Parallele Mütter
Darsteller: Penélope Cruz, Milena Smit, Rossy de Palma, Israel Elejalde
Regie: Pedro Almodóvar
Dauer: 120 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.arthaus.de/kino/parallele_muetter
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Wenn ein neuer Film von Pedro Almodóvar im Kino startet, dann sind die Erwartungen hoch, wusste der spanische Regisseur, Drehbuchautor und Produzent doch schon mit vielen seiner Werke zu begeistern, wie “Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs” (1988), “Alles über meine Mutter” (1999), “Sprich mit ihr” (2002), “Volver – Zurückkehren” (2006) oder zuletzt “Leid und Herrlichkeit” (2019 – lies unsere Filmkritik hier). 2019 wurde ihm auch bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig bereits der Goldene Löwe als Ehrenpreis für das Lebenswerk übergeben, dieses ist aber noch lange nicht abgeschlossen, wie er nun mit seinem neuesten Streifen “Parallele Mütter” untermauert.
In diesem sehen wir – mal wieder bei ihm – Penélope Cruz, die es als Janis gar nicht erwarten kann, ihr erstes Kind zu bekommen, denn auch wenn die Werbefotografin Single ist und für den Vater ihres Kindes bislang nicht mehr als eine Affäre, sehnt sie sich als Frau um die 40 nach Mutterglück. Im Krankenhaus lernt sie die erst 17-jährige Ana (Milena Smit) kennen, und bei ihr ist die Gemütslage äußerst konträr. Auch sie ist Single, wollte allerdings in jungen Jahren noch gar kein Kind – aus traumatischen Gründen, die sie aber erst später offenlegt. Hinzu kommt, dass von ihrer Mutter Teresa (Aitana Sánchez-Gijón) keine Unterstützung zu erwarten ist, denn die eigensinnige, affektierte Künstlerin möchte sich lieber ihrer Theater-Karriere widmen als dem Nachwuchs der Tochter.
Da hat es Janis also definitiv besser. Beim Erzeuger ihres Kindes handelt es sich um den einst von ihr bei einem Shooting abgelichteten Arturo (Israel Elejalde), und da dieser als forensischer Anthropologe für eine Stiftung arbeitet, die sich der Aufklärung der Verbrechen des Franco-Regimes widmet, hatte sie ihn um Rat in einer Familienangelegenheit gebeten. Während des Spanischen Bürgerkriegs wurde ihr Urgroßvater einst von Falangisten ermordet und liegt seitdem in einem Massengrab am Rand ihres Heimatdorfes, und eine Exhumierung würde den immer noch trauernden Angehörigen die Möglichkeit geben, die Leichen zu identifizieren und mit Würde neu in den Familiengräbern zu beerdigen. Arturo ließ Janis damals etwas später wissen, dass die regionalen Behörden finanzielle Mittel hierfür in Aussicht gestellt hätten, wenn er das Projekt leite – und so kamen sich die beiden näher, landeten schließlich im Bett.
Inzwischen hat Janis Arturo von der Schwangerschaft erzählt, und davon, dass sie das Kind alleine großziehen wird. Als die beiden sich dann einige Monate später treffen, um die nächsten Schritte der Exhumierung zu besprechen, sieht Arturo erstmals sein Kind – und streitet ab, der Vater sein zu können, ähnelt die Tochter doch weder ihm noch Janis. Diese ist außer sich vor Wut, schließlich habe sie mit niemandem anderen geschlafen – und doch bestellt sie sich ein DNA-Test-Set, was überraschende Ergebnisse bringt.
“Parallele Mütter” ist nicht zwingend eines von Almodóvars Meisterwerken, verlässt man das Kino doch nicht ganz so begeistert wie schon einige Male zuvor. Nun bedeutet dies aber nicht, dass man nicht einen immer noch sehr guten Film gesehen hat, der sich lohnt.
Die Geschichte um die so unterschiedlichen, zunächst Nachwuchs erwartenden und dann Mutter gewordenen Frauen ist interessant und besitzt einiges an Tragik. Viel Tiefe gewinnt die Handlung zudem durch die Familiengeschichte von Janis und die geplante Exhumierung, denn hier wird eine nicht geheilte Wunde spanischer Politik angesprochen, die Vergangenheit ist in dieser Hinsicht längst nicht bewältigt.
In puncto der Bilder von Kameramann José Luis Alcaine weiß der Streifen wie ja eigentlich immer bei Almodóvar zu überzeugen, auch wenn er Farben schon visuell packender eingesetzt hat, hier liegt der Fokus eher auf Ausstattung und Design. Zusammen mit der tollen, Oscar®-nominierten Musik des preisgekrönten Komponisten Alberto Iglesias (“Volver”), mit dem Almodóvar seit über 20 Jahren zusammenarbeitet, wurde das passende Ambiente für die erzählte Story geschaffen.
Schauspielerisch weiß Penélope Cruz mal wieder zu glänzen, die bei den Filmfestspielen in Venedig hierfür ja auch als “Beste Schauspielerin” ausgezeichnet wurde und ebenfalls Oscar®-nominiert ist. Aber auch Milena Smit erweist sich als absolute Entdeckung und spielt stark. Ein Drama, mit dem Almodóvar erneut sehr gutes Arthaus-Kino beschert.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten