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“Leave No Trace” – ein sensibel erzähltes Aussteiger-Drama

Autor: Tobi

"Leave No Trace" Filmplakat

Leave No Trace

Darsteller: Ben Foster, Thomasin Harcourt McKenzie, Jeff Kober, Dale Dickey
Regie: Debra Granik
Dauer: 108 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.LeaveNoTrace-Film.de
Facebook: facebook.com/SonyPicturesGermany


Basierend auf dem Roman “My Abandonment” von Peter Rock nimmt uns Regisseurin Debra Granik (“Winter’s Bone”, “Stray Dog”), die zusammen mit Anne Rossellini auch das Drehbuch geschrieben hat, mit an den äußersten Rand der Gesellschaft und erzählt mit ihrem ruhig inszenierten Film viel über das heutige Amerika.

Nachdem der Krieg im Irak für Will (Ben Foster) zu einer posttraumatischen Belastungsstörung geführt hat, lebt der Veteran mit seiner 13-jährigen Tochter Tom (Thomasin Harcourt McKenzie) schon seit einigen Jahren abseits der Gesellschaft. Im Forest Park, einem großen Waldgebiet am Rande von Portland im US-Bundesstaat Oregon, haben sie sich ein Lager geschaffen und verbringen ihre Zeit damit, die Natur zu genießen, Schach zu spielen und für den Fall, dass man ihnen irgendwann auf die Spur kommt, Fliehen und Verstecken zu üben.

Auch wenn die Lebenssituation der beiden sicherlich ungewöhnlich ist, geht es ihnen gut und sie wissen, wie sie über die Runden kommen. Klar, wenn der Hunger kommt möchte Tom nicht immer jagen gehen und manchmal kommt auch Ungeduld in ihr auf, aber diese duldet Bill nicht, das weiß das zwar nicht durch Schule, aber von ihrem Vater erzogene und gelehrte Mädchen. Dazu kommt, dass die beiden hin und wieder auch in die Stadt gehen und ganz normal einkaufen, was sie nur machen können, wenn Will die vom Staat gestellten Schmerztabletten an andere, obdachlos lebende Veteranen verkauft hat. Dann gibt es auch mal Schokolade, und Tom ist glücklich.

Als diese eines Tages aber im Wald unvorsichtig ist und von einem Jogger gesehen wird, spürt die Polizei die Aussteiger auf und unterstellt sie der Betreuung durch die Sozialbehörde. Diese geht zwar einfühlsam mit den beiden um, macht aber klar, dass das Hausen im Wald schlichtweg verboten sei und dass Tom auch in eine normale Schule gehen müsse. Um Bill und sie nicht im krassen Gegenteil einer hektischen Großstadt leben zu lassen, wird ihnen ein kleines Haus auf dem Land vermittelt, inklusive Job für Bill in einem Holzfäller-Betrieb und Schulplatz für Tom.

Auch wenn seiner Tochter das neue Leben offensichtlich gefällt, kommt Bill mit der sozialen Nähe zu anderen nicht zurecht und entscheidet, in die Wildnis zurück zu kehren. Widerwillig packt Tom einige Sachen und per Anhalter fliehen die beiden aus der Zivilisation zurück in einen Wald. Hier aber werden sie mit noch weit größeren Herausforderungen konfrontiert als zuvor.

“Leave No Trace” ist ein sensibel erzähltes Aussteiger-Drama, das nicht nur schauspielerisch überzeugt, wo Ben Foster und das Nachwuchstalent Thomasin Harcourt McKenzie voll zu überzeugen wissen. Beim flüchtigen Blick auf die Rahmenbedingungen erinnerte das Ganze zwar etwas an “Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück”, ist aber viel komplexer gestrickt und neben aller Dramatik auch mit viel Leichtigkeit versehen, zudem auch ein Coming-Of-Age-Film.

Im Mittelpunkt stehen natürlich Bill und Tom, deren Charaktere sich nach und nach immer mehr erschließen und die hier unter Extrembedingungen trotz der Weite der Natur in einem dichten Raum zwischen Harmonie und aufkommenden Differenzen leben, denn das heran wachsende Mädchen ist für die Abgeschiedenheit eigentlich viel zu lebenslustig. Der überzeugende Film zeichnet sich aber auch dadurch aus, dass er die anderen handelnden Personen nicht negativ zeichnet, was sich beinahe angeboten hätte, sondern stets Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft im Vordergrund stehen – und trotzdem kommt Will auf Grund seiner Traumata nicht damit klar, in Gesellschaft zu leben.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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