Home Film “Nur noch ein einziges Mal – It Ends With Us” – durchwachsene Romanverfilmung zum wichtigen Thema häuslicher Gewalt

“Nur noch ein einziges Mal – It Ends With Us” – durchwachsene Romanverfilmung zum wichtigen Thema häuslicher Gewalt

Autor: Tobi

"Nur noch ein einziges Mal – It Ends With Us" Filmplakat (© 2024 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH)

Nur noch ein einziges Mal – It Ends With Us

Darsteller: Blake Lively, Justin Baldoni, Jenny Slate, Hasan Minhaj
Regie: Justin Baldoni
Dauer: 131 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.NurNochEinEinzigesMal.de
Facebook: facebook.com/SonyPicturesGermany
Instagram: instagram.com/SonyPictures.de
Kinostart: 15. August 2024


Mit “Nur noch ein einziges Mal – It Ends With Us” kommt eine Verfilmung des in den USA sehr erfolgreichen Bestsellers “It Ends With Us” von Colleen Hoover aus dem Jahr 2016 auf die große Leinwand und sorgte bereits im Vorfeld für einige Schlagzeilen. Für positive, da der am 9. August in den USA angelaufene Streifen mit Blake Lively in der Hauptrolle direkt auf Platz zwei der Kinocharts schoss, nur knapp hinter Marvels Superhelden-Aufeinandertreffen “Deadpool & Wolverine” – mit ihrem Ehemann Ryan Reynolds … und das Budget von etwa 25 Millionen US-Dollar ist schon vor dem Start sechs Tage später bei uns mehr als dreifach wieder eingespielt. Hinzu kamen aber auch merkwürdige Berichte darüber, dass es hinter den Kulissen des Films zwischen Blake Lively und Regisseur Justin Baldoni, der auch die zweite Hauptrolle als ihr neuer Freund übernahm, mächtig gekracht haben soll, so dass nun gemeinsame Promo vermieden wird. Entfernen wir uns vom Gossip und widmen uns lieber dem Film, der wie die deutsche Roman-Übersetzung als “Nur noch ein einziges Mal – It Ends With Us” vorliegt.

Wir lernen Lily Bloom (Blake Lively) kennen, die zur Beerdigung ihres Vaters aus Boston in die kleinstädterische Heimat ins nicht allzu weit weg liegende Maine fährt, und im ersten Gespräch mit ihrer Mutter (Amy Morton) wird direkt klar, dass Lilys Verhältnis zum Verschiedenen nicht sonderlich gut war. Während er im Sterben lag, fuhr sie nicht hin, sie wirkt unterkühlt anstatt trauernd wie die Mama, und für die von dieser erbetene kurze Rede in der Kirche fallen ihr einfach keine positiven Dinge ein, die sie über ihn sagen könnte, weshalb sie den Gottesdienst im Moment der anstehenden Rede dann auch fluchtartig verlässt.

Abends sitzt sie in sich gekehrt am Rand des Abgrunds auf dem Dach eines Bostoner Hochhauses, als ein offensichtlich schwer aufgebrachter Mann heraus stürmt. Dieser stellt sich im folgenden Gespräch als Ryle Kincaid (Justin Baldoni) vor und ist nicht nur Neurochirurg und somit vmtl. wohlhabend, sondern auch noch sehr attraktiv – wie auch Lily – und reichlich charmant. Die beiden lassen ihren schweren Tag in einem tiefsinnigeren Zwiegespräch und Preisgeben von Geheimnissen gipfeln, wobei Lily erzählt, dass sie ihren ersten Sex in Highschooltagen mit einem obachlosen Jungen hatte und er, dass er nie Beziehungen hat, dafür jede Menge Sex. Das Ganze entwickelt sich dann mehr und mehr zu einem Flirt, bei dem Lily aber klarstellt, dass sie keine Frau für eine Nacht sei, bis er zu einem Einsatz gerufen wird und das Überraschungstreffen somit beendet ist.

Lily stürzt sich in ein anderes Abenteuer und eröffnet ihrem Traum folgend ein sehr schönes Blumengeschäft in Boston, wobei ihr bei der Vorbereitung die quirlige, sehr nette neue Bekannte Allysa (Jenny Slate) hilft. Wie es der Zufall will, stellt sich diese bald als Schwester von Ryle heraus, und schon sind der Kontakt und das Flirten zwischen ihm und Lily zurück. Er bleibt hierbei hartnäckig, sie aber ihren Prinzipien treu, und so versucht er sich doch in einer Beziehung und die beiden werden ein anscheinend glückliches Paar.

In Gesprächen mit der neuen Frau an seiner Seite erfährt Ryle mehr über ihre Jugend, und in Rückblicken sehen wir, wie die junge Lily (Isabela Ferrer) Zeugin davon wurde, wie der Vater die Mutter misshandelte, die aber bei ihm blieb, und wie Lily sich in den netten, im verlassenen Haus gegenüber untergekommenen Atlas (Alex Neustaedter) verliebte. Ryle scheint ihr nun neuen Halt zu geben und das Glück, welches sie traumatisiert lange zu suchen vermieden hatte – oder doch nicht? Ganz so rosarot läuft es zwischen beiden nämlich dann doch nicht, und als sie auf den nun natürlich ebenfalls erwachsenen Atlas (Brandon Sklenar) treffen, der in Boston ein schwer angesagtes Restaurant eröffnet hat, ist das Gefühlschaos bei Lily ebenso komplett wie Ryles Eifersucht.

"Nur noch ein einziges Mal – It Ends With Us" Szenenbild (© 2024 CTMG, Inc. All Rights Reserved.)

Blake Lively und Justin Baldoni (© 2024 CTMG, Inc. All Rights Reserved.)

“Nur noch ein einziges Mal – It Ends With Us” wirkt über weite Strecken seiner durchaus zu lang geratenen 131 Minuten wie eine auf glückliche Momente setzende Romanze zwischen zwei äußerst attraktiven Erwachsenen, die beide intelligent und nicht ganz unkompliziert sind. Lily schleppt das Trauma aus der Jugend mit sich herum und ist Beziehungen gegenüber daher skeptisch, und Ryle ein veritabler Narzisst, der es nicht akzeptiert, dass ihm eine Frau nicht verfällt. Die Annäherung der beiden ist sehr romantisch verpackt, mit rosarot flirtigen Momenten, teilweise in der Kombination aus Bild und musikalischer Untermalung schon an der Grenze zum Kitsch wandelnd, inkl. Song von Livelys bester Freundin Taylor Swift.

Als wäre die Handlung für deren Fans als Zielgruppe enthärtet geht es erst spät ans Eingemachte und um häusliche Gewalt, die eigentlich das zentrale Thema sein sollte. Im Buch, das Colleen Hoover auf Grund von Erinnerungen an ihre Eltern als ihr härtestes Werk bezeichnete, erinnert sich Lily zurück in Maine durch das Lesen von Tagebucheinträgen, die sie stets wie Fan-Briefe an die von ihr bewunderte Talkshow-Moderatorin Ellen DeGeneres geschrieben hatte, an alte Zeiten und somit auch altes Leid. Im Film taucht DeGeneres nur minimal mit auf und all das Erlebte kommt durch Erzählungen erst wieder richtig hoch.

Noch größere Diskrepanz gibt es dann bei den aktuellen Szenen häuslicher Gewalt, die sie im Film mit verliebter Brille noch als Unfälle wahrnimmt, die im Buch aber weit klarer schon existierten und daher auch eine ganz andere Grundlage für die folgenden Handlungsstränge bildeten. Dies wirkt, als wolle Justin Baldoni seine Rolle nicht zu dunkel färben, und nimmt dem Streifen einiges von seinem eigentlichen Aufrüttelungsbestreben, was schade, eigentlich auch falsch ist. Gut gespielt und besetzt lässt sich “Nur noch ein einziges Mal – It Ends With Us” trotzdem noch gut anschauen und bekommt am Ende dann ja doch noch die Kurve zur eigentlichen Kernaussage, dass man sich keine häusliche Gewalt gefallen lassen darf.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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