Kleine schmutzige Briefe
Darsteller: Olivia Colman, Jessie Buckley, Timothy Spall, Anjana Vasan
Regie: Thea Sharrock
Dauer: 99 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.arthaus.de/kleine_schmutzige_briefe
Facebook: facebook.com/ARTHAUS
Kinostart: 28. März 2024
Mit “Kleine schmutzige Briefe” nimmt uns Regisseurin Thea Sharrock mit ins England der 1920er-Jahre und bietet basierend auf einer wahren Geschichte einen Streifen, der schon alleine durch seine Hauptdarstellerinnen reizvoll klingt, sehen wir hier doch die so oft voll überzeugende Oscar®- und BAFTA®-Preisträgerin Olivia Colman (“The Favourite”, “The Father”, “The Crown”) im Zusammenspiel mit der wunderbaren Jessie Buckley (“Die Aussprache”, “Wild Rose”) – erneut, haben die beiden doch vor Kurzem erst in Maggie Gyllenhaals Film-Regiedebüt “Frau im Dunkeln” (2021) zusammen vor der Kamera gestanden.
Friedlich geht es hier allerdings zwischen den beiden nicht zu, vermutet die konservative, tief gläubige Edith Swan (Olivia Colman) doch, dass ihre lebhafte, schnoddrig lockere und von Regeln sowie Anstand wenig haltende Nachbarin Rose Gooding (Jessie Buckley) es ist, die ihr immer wieder anonyme Briefe mit anzüglichen Inhalten und vulgärem Vokabular zukommen lässt. Nicht nur ihrem Mann Edward (Timothy Spall) und ihrer Mutter Victoria (Gemma Jones) klagt Edith ihr Leid, dank Tratsch wissen bald viele im Küstenstädtchen Littlehampton über die Obszönitäten Bescheid und beäugen Rose noch kritischer als sowieso schon.
Diese wiederum fühlt sich zu Unrecht beschuldigt und gibt Edith verbal ordentlich Contra. Beim Streit unter den Frauen bleibt es nicht, bald schon ist Scotland Yard eingeschaltet und droht damit, Rose das Sorgerecht für ihre Tochter zu entziehen. Doch wie soll diese nachweisen, dass sie nicht die Verfasserin der genauso ominösen wie fiesen Schriftstücke ist, die nun auch nicht mehr nur bei Edith landen? Alle scheinen sich auf Rose eingeschossen zu haben, nur die noch junge Polizistin Gladys Moss (Anjana Vasan) ahnt, dass hier etwas nicht stimmt und Rose vielleicht zu Unrecht angeprangert wird.
Es ist eine Freude mit anzuschauen, wie Olivia Colman und Jessie Buckley in Clinch geraten und das Ganze immer weiter eskaliert, “Kleine schmutzige Briefe” aber weiterhin eintrudeln. Die Schauspielerinnen wissen erneut zu überzeugen, aber auch Timothy Spall, Gemma Jones und Anjana Vasan spielen stark, in einer gut gemachten Inszenierung, die Thea Sharrocks dritte Kino-Regiearbeit darstellt nach “Ein ganzes halbes Jahr” (2016) und “Der einzig wahre Ivan” (2020), basierend auf einem Drehbuch des britischen Schauspielers und Autors Jonny Sweet.
Die gezeigte Geschichte hat sich vor knapp 100 Jahren tatsächlich in Littlehampton so zugetragen und wurde nicht nur lokal zu einem großen Skandal. Sicherlich wurde sie nun für die Leinwand etwas ausgeschmückt, so werden zum Beispiel die örtlichen Polizeikräfte abgesehen von der aufgeschlossenen und weit klüger wirkenden Gladys Moss vielleicht doch eine Schippe zu dümmlich dargestellt. Das schmälert den Spaß aber kaum, den der in den versandten Zeilen witzig zotige, ansonsten aber eher ruhig beobachtend erzählte Streifen bietet. Und als Plädoyer gegen Vorverurteilungen wirkt “Kleine schmutzige Briefe” auch alles andere als aus der Zeit gefallen – das Thema ist immer präsent und mit Nachdruck zu versehen.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten