Longlegs
Darsteller: Nicolas Cage, Blair Underwood, Maika Monroe, Alicia Witt
Regie: Oz Perkins
Dauer: 101 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: dcmstories.com/movie/longlegs
Facebook: facebook.com/dcmstories
Instagram: instagram.com/dcmfilm
Kinostart: 8. August 2024
Wenn ein Film mit diversen Vorschusslorbeeren, zu den gruseligsten Streifen seit langem zu gehören, in die Kinos kommt, dann haben die Macher und beteiligten Firmen schon einmal viel richtig gemacht. Im Fall von “Longlegs” ging eine Guerilla-Marketing-Kampagne voll auf, die der ähnelte, die vor 25 Jahren zum Erfolg von “The Blair Witch Project” beigetragen hatte. Erste Teaser-Trailer im Januar 2024 nannten nicht einmal den Titel des Films und sorgten so für Interesse und Spekulationen, auch weil kryptische Zeichen und mysteriöse Nachrichten zu sehen waren. Mehr als zehn YouTube-Clips wurden gestreut, eine völlig veraltet aussehende Website mit Rätseln zu einem Serienkiller wurde gelauncht, und Nicolas Cage als größten Star des Films bekam man vorab nicht zu sehen – denn Regisseur Oz Perkins wollte, dass man ihn in der Rolle des Killers erst auf der Kinoleinwand erblickt.
Dies kann man gleich in der Anfangsszene tun, aber nur minimal kurz, als ein Mädchen auf der Straße von einem Fremden mit merkwürdiger Stimme angesprochen wird. Das hier genutzte 4:3-Format weicht dann 16:9 und wir befinden und zwar nicht in der Gegenwart, aber in den 90er-Jahren, wie uns Präsident Clinton auf Bildern an den Wänden der FBI-Büros verdeutlicht. In drei Abschnitte hat Perkins den Film unterteilt, und “Teil 1 – Seine Briefe” präsentiert uns Lee Harker (Maika Monroe), die gleich an ihrem ersten Tag als FBI Special Agent erleben muss, wie ihr ebenso frischer Kollege an der Tür eines Hauses eiskalt erschossen wird, bei dem er nur klingelte, nachdem sie die Eingebung äußerte, hierin würde sich ein Täter verstecken. Diesen jagt sie dann zwar noch mutig, erwischt ihn aber nicht.
Kein Wunder, dass Harker direkt mal internen psychologischen Tests unterzogen wird, die ergeben, dass sie durchaus “außergewöhnlich intuitiv” ist, wie ihr Vorgesetzter, der weit ältere und erfahrenere Agent Carter (Blair Underwood), es bezeichnet, dass sie von 16 zwischen 1 und 100 generierten Zahlen acht errät. Ein bisschen hellseherische Fähigkeiten kann das FBI aber gerade auch gut brauchen, hat ein Serienkiller doch in den vergangenen 30 Jahren zehn Morde an ganzen Familien … sagen wir mal … ausgelöst. Laut der Forensik habe er sich nämlich stets nicht im Haus befunden, und doch waren dort immer Briefe mit kryptischen Zeichen zu finden, handgeschrieben und unterzeichnet mit dem Pseudonym Longlegs.
Nachdem Carter Lee sämtliche Akten übergeben hat, schaut sie sich die Briefe und diverse Fotos der Toten in allen Fällen an, hört sich zudem Aufzeichnungen von Notrufen an – bis Carter sie dazu auffordert, ihn zu einem Drink zu begleiten, um dort ihre Ideen zum Fall zu erörtern, bei dem sie einen okkulten Hintergrund vermutet. Nachts alleine in ihrem Haus ist Harker dann noch aufgewühlt und telefoniert mit ihrer Mutter – bis es an ihre Tür klopft. Niemand ist da, auch nicht draußen, aber jemand scheint dann doch durch das Haus zu huschen – und ein Brief mit der Aufschrift “Für Lee Harker – nicht vor dem 14. Januar öffnen” wird hinterlassen, mit einer Karte von Longlegs. Keine Frage, Lee ermittelt nicht nur, sie ist nun mittendrin im perfiden Spiel des Killers, bei dem sie meint, entschlüsselt zu haben, wann er wieder zuschlagen wird.
“Longlegs” wird nicht nur als besonders gruselig angekündigt, er ist es auch. Regisseur und Drehbuchautor Oz Perkins ist ein packender Serienkiller-Thriller gelungen, dem er sehr geschickt Horror-Elemente beimischt und der einen schnell gefangen nimmt. “Teil 2 – All deine Dinge” offenbart mehr Verbindung von Lee zum Fall, als sie gedacht hat, und führt sie und Carter zur einzigen Überlebenden eines Mordes aus dem Jahr 1975, um dann in “Teil 3 – Geburtstagskinder” für gut gestrickte Auflösung zu sorgen.
Perkins hat mit starken Bildern, gutem Setting und kleinen Feinheiten wie sehr präsentem Atmen für eine ummantelnde, unbehagliche Stimmung gesorgt, und schauspielerisch wissen sowohl Maika Monroe, die vor zehn Jahren in “It Follows” ja schon bei einem der besten und gruseligsten Horrorfilme dieses Jahrtausends mitwirkte, als junge FBI-Agentin mit besonderen Fähigkeiten als auch Nicolas Cage als bleicher, langhaariger, irre wirkender Rockmusik-Fan und Killer voll zu überzeugen. Hierbei wirkt der nur hin und wieder in Erscheining tretende Longlegs beim Sprechen, Singen und Schreien so angsteinflößend, dass man dazu sagen muss, dass wir das englischsprachige Original gesichtet haben – hoffentlich ist die deutsche Synchronisation hier auch nur annähernd gut gelungen, denn hier weiß “Longlegs” zu packen und wird seinen Vorschusslorbeeren gerecht.
Trailer:
Bewertung: 9 von 10 Punkten