Niemandsland – The Aftermath
Darsteller: Keira Knightley, Alexander Skarsgård, Jason Clarke, Flora Thiemann
Regie: James Kent
Dauer: 110 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.fox.de/niemandsland-the-aftermath
Facebook: facebook.com/20thCenturyFoxGermany
Bei James Kents “Niemandsland – The Aftermath” handelt es sich um eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Rhidian Brook und er stellt somit, wenn auch angeblich durch das Schicksal von Brooks eigenem Großvater inspiriert, reine Fiktion dar. Im besetzten Nachkriegsdeutschland jedoch waren Enteignungen tatsächlich an der Tagesordnung und damit nur allzu real, was das Zusammenleben von Besatzern und Besiegten nicht gerade einfacher machte.
Genauso ergeht es hier dem Architekten Stefan Lubert (Alexander Skarsgård), dessen Hamburger Pracht-Villa 1946 von den Briten beschlagnahmt wird. Zusammen mit seiner halbwüchsigen Tochter Frieda (herrlich renitent: Flora Thiemann) hat er es da nur der Gnade des Offiziers Lewis Morgan (Jason Clarke) zu verdanken, dass ihm im Dachboden weiterhin Wohnrecht eingeräumt wird. Dieser Umstand an sich birgt eigentlich schon genug Konfliktpotenzial, denn das latente Gefühl der ungerechten Behandlung der Kriegsverlierer steht bei jeder Unterhaltung zwischen neuem und altem Hausherrn mit im Raum. Was aber von den Erwachsenen unter Wahrung der Konventionen stets nur durch Blicke geäußert wird, tritt durch das kindliche Sprachrohr Frieda offen zutage.
Diese Ausgangssituation allerdings dient Kent nur als Hintergrund für sein Beziehungsdrama, das er behutsam auf der Ankunft von Morgans Frau Rachael (Keira Knightley) in Hamburg aufbaut. Die nämlich hegt verständlicherweise einen gewaltigen inneren Groll gegen alle Deutschen, seit ihr Sohn bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen ist, und geriert sich dementsprechend herrisch. Nicht nur stößt die Duldung der Deutschen im Haus durch ihren Mann auf wenig Gegenliebe, sondern obendrein sorgen nicht aufgearbeitete Schuldvorwürfe am Tod des Sohnes bei ihr für wenig Wohlbefinden in der neuen Umgebung.
Keira Knightley (“Colette”, “Anna Karenina”) scheint sich inzwischen so ein bisschen auf historische Stoffe spezialisiert zu haben und sie beweist auch hier wieder ein fast instinktives Gespür für die Situation, in der sich ihre zeitgenössische Figur befindet. So verleiht sie auch ihrer Rachael eine Präsenz, die vor allem im Zusammenspiel mit Alexander Skarsgård eine wahre Freude ist. Aus Aversion der beiden wird da, auch wegen von Lewis nicht erfüllter Erwartungen an das eheliche Zusammenleben, mit der Zeit zögerliche Attraktion und bald sogar wilde Leidenschaft.
Dieses emotionale Spannungsfeld ist solide konstruiert und dank der wundervoll verkörperten Charaktere auch überaus ansehnlich. Andererseits hat der Film dieses sich verschärfende Beziehungsmoment auch dringend nötig, denn die so interessante Rahmenhandlung verflacht doch immer mehr und wird fast nur noch durch die erfrischend schnippischen Einwürfe von Tochter Frieda ins Bewusstsein zurückgerufen. Das ist schade, hätte doch eine Entwicklung des Kontextes ein weitaus vielschichtigeres Drama ergeben können. So aber konzentriert sich Kent auf das Wechselbad der Gefühle, in dessen Mittelpunkt Keira Knightley zwar wieder eine ausgesprochen gute Figur macht, das aber gegen Ende auch wegen seiner Vorhersehbarkeit ein wenig ermüdet.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten