Nosferatu – Der Untote
Darsteller: Nicholas Hoult, Lily-Rose Depp, Bill Skarsgård, Willem Dafoe
Regie: Robert Eggers
Dauer: 132 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.upig.de/micro/nosferatu-der-untote
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Instagram: instagram.com/universalhorrorde
Kinostart: 2. Januar 2025
Möchte man Robert Eggers Glauben schenken, so hat seine Faszination für Friedrich Wilhelm Murnaus Dracula-Adaption „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ aus dem Jahre 1922 schon im zarten Alter von 9 Jahren ihren Anfang genommen. Demnach musste er daraufhin stolze 32 Jahre warten, bis er jetzt endlich mit „Nosferatu – Der Untote“ sein Herzensprojekt einer Neuverfilmung verwirklichen konnte. Zwischenzeitlich allerdings, mit ebenso düsteren wie anspruchsvollen Werken wie „The Witch“ (2015) oder „Der Leuchtturm“ (2019) auffällig geworden, empfahl er sich durchaus für die ambitionierte Aufgabe, ein gutes Jahrhundert später in Murnaus angesichts des Kultstatus des Filmklassikers riesige Fußstapfen zu treten.
Wie in der Vorlage entführt er uns in die fiktive deutsche Hafenstadt Wisborg Mitte des 19. Jahrhunderts, wo der Immobilienmakler Thomas (Nicholas Hoult) mit seiner Frau Ellen (Lily-Rose Depp) ein gutbürgerliches Leben führt. Dem verlockenden Angebot eines überaus vermögenden karpatischen Grafen jedoch, diesem zu einem Hauskauf in Wisborg zu verhelfen, können weder sein Chef noch Thomas widerstehen, auch wenn der Graf auf eine ungewöhnliche Geschäftsabwicklung bei sich im Schloss besteht. So macht sich der unbedarfte Thomas also auf die lange Reise ins entfernte Transsilvanien, die sich, wie uns aufgeklärten Zuschauern natürlich geläufig ist, als schicksalhaft herausstellen soll. Während Ellen nämlich zu Hause ziemlich einsam in der Obhut des befreundeten Reeder-Paares Harding seine baldige Rückkehr erwartet, macht Thomas schon bei der beschwerlichen Anreise merkwürdige Erfahrungen, die nicht nur in ihm bald unheimliche Gefühle wecken.
Was Murnau noch mit dem morbiden Grauen seiner Schwarz-Weiß-Bilder transportierte, setzt Eggers hier den neuen technischen Möglichkeiten entsprechend fort, legt äußerst angenehm mehr Wert auf stimmige Bildkompositionen als auf ausufernde Tricktechnik und verbeugt sich so vor dem Original, das ihn ja schon zu Jugendzeiten dermaßen in seinen Bann gezogen hat. Dabei geraten seine Einstellungen gerade bei seiner Einführung in Wisborg nahezu monochrom und entwickeln schon da die bedrückende Atmosphäre, die sich dann auch durch seinen gesamten Horrorfilm ziehen soll.
Einmal auf dem gespenstischen Schloss des sagenumwobenen Grafen Orlok (Bill Skårsgard) angekommen, merkt auch Thomas schon nach kurzer Zeit, dass er sich auf ein unheilvolles Unterfangen eingelassen hat. Denn der solvente Geschäftspartner entpuppt sich als absolut furchteinflößendes Geschöpf, dem er kaum widerstehen kann, und dessen Interesse allenfalls sekundär dem avisierten Immobilienerwerb gilt. So findet sich Thomas rasch als Gefangener des schaurigen Grafen wieder, während der sich mit bösen Absichten kurzerhand auf den Weg nach Wisborg macht.
Regisseur Eggers setzt hier voll auf den Grusel, der von seiner Figur Orlok ausgeht. Die kriegen wir weitgehend nur andeutungsweise von hinten oder als Silhouette zu Gesicht, was in Kombination mit dem schon in Murnaus Film wirkungsvoll eingesetzten Schattenwurf auch hier schon für das grauenvolle Bild des blutrünstigen Grafen ausreicht. Der ist sich nicht nur seiner Macht bewusst, sondern weiß obendrein um Helens Besessenheit von ihm, die schon in ihrer Jugend begann und die er sich jetzt in Wisborg zum Schrecken aller zunutze machen will.
War Murnaus Dracula-Adaption noch eine düstere Reflexion der Nachkriegszeit und die Wirren der jungen Weimarer Republik, so lässt auch Eggers‘ Variante hier durchaus die Lesart einer Auseinandersetzung mit den heutigen globalen Krisen zu, der er noch dazu geschickt die Metaebene von Helens sexuellem Erwachen und ihrem folgenschweren Begehren dunkler Mächte hinzufügt. Das macht sein Werk, mit dem er ansonsten recht nah an Murnaus Vorlage bleibt, so attraktiv und setzt es so von so manch reinem Horrorfilm ab, der lediglich auf effektvoll inszenierten Schrecken setzt.
Schade aber, dass Eggers in seiner Neuverfilmung zeitweilig ein wenig den Fokus verliert, uns unbedingt die komplette Geschichte des Grafen Dracula inklusive dessen Überfahrt mit dem Schiff erzählen will und sich zum Ende hin etwas in Helens Exorzismus verliert. Dass er es dabei auch mit den Reminiszenzen an Murnaus Original immer wieder ein wenig zu gut meint, tut sein Übriges, hat man die doch schon beim ersten Schatten von Orloks schaurigen Krallen honoriert. Trotz dadurch entstehender Längen jedoch gelingt ihm mit seinem Remake des legendären Stoffs hier ein bildgewaltiger Gruselfilm, der mit Orloks grauenvoller Gestalt und ansprechenden schauspielerischen Leistungen durchaus überzeugt.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten