Monkey Man
Darsteller: Dev Patel, Sikandar Kher, Ashwini Kalsekar, Vipin Sharma
Regie: Dev Patel
Dauer: 121 Minuten
FSK: freigegeben ab 18 Jahren
Website: www.upig.de/micro/monkey-man
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE
Kinostart: 4. April 2024
Die Meriten des indischstämmigen Schauspielers Dev Patel („Slumdog Millionär“, „Lion – Der lange Weg nach Hause“) sind bereits durchaus ansehnlich. Mit seinem Regiedebüt „Monkey Man“ hat er jetzt ein langgehegtes Filmprojekt verwirklicht, welches er obendrein nahezu im Alleingang (Hauptrolle, Regie, Drehbuch, Produzent) gestemmt hat. Dass er dabei seine Inspiration aus der amerikanischen Actionreihe „John Wick“ mit Keanu Reeves als erbarmungslosem Kämpfer zog, verwundert nach Ansicht der ersten Martial-Arts-Sequenzen nicht im Geringsten. Und auch, dass er sich das Horror-Wunderkind Jordan Peele („Get Out“, „Nope“) als Koproduzenten an seine Seite geholt hat, dem er Gerüchten zufolge erst den Kinostart seines ursprünglich ausschließlich für einen Streamingdienst vorgesehenen Films zu verdanken hat, kann angesichts der teilweise fast schon sarkastisch brutalen Nahkampfszenen kaum überraschen.
Das Muster des getriebenen Einzelkämpfers jedenfalls ist auch hier deutlich erkennbar, nur schickt Dev Patel hier seine Hauptfigur Kid (natürlich Patel selbst) statt in eine Mission der Selbstverteidigung auf einen unerbittlichen Rachefeldzug, mit dem der sein tief verwurzeltes Kindheitstrauma aufzuarbeiten sucht. Einst von seiner liebenden Mutter mit dem indischen Mythos der legendären, affengesichtigen Gottheit Hanuman vertraut gemacht, die größte Kraft und allen Mut in sich vereint, schlägt er sich inzwischen herangewachsen im wahrsten Wortsinne durchs Leben. Mit Affenmaske lässt er sich in einem illegalen Fightclub Abend für Abend in fingierten Kämpfen verprügeln, nur um sich zu stählen und in dem indischen Moloch irgendwie über Wasser zu halten.
Doch außer seinen Aufstiegsambitionen brennt in dem Underdog ein alles überlagernder Drang nach Rache, dessen Ursprung uns Patel durch seine einleitenden Rückblenden in Kids Kindheit allenfalls erahnen lässt. Schade, ist zwar sein Ansinnen, dadurch einen tragfähigen Spannungsbogen aufzubauen unschwer zu erkennen, lässt er uns über Kids eigentliche Motivation jedoch gleichzeitig zu lange im Unklaren, als dass wir von Anfang an eine eingehendere Beziehung zu seinem Protagonisten aufbauen könnten. Erst spät erfahren wir, dass es ihm um den skrupellosen Polizeiboss Rana (Sikandar Kher) geht, der damals im Zuge einer Auslöschung seines gesamten Heimatdorfes seine Mutter grausam ermordet hat. Da aber hat sich Kid längst listig Zugang zum bestens bewachten Nachtclub der selbstgefälligen Kiezgröße Queenie (Ashwini Kalsekar) verschafft, in dem sich auch ihr Partner Rana regelmäßig vergnügt.
Und wie in Patels eingangs erwähnter Inspirationsquelle fliegen auch hier ordentlich die Fäuste, wenn Kid in den wirklich ordentlich choreografierten, rasanten Nahkampfszenen unter Einsatz jedes Körperteils und von allerlei Waffen gegen eine ganze Security-Armee bis zu Rana vordringt. Das ist wirklich ansehnlich inszeniert, wartet mit dem ein oder anderen netten Einfall auf und sorgt trotz oder vielleicht gerade wegen seiner expliziten Gewaltdarstellung durchaus für Vergnügen. Trotzdem reichen Patels Martial-Arts-Szenen vom Tempo her nicht an „John Wick“ heran und kranken genauso wie ihr Vorbild teilweise an den nicht enden wollenden Schlägereien, die dann auch zusehends ermüden.
Dass Kid schon im ersten Anlauf das Ziel seiner Rachegelüste erreicht, ist natürlich undenkbar und nur der Türöffner für eine Privatfehde. Dass Patels Drehbuch aber im Folgenden außer dem Anprangern der Willkür korrupter, herrschender Eliten mit Rana an der Spitze der fiktiven indischen Metropole auch noch tief in die Thematik hinduistischen Fundamentalismus‘ und Verfolgung von Minderheiten einsteigt, wirkt angesichts der Konzentration auf die handfeste Action von Kids Einzelschicksal etwas überambitioniert. Mit dem nach politischer Macht strebenden Prediger Baba Shakti nämlich zieht Patel eindeutig Vergleiche mit dem gegenwärtigen Hindu-Nationalismus Indiens und überlädt so seinen schon an der mythologischen Verknüpfung schwer tragenden, ansonsten aber eher einfach gestrickten Streifen zum Schluss deutlich.
Der wilden Prügelei hintenraus schnell noch ein wenig Tiefgang zu verleihen, ist zwar gut gemeint, macht aus dem temporeichen Selbstjustizreißer jedoch noch lange kein Politdrama, auch wenn der Tod von Kids Mutter durchaus politisch motiviert war. Und doch hat Patels Erstling auf jeden Fall seine unterhaltsamen Momente, wenn er sich auf sein Kerngeschäft konzentriert, und es abseits jedes politischen oder religiösen Anspruchs knallhart zur Sache geht.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten