Die wundersame Welt des Louis Wain
Darsteller: Benedict Cumberbatch, Claire Foy, Andrea Riseborough, Toby Jones
Regie: Will Sharpe
Dauer: 111 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.arthaus.de/kino/the_electrical_life_of_louis_wain_ot__
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Mit dem Namen Louis Wain wird nicht jeder sofort etwas anfangen können. Hat man aber erstmal eines seiner Katzenporträts zu Gesicht bekommen, weiß man bestimmt sofort, von wem die Rede ist. Seine Bilder von Katzen in menschlichen Posen sind nämlich wirklich außergewöhnlich und erzeugen beim Betrachter nicht selten einen augenblicklichen Wiedererkennungseffekt. Der englische Serienregisseur Will Sharpe gibt mit seinem neuen Film „Die wundersame Welt des Louis Wain“ nun sein Bestes, um unsere Wissenslücke zu füllen und uns mit dem Leben des extravaganten britischen Künstlers vertraut zu machen.
Der (Benedict Cumberbatch) ist zwar mit reichlich zeichnerischem Talent gesegnet, sieht sich Ende des 19. Jahrhunderts nach dem plötzlichen Tod seines Vaters aber mit gerade einmal 21 Jahren mit der Situation konfrontiert, für seine Mutter und seine fünf Schwestern sorgen zu müssen. Da kommt ihm das Angebot des Verlegers Ingram (Toby Jones) gerade recht, die „Illustrated London News“ regelmäßig mit Zeichnungen zu versorgen. Dem entgegen stehen allerdings seine Ambitionen als Komponist und Theaterstückautor zu reüssieren und führen nicht überraschend zu ernsten Auseinandersetzungen mit seiner ältesten Schwester Caroline (Andrea Riseborough), die ihn schließlich zur Annahme einer Teilzeitstelle drängt.
Regisseur Will Sharpe gelingt es schon da, Louis‘ absonderlichen Charakter herauszuarbeiten, dem ja eine frühe schizophrene Störung nachgesagt wird. Die wirkt sich, wie Sharpe mit seinem eingangs gut getimten Drehbuch zeigt, nachdrücklich auf Louis‘ soziales Verhalten aus und steht dem mit seiner Verschrobenheit im Alltag nicht nur bei der Jobsuche oftmals im Wege. Kein Wunder also, dass sich statt seiner Caroline um die Einstellung einer Gouvernante für die jüngeren Schwestern kümmert und sie ihm erst vorstellt, als die Entscheidung für sie eigentlich schon gefallen ist. Ein Vorkommnis allerdings, welches ihrer aller Leben nachhaltig verändern soll.
Gouvernante Emily (Claire Foy) und Louis scheinen wie füreinander geschaffen, verlieben sich fast augenblicklich ineinander, und sorgen damit wegen ihres Alters- und vor allem Standesunterschieds im prüden London des Victorianischen Zeitalters für einen handfesten Skandal. Das aber ist den beiden herzlich egal, lässt sie anschließend heiraten und bald darauf zusammenziehen. Louis scheint endlich angekommen, kann seiner Faszination für Katzen, die damals gemeinhin den Status von Ratten innhatten, nachgehen und sich sogar eine als Haustier halten.
Doch der nächste Schicksalsschlag bedeutet nicht nur eine Zäsur im Leben des inzwischen recht erfolgreichen Malers, sondern lässt auch den Film ein wenig ins Psychedelische abdriften. Inszenierte Sharpe das lehrreiche Biopic bis dahin überwiegend naturalistisch in ruhigen Einstellungen, verliert er sich mit dem Krebstod von Emily, der Louis verständlicherweise komplett aus der Bahn wirft, immer mehr in schnell geschnittenen, bunten Bildern, die zwar anfangs Louis‘ Psychosen eindrucksvoll vermitteln, sich jedoch ziemlich schnell abnutzen und auf die Dauer doch ein wenig nerven.
Trotzdem ist die Biografie des populären Malers Louis Wain überaus aufschlussreich, stellt beeindruckend heraus, welche Rolle er als Vorreiter bei der inzwischen vollkommen akzeptierten Domestizierung von Katzen spielte, die sich in seinem gesamten Werk niederschlägt und zeigt noch beeindruckender, wie er langsam den Kampf gegen den von ihm Besitz ergreifenden Wahnsinn verlor. Dabei brilliert Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle, geht in der Figur des exaltierten Künstlers voll auf und trägt den Streifen selbst dann noch, wenn man beim finalen Ineinanderfließen von enormer, in unzähligen Katzenbildern resultierender Schaffenskraft und Wahnvorstellungen der damals aufkommenden Nutzung von Elektrizität – nicht umsonst lautet der Originaltitel „The Electrical Life of Louis Wain“ – schon fast abzuschalten droht. Obwohl das ansonsten wirklich ergreifende Drama zusehends ermüdet, kann man sich so zumindest an Cumberbatchs herausragender Leistung erfreuen, für die sich ein Besuch im Kino allemal lohnt.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten