Home Film “Köln 75” – die interessante Geschichte der Entstehung von Keith Jarretts legendärem Konzert unterhaltsam erzählt

“Köln 75” – die interessante Geschichte der Entstehung von Keith Jarretts legendärem Konzert unterhaltsam erzählt

Autor: Tobi

"Köln 75" Filmplakat (© Alamode Film)

Köln 75

Darsteller: Mala Emde, John Magaro, Alexander Scheer, Ulrich Tukur
Regie: Ido Fluk
Dauer: 115 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.alamodefilm.de/kino/detail/koeln-75.html
Facebook: facebook.com/alamode.filme
Instagram: instagram.com/alamodefilm
Kinostart: 13. März 2025


Knappe zwei Monate bevor der US-amerikanische Pianist Keith Jarrett am 8. Mai 2025 seinen 80. Geburtstag feiert startet mit “Köln 75” ein Spielfilm im Kino, der uns unterhaltsam die interessante Geschichte präsentiert, wie es zu seinem legendären Jazz-Solo-Konzert am 24. Januar 1975 in der Oper der Domstadt kam. Die Liveaufnahme dieses Auftritts, der fast geplatzt wäre, wurde als “The Köln Concert” mit über 4 Millionen Exemplaren zur meistverkauften Jazz-Soloplatte und außerdem am öftesten abgesetzten Klavier-Soloplatte, steht somit in den Vinyl-Sammlungen vieler Musik-Fans.

Im Fokus steht aber vor allem Vera Brandes, bei deren Feier zum 50. Geburtstag ihr mürrischer Vater (Ulrich Tukur) anfangs jedem noch einmal uncharmant und mit voller Härte klar macht, wie wenig er mit dem Lebensweg der Tochter (Susanne Wolff) einverstanden ist, die er in seiner unnötigen Rede als größte Enttäuschung seines Lebens bezeichnet. Dann wird zurückgespult in die erste Hälfte der 70er-Jahre, als die rebellische Vera (nun Mala Emde) mit ihren 16 Jahren in Köln lieber die Schule schwänzt, für das Recht auf Abtreibung demonstriert, Drogen austestet oder abends in Musikclubs abhängt, als ihrem in allen Belangen konservativ lebenden Herrn Papa als erfolgreichem Zahnarzt Dr. Brandes nachzueifern.

Als sie dann den britischen Saxophonisten Ronnie Scott (Daniel Betts) kennenlernt, fragt dieser ebenso unbeholfen wie dreist, ob sie nicht eine Tour für ihn und sein Jazz-Trio organisieren könne. Dass sie noch so jung ist, verschweigt die sich geehrt fühlende Vera und nutzt mit gebrochenem Englisch – weil das professioneller wirken soll – das Telefon in der Praxis ihres Vaters, wenn er nicht zugegen ist. Und siehe da, tatsächlich bucht sie Auftritte und steigt so langsam aber sicher ins Musikbusiness ein. Veras beste Freundin Isa (Shirin Lilly Eissa) findet das natürlich obercool, und obwohl ihr Bruder Fritz (Leo Meier) diese Begeisterung nicht teilt verpfeift er sie nicht, ist er als momentan Arbeitsloser doch für den unnahbaren Vater ebenso ein Versager.

Als Vera dann mit 18 Jahren auf den Jazztagen in Berlin den aus Pennsylvania stammenden Pianisten Keith Jarrett (John Magaro) spielen sieht, ist sie wie weggeblasen. Sie setzt sich zum Ziel, Jarrett nach Köln zu holen, und zwar auf eine ganz große Bühne. Die Kölner Oper möchte sie mit ihm füllen. Nun ist es aber so, dass der eigenwillige Musiker, der mit seinem Produzenten Manfred Eicher (Alexander Scheer) im Kleinwagen von Auftritt zu Auftritt fährt, hieran zunächst wenig Interesse hat. Trotzdem bekommt sie die Oper gebucht und Jarrett überredet, der allerdings nur auf einem Bösendorfer-290-Imperial-Konzertflügel spielen will – der dann zum großen Schock Veras gegen alle Absprachen mit den Opern-Verantwortlichen nicht auf der Bühne steht, sondern nur ein Stutzflügel mit diversen Problemen.

"Köln 75" Szenenbild (© Alamode Film)

John Magaro, Alexander Scheer und Mala Emde in “Köln 75”
(© Alamode Film)

Mit “Köln 75” präsentiert uns Regisseur und Drehbuchautor Ido Fluk die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte des legendären, 66-minütigen Konzerts auf sehr gut gemachte Art und Weise. Flott geschnitten kommt sein Film daher und erfordert vom Publikum weder musikalisches Vorwissen noch besondere Liebe zum Jazz. Im Gegenteil, eine geschickt gemachte Einführung in den Stil bekommt man vom Musikjournalisten Michael Watts (Michael Chernus), der die vierte Wand durchbricht und einem von berühmten Fehlstarts in der Musik ebenso erzählt wie von dem, worauf es beim Jazz ankommt – nämlich Können, Leidenschaft und auch manchmal viel Improvisation.

Und genau hierfür steht besagtes Konzert, von dem sich Keith Jarrett zwar hinterher distanzierte, in dem er aber ganz grandios aufspielte, was sich auch für Jazz-Skeptiker toll anhören lässt. Im Film ist es nicht zu hören, dafür einige imposante Klänge vom Berliner Auftritt, die ebenso gefangen nehmen.

John Magaro spielt den unnahbar wirkenden Musiker stark, im Fokus von “Köln 75” aber glänzt die mal wieder tolle Mala Emde, die ihre anfangs naive, aber selbstbewusste, engagierte und so herrlich spontan lebensfrohe Vera Brandes einfach wundervoll verkörpert. Klasse inszeniert und durchsetzt mit starken Bildern von Kameramann Jens Harant, die einen nostalgisch in die 70er-Jahre zurück katapultieren, bringt es Freude, ihre Geschichte und die des besonderen Gigs zu erfahren.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

Related Articles