Papillon
Darsteller: Charlie Hunnam, Rami Malek, Yorick Van Wageningen, Roland Møller
Regie: Michael Noer
Dauer: 117 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.constantin-film.de/kino/papillon
Facebook: facebook.com/papillonfilm.de
Die Verfilmung von Henri Charrières autobiografischem Roman „Papillon“ mit Steve McQueen und Dustin Hoffman in den Hauptrollen hat ja mittlerweile mit Sicherheit Kultstatus erlangt. 45 Jahre später bringt nun der Däne Michael Noer seine Interpretation des französischen Gefängnisdramas in die Kinos und tritt damit schon in immens große Fußstapfen.
In seiner Neuverfilmung hält er sich genauso wie das Original von 1973 ganz nah an die Romanvorlage, die ja – für all diejenigen, die den Film tatsächlich nicht kennen – die Geschichte des französischen Kriminellen Henri Charrière, von allen wegen seiner auffälligen Tätowierung nur „Papillon“ genannt, erzählt. Der (Charlie Hunnam) wird im Paris der 30er Jahre zu Unrecht wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt und in die verrufene Strafkolonie St. Laurent nach Französisch-Guayana in Übersee verbannt. Schon auf dem Weg dorthin freundet er sich mit dem Mithäftling Louis Dega (Rami Malek) an, der sich von den restlichen Straftätern schon durch seine Weichheit unterscheidet. Er bietet ihm, der einen Teil seines durch Betrug erlangten Vermögens im Anus mit sich führt, zunächst ganz auf seinen eigenen Vorteil bedacht gegen Geld seinen persönlichen Schutz. Die beiden bilden eine Zweckgemeinschaft, ohne die für Dega ein Überleben in der rauen Gefängniswelt von Anfang an unmöglich scheint.
Mehr noch als das Original legt Noer, der mit seinem preisgekrönten Debüt „R“ (2010) schon seine Faszination für das Gefängnisleben ausdrückte und dies laut Pressetext mit einer Theaterbühne vergleicht, auf der jeder seine Rolle zu spielen hat, größeren Wert auf die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden Protagonisten. Dies räumt natürlich den Hauptdarstellern mehr Platz ein, den Charlie Hunnam und Rami Malek wirklich mehr als passabel ausfüllen. Dennoch ertappt man sich regelmäßig dabei, wie man versucht, in ihren raubeinigen Papillon und zarten Dega die so wundervoll charismatischen McQueen und Hoffman zu entdecken, deren Performance von damals schlicht und ergreifend unerreichbar ist.
Dass bei aller Betonung des Entstehens der Freundschaft und besonderen Augenmerks auf die sorgfältige Ausarbeitung der Charaktere aber das Schaffen der bedrückenden, schwülen Atmosphäre des tropischen Straflagers, die die ursprüngliche Fassung ja so auszeichnete, ein wenig vernachlässigt wird, ist geradezu fahrlässig. Dadurch wird Papillons omnipräsenter Fluchtgedanke und trotz aller unmenschlicher Repressalien ungebrochener Freiheitswille eher zu einer emotionslosen Nacherzählung, die kaum dazu taugt, einen emotional in die diversen unternommenen Fluchtversuche einzubinden. Seltsam distanziert erlebt man dabei Papillons Einzelhaft und die missglückten Fluchten, die ihn immer wieder in das bestialische System des französischen Strafvollzugs zurückführen. So ist Michael Noers Remake dank des starken Drehbuchs zwar nach wie vor unterhaltsames Kino, kann der genialen Romanvorlage aber nichts Neues abgewinnen und reicht an die atmosphärische Dichte des Klassikers bei weitem nicht heran. Da verliert dann selbst die Einblendung, dass Papillon die Nutzungsdauer des Straflagers weit überlebt hat, die auch schon den Abspann des Originals zierte, ihre erlösende Wirkung.
Trailer:
Bewertung: 5 von 10 Punkten