Maudie
Darsteller: Sally Hawkins, Ethan Hawke, Kari Matchett, Gabrielle Rose
Regie: Aisling Walsh
Dauer: 116 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: maudie-derfilm.de
Facebook: facebook.com/Maudie.Film
Der Bekanntheitsgrad der kanadischen Künstlerin Maud Lewis, die sich mit ihrer naiven Malerei seit den 40er Jahren in Nordamerika einen Namen gemacht hat, lässt weltweit sicherlich noch sehr zu wünschen übrig. Höchste Zeit also, dass sich die irische Independent-Regisseurin Aisling Walsh deren Leben vornimmt und in der einfühlsamen Biografie “Maudie” dem breiten Kinopublikum vorstellt.
Sie steigt damit ein, dass Maud (Sally Hawkins), die seit ihrer Erkrankung an rheumatoider Arthritis im Kindesalter unter Behinderungen an den Gliedmaßen leidet, die ständigen Bevormundungen ihrer Tante Ida (Gabrielle Rose) satt hat. Die hat Maud nach dem Tod ihrer Eltern zwar uneigennützig bei sich aufgenommen, behandelt sie aber wie ein unselbstständiges Kind. Dabei hat Maud, deren Behinderung sie sicher im täglichen Leben etwas einschränkt, einen überaus wachen Verstand und darüber hinaus den eisernen Willen, ihr Leben eigenverantwortlich auf die Reihe zu kriegen.
Das spielt Sally Hawkins wirklich fantastisch, der man nicht nur die Behinderungen jederzeit abnimmt, sondern die einen darüber hinaus absolut nachempfinden lässt, wie gegängelt sich die inzwischen 35-jährige Maud im Haus ihrer Tante fühlt. Also nimmt sie ihr Herz in die Hand und zieht als Haushälterin zu dem griesgrämigen Eigenbrötler Everett Lewis (Ethan Hawke). Und das, wo sie für die Hausarbeit alles andere als prädestiniert, und er als nahezu autistisches Empathiewrack nicht gerade für ein Zusammenleben auf engstem Raum geschaffen ist. Genau daraus aber bezieht der Film seinen Reiz, zeigt fast kammerspielartig, wie sich das so ungleiche Paar, das als Außenseiter der Gesellschaft eigentlich keine andere Chance besitzt, zusammenrauft und allen Widrigkeiten und Vorurteilen trotzt.
Dabei basiert alles auf dem wunderbaren Zusammenspiel von Ethan Hawke und Sally Hawkins, das einen miterleben lässt, wie Everetts schroffer, ungehobelter Charakter durch Mauds unzerstörbare Herzlichkeit bearbeitet wird wie der sprichwörtliche Stein durch den steten Tropfen. Dass Everett hier statt einer Haushälterin viel mehr eine Seelsorgerin engagiert hat, wird dann auch schnell klar und zeigt sich umso deutlicher, als die sich statt um das Essen viel lieber um die malerische Verschönerung seines Hauses kümmert. Dagegen fehlen ihm aber jegliche Argumente, sind Mauds zufällig zustande gekommene Auftragsarbeiten für Laufkundschaft doch bald weitaus einträglicher als seine Fischerei.
So zeigt uns Walsh mit ihrem in der unendlichen Weite Nova Scotias angesiedelten Biopic eine wunderschöne Charakterstudie, in der sie uns den unbändigen Willen der gehandicapten Malerin präsentiert, der letztendlich sogar den größten Misanthropen beziehungsfähig macht.