Home Film “Kajillionaire” – eine eigenwillige, im Stillen aber unterhaltsame Komödie

“Kajillionaire” – eine eigenwillige, im Stillen aber unterhaltsame Komödie

Autor: Tobi

"Kajillionaire" Filmplakat (© 2020 Focus Features, LLC.)

Kajillionaire

Darsteller: Evan Rachel Wood, Gina Rodriguez, Richard Jenkins, Debra Winger
Regie: Miranda July
Dauer: 105 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: upig.de/micro/kajillionaire
Facebook: facebook.com/Focus.Features.DE


Mit “Kajillionaire” legt die renommierte Performancekünstlerin und Autorenregisseurin Miranda July ihren dritten Spielfilm nach “Ich und du und alle, die wir kennen” und “The Future” vor. Zum ersten Mal übernimmt sie hierbei die Hauptrolle nicht selbst und baut unterdessen auf ein Quartett, in dem Richard Jenkins und Debra Winger als erfahrene Charakterdarsteller die Eckpfeiler für die stark aufspielenden Evan Rachel Wood (“Dreizehn”, “Die Lincoln Verschwörung”, “The Ides of March – Tage des Verrats”) und Gina Rodriguez (“Jane the Virgin”, “Deep Water Horizon”) bilden.

Theresa (Debra Winger) und Robert Dyne (Richard Jenkins) bilden mit ihrer 26-jährigen Tochter Old Dolio (Evan Rachel Wood) ein ungewöhnliches Familientrio. Wenn sie nicht gerade zu festgelegten Zeitpunkten im von ihnen als Wohnung genutzten, baufälligen Büroraum sein müssen, um den durchsickernden Schaum der angrenzenden Fabrik von der Wand zu wischen, sind die Drei unterwegs, um mit Gaunereien an Geld zu gelangen – und das nicht mal ausreichend, um die Miete rechtzeitig zahlen zu können.

Hierbei gehen sie sehr eingespielt vor, ob sie nun genau terminiert Pakete aus Schließfächern entwenden oder sonstige Trickbetrügereien abspulen – und das in aller Unaufgeregtheit, als wäre dieser Lebensstil das Normalste der Welt. Während Theresa und Robert allerdings noch recht unauffällig wirken, versprüht Old Dolio als Mittzwanzigerin einen morbiden Charme zwischen kompletter Desillusionierung, Blutarmut und Emotionslosigkeit.

Als die Drei mal vom Einheitsbrei ihrer Gaunereien abweichen und sich nach Gewinn einer Flugreise in Versicherungsbetrug bei verschollenen Koffern versuchen, lernen sie im Flieger die temperamentvolle Melanie (Gina Rodriguez) kennen. Bald schon ist diese eingeweiht und findet Gefallen am Gaunerleben – was für Old Dolio alles andere als einfach ist, stellt Melanie mit ihrem quirligen Wesen und ihrem auf Attraktivität setzenden Äußeren doch einen zu ihr sehr konträren Fremdkörper dar, dem sie nicht trauen kann.

"Kajillionaire" Szenenbild (© 2020 Focus Features, LLC. / Matt Kennedy)

(L nach R) Gina Rodriguez als “Melanie”, Richard Jenkins als “Robert Dyne” und Evan Rachel Wood als “Old Dolio Dyne” in Regisseurin Miranda Julys “Kajillionaire” (© 2020 Focus Features, LLC. / Matt Kennedy)

“Kajillionaire” ist ein skurriler Film über eine ganz eigenwillige, im Leben festgefahrene und doch nicht unglückliche Familie. Miranda July schrieb und inszenierte den Streifen mit einer ungewöhnlichen und durchaus sehr interessanten Erzählweise, die mehr auf Schmunzeln als Lacher setzt, sich also fernab von Slapstick-Komödien oder offensivem Humor bewegt.

Das Leben der Familie Dyne kommt trotzdem unterhaltsam daher, nur eben auf leise Art und Weise. Dass die sich insgeheim nach der Wärme einer traditionellen Familie sehnende Old Dolio sich durch die völlig gegensätzliche, aber eben doch auch Gaunerei-affine Melanie erst überfordert fühlt und dann in verschiedener Hinsicht öffnet, bringt Sinn und Tiefe ins Gesehene und führt zu einer besonderen Coming-of-Age-Geschichte.

“Kajillionaire” ist ein sehr spezieller Film, der aus dem Einheitsbrei von oftmals bei weitem nicht so lustig wie gewollt daher kommenden Komödien heraus sticht und mal etwas ganz Anderes bietet.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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