La Cocina – Der Geschmack des Lebens
Darsteller: Raúl Briones, Rooney Mara, Anna Díaz, Eduardo Olmos
Regie: Alonso Ruizpalacios
Dauer: 139 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.lacocina.film
Facebook: facebook.com/SquareOneEntertainmentGmbH
Instagram: instagram.com/squareone_entertainment
Kinostart: 16. Januar 2025
Schon immer treibt der glorifizierte Amerikanische Traum Millionen von Einwanderern in die USA um dort die scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg zu nutzen. Den vielzitierten Ausspruch „vom Tellerwäscher zum Millionär“ nimmt jetzt der mexikanische Regisseur Alonso Ruizpalacios wörtlich, wenn er uns in seinem ersten in Amerika produzierten Film „La Cocina – Der Geschmack des Lebens“ in die Küche eines geschäftigen New Yorker Restaurants entführt. Einst selbst als Küchenhilfe und Kellner tätig, war ihm Arnold Weskers in vielen Ländern erfolgreiches Theaterstück „The Kitchen“ Inspiration genug, die ursprünglich im London der späten 50er Jahre angesiedelte Handlung für seine Leinwandadaption ins heutige Amerika zu verlegen und damit die seitdem nicht fundamental veränderten Probleme der modernen Arbeitswelt zu thematisieren.
Und das macht er wirklich eindrucksvoll, lässt in fast künstlerisch arrangierten Schwarz-Weiß-Bildern in der Küche des angesagten Touristenmagnets „The Grill“ Töpfe dampfen, Steaks brutzeln und im Akkord Gemüse schnippeln, wenn eine ganze Armee von Mitarbeitern den Fließbandbetrieb am Laufen halten. Zentrum seines Films ist der impulsive mexikanische Koch Pedro (Raúl Briones), der mit seinem großen Mundwerk kaum eine Gelegenheit auslässt, irgendwo anzuecken, und sich dennoch durch seinen Einsatz in der Belegschaft ein gewisses Standing erarbeitet hat. Der ist dann auch Anlaufstelle für die junge, kaum ein Wort Englisch sprechende Bewerberin Estela (Anna Díaz), mit der uns Ruizpalacios elegant einführt in die strengen Hierarchien des Restaurants, die bei ihm so schön jene der gesamten neoliberalen Gesellschaft abbilden.
Denn obwohl nahezu alle Küchenbeschäftigten ständig mit einem Bein bei der Ausländerbehörde stehen, läuft ohne sie im fensterlosen Maschinenraum des Gastronomiebetriebs gar nichts, dessen sind sich sowohl Manager Luis (Eduardo Olmos) als auch Besitzer Rashid (Oded Fehr) genau bewusst. Und so ist es ein sich täglich wiederholendes Geben und Nehmen, das den hektischen Betrieb zwischen unentwegten Disziplinlosigkeiten der Köche und deren Knechtschaft unter widrigsten Arbeitsbedingungen irgendwie aufrechterhält. Schließlich bezahlt sie Rashid angesichts ihrer prekären Lebenssituation gar nicht schlecht und kitzelt mit seinem in Aussicht gestellten Einsatz für ihre Aufenthaltserlaubnis noch das letzte bisschen Ergebenheit aus ihnen, allen voran dem schwierigen Pedro, heraus.
Als jedoch um die 800 Dollar in der Kasse fehlen, hört der Spaß endgültig auf, zumal Kellnerin Julia (Rooney Mara) so ziemlich jeden der Beschäftigten unlängst um genau diese Summe anpumpen wollte. Schnell fällt der Verdacht auf den vorlauten Pedro, der nicht nur eine ebenso leidenschaftliche wie toxische Affäre mit Julia sondern ihr auch noch kürzlich die erbetene Summe vorgestreckt hat. Und unversehens ist die sowieso schon explosive Stimmung in der Küche wirklich vergiftet, als Luis mit einer Kündigungsdrohung einen nach dem anderen zum Verhör zu sich zitiert.
Ruizpalacios erweist sich hier als Meister der Atmosphäre, malt uns mit wilden Kamerafahrten und wortgewaltigen Reibereien ein superrealistisches Bild der multiethnisch zusammengesetzten, streng vom hauptsächlich amerikanischen Servicepersonal getrennten Küche, in der alle trotz ihrer individuellen Probleme letztendlich im selben Boot sitzen. Dass er dabei so manche Szene des täglichen Chaos geradezu grotesk überzeichnet, ist genauso gewollt wie verzeihlich, geht es ihm doch übergeordnet immer um die Studie eines Arbeitsmilieus, in dem genauso wie im zugrundeliegenden Theaterstück auch in den USA so viele Menschen um ihre Existenz kämpfen.
Das wirkt von den Bildern her zwar manchmal etwas überambitioniert, ist aber durchweg unterhaltsam inszeniert und stimmt in den Momenten, in denen uns der Regisseur ganz klar die traurige Hackordnung nicht nur innerhalb des Mikrokosmos Restaurant sondern auch in der Gesellschaft insgesamt vor Augen führt, sogar unheimlich nachdenklich. Die Querelen in Pedros Beziehung zur Amerikanerin Julia lenken da fast ein wenig vom Wesentlichen ab, auch wenn sie unverkennbar das dramaturgische Grundgerüst des emotionalen Streifens bilden. Was aber vor allem hängenbleibt, ist das stimmungsvoll abgebildete Schicksal der „The Grill“-Truppe, das sie trotz aller Eskalationen und Verzweiflung irgendwie zusammenschweißt und letztendlich nicht ihrer Träume beraubt.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten