Moonage Daydream
Dokumentarfilm
Regie: Brett Morgen
Dauer: 134 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.upig.de/micro/moonage-daydream
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE
Als David Bowie am 10. Januar 2016 zwei Tage nach seinem 69. Geburtstag und der Veröffentlichung seines Albums “Blackstar” an Krebs verstarb, war dies ein Schock für die zahlreichen Fans des weltweit erfolgreichen Musikers, der auch im Schauspiel seine Spuren hinterließ. Die Öffentlichkeit hatte der 1947 als David Robert Jones im Londoner Stadtteil Brixton geborene Künstler ganz bewusst nicht über seine bereits weit über ein Jahr vorher diagnostizierte Krankheit informiert, wollte wohl seine letzten Monate lieber in Ruhe mit seiner Frau Iman verbringen und seinen finalen Longplayer fertig stellen.
Nachdem sich deutsche Fans des Briten, der im Laufe seiner langen Karriere weit mehr als 20 Studioalben veröffentlichte, im Januar 2022 bereits daran erfreuen konnten, dass die Deutsche Post ihm zu Ehren eine limitierte Sonderbriefmarke herausbrachte, beschert der amerikanische Dokumentarfilmer Brett Morgen (“On The Ropes”, “The Kid Stays In The Picture”, “Cobain: Montage Of Heck”, “Jane”) nun mit “Moonage Daydream” – benannt nach einem Song Bowies aus dem Jahr 1971 – ein wahres Fest für Augen und Ohren.
Das Porträt David Bowies beginnt mit Worten Bowies, die den Eindruck vermitteln, als hätte dieser sie extra für den Film eingesprochen. Durchaus philosophisch kommen Bowies im Laufe des Streifens auch immer wieder durch Archiv-Interviewmaterial geteilte Ansichten hierbei stellenweise daher und drehen sich bei weitem nicht nur um sein Werk und seine Person, sondern um die Menschheit, das Leben und den Sinn der Dinge.
Morgen nimmt uns mit durch das Leben und vor allem das Schaffen Bowies, wobei er ab und an mit Bildern und Songs etwas hin und her springt, wenn es passt, insgesamt aber doch die Chronologie seiner Laufbahn im Auge behält und seinen späten Werken eher wenig Platz einräumt. Zu interessant waren da doch die Anfänge oder die Bowies Lebensmittelpunkt auch immer wieder verlagernden Änderungen seiner künstlerischen Herangehensweise und Ausrichtung, stets auf der Suche nach Erfüllung und Zufriedenheit. Diese stellte sich allerdings nicht allzu oft ein, so dass Bowie in Großbritannien, den USA, Berlin oder auch Asien seinen Fußabruck hinterließ und jeweils prägende Zeiten erlebte.
Natürlich spielt die Persönlichkeit David Bowies eine wichtige Rolle mit seiner für die Medien stets als gefundenes Fressen dienenden, extrovertierten Erscheinung zwischen schrillen und schicken Outfits, klugen und manchmal ausschweifenden Ansichten, dazu dem Kokettieren mit Homo-, Bi- und Heterosexualität. Noch mehr im Gedächtnis bleibt Bowie aber natürlich durch seine hervorragende Musik, und diese wird hier auf großartige Art und Weise eingebracht, wobei nicht einmal alle seiner großen Hits benötigt wurden, um den Film entsprechend zu veredeln, mit einem umwerfenden Mix aus Studioversionen und Passagen von Konzertaufnahmen.
Ein eindringlicher Film wie dieser wurde vor allem dadurch möglich, dass das David Bowie Estate Morgen einen bisher nie erlaubten Zugang zu seinen Archiven gab, und aus den seltenen und nie zuvor gesehenen Zeichnungen, Aufnahmen, Filmen und Tagebüchern wählte dieser in vier Jahren das Material für das vorliegenden Porträt, für das er dann weitere 18 Monate mit der Gestaltung der Soundkulisse, der Animationen und der Farbpalette beschäftigt war – ein Aufwand, den man beim Genuss der niemals zu lang wirkenden 134 opulenten Minuten auch spürt. Zudem konnte der Filmemacher mit Bowies langjährigem Mitarbeiter, Freund und Musikproduzenten Tony Visconti sowie dem Oscar®-prämierten Tonmeister Paul Massey (“Bohemian Rhapsody”) ein tolles Team gewinnen, das Bowies Originalaufnahmen klanglich neu abgemischt und für die Kinoleinwand aufbereitet hat.
Heraus gekommen ist ein gefangen nehmender, umwerfender Streifen über einen brillianten Sänger und Songwriter sowie einen äußerst interessanten Menschen, visuell und klanglich großartig geschnitten, wobei auch Material aus der jeweils zeitlich passenden Kultur in kurzen Sequenzen mit eingebracht wird und klanglich auch gerne mal effektvolle Bereicherung nicht zu überhören ist, was im Kino umso mächtiger wirkt. Der große David Bowie wird passend gewürdigt, mit all seinen kreativen Höhen, aber auch seine kommerziellste Phase, die er damals mit seiner 1987 von Pepsi gesponsorten “Glass Spider Tour” erlebte und hinterher durchaus etwas bereute, bleibt nicht ausgespart und wird von Bowie selbst passend kommentiert. Was für ein grandioses Feuerwerk für Augen und Ohren! “Moonage Daydream” ist in jeder Hinsicht spektakulär und ein Muss für jeden Bowie-Fan.
Trailer:
Bewertung: 10 von 10 Punkten