doch bald gewendet und sich in anderer Richtung aufgemacht, außerdem seine Freundin geliebt, der er nie hätte weh tun können. Während Staatsanwältin Faith Killebrew (Collette) die Geschworenen zu überzeugen versucht, dass der Täter hier doch klar ersichtlich sei, erinnert sich Justin daran, dass er an diesem Abend auch in der Bar war, als trockener Alkoholiker vor einem hochprozentigem Glas saß, das er dann doch nicht anrührte, den Streit mitbekam und beim Heimfahren einen Unfall hatte. Damals stieg er aus und vermutete, ein Tier angefahren zu haben, das anscheinend nicht groß verletzt direkt wieder im Wald verschwunden sein muss.
Da dies an der besagten Brücke geschah wird Justin klar, dass er vermutlich die junge Frau erwischt hatte und sie durch den Aufprall heruntergeschleudert wurde. Aber wie soll er nun mit der Situation umgehen? Den Angeklagten, der auch auf Grund vorgebrachter Argumente durchaus in die Arschloch-Rubrik eingeordnet werden kann, zu Unrecht ins Gefängnis zu schicken wäre wohl das einfachste, auch weil die anderen Geschworenen hierzu tendieren, aber das kann er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Andererseits natürlich will er seine Existenz und die seiner Familie nicht aufs Spiel setzen. Er kontaktiert den von den Anonymen Alkoholikern bekannten Anwalt Larry Lasker (Sutherland) und versucht dann, andere der Geschworenen wie den früheren Detektiv Harold Chicowski (Simmons) zu Zweifeln zu bewegen, damit am Ende am besten weder Sythe noch er im Knast landen.
Basierend auf einem Drehbuch von Jonathan Abrams, den man eigentlich nur als Schreiber des Musicals “The Heart of Rock and Roll” kennen könnte, beschert der große Clint Eastwood mit “Juror #2” einen packenden Film, der ein absolut würdiges Karriereende bedeuten würde – wenn er, der am 31. Mai 95 Jahre alt wird, denn nun wirklich Schluss macht.
Auch wenn es Rückblicke auf die Unglücksnacht, Ausflüge zur Brücke und Szenen im Haus von Justin oder beim Anwalt gibt, spielt der Streifen viel im Gerichtssaal und dem Nachbarraum, in dem sich die Geschworenen beraten, von denen nicht wenige an einer schnellen Verurteilung interessiert sind, um den Fall rasch abschließen und sich wieder auf ihr sonstiges Leben konzentrieren zu können. Hier kommt es dann zu interessanten Diskussionen. Die Einstufung als Justizdrama ist also in jedem Fall korrekt, wobei hier aber das moralische Dilemma den Fokus bildet, in das der sympathische Justin gerät, der sich plötzlich schuldig fühlt, wobei natürlich immernoch die Restchance auf einen Wildunfall und die Verkettung von Ereignissen bleibt. Dies transportiert Eastwood ganz hervorragend, mit dichter Atmosphäre, sehr viel Spannung und tollen SchauspielerInnen.
In den USA bekam “Juror #2” im November nur einen limitierten Kinostart in recht wenigen Lichtspielhäusern und ist seit 20. Dezember schon beim Streamingservice Max zu sehen, für den er wohl ursprünglich auch geplant war – was dann auf den ersten Blick wieder für ein ernüchterndes Einspielergebnis sorgte. Da kann man nur hoffen, dass andere Märkte wie unserer dem Altmeister doch in dieser Hinsicht noch etwas mehr Freude bescheren. Verdient hätte er es genauso wie dieser Film, der überzeugt und sich sehr gut anschauen lässt.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten