Parthenope
Darsteller: Celeste Dalla Porta, Silvio Orlando, Gary Oldman, Stefania Sandrelli
Regie: Paolo Sorrentino
Dauer: 136 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.wildbunch-germany.de/movie/parthenope
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Instagram: instagram.com/wildbunchfilmlounge
Kinostart: 10. April 2025
Dass es in Homers “Odyssee” Sirenen gibt, die mit ihrem Gesang Männer zu verführen wissen und sie hierdurch in den Tod treiben, das weiß man. Dass in der griechischen Mythologie eine hiervon Parthenope genannt wurde, die mit ihren Geschwistern auf einer Insel nahe der Küste Süditaliens lebte und nach einem Sprung ins Meer bei Neapel tot angeschwemmt und dann dort beerdigt wurde, das wissen wohl nur die dort Einheimischen. Diese ehrten sie mit Opfergaben und einem jährlichen Fackellauf, und in Neapel wurde Parthenope als Stadtgöttin angesehen.
Nun widmet sich der 1970 in Neapel geborene italienische Regisseur und Drehbuchautor Paolo Sorrentino, dessen gesellschaftskritisches Werk “La Grande Bellezza – Die große Schönheit” (2013) mit dem Oscar® und Golden Globe® in der Kategorie “Bester fremdsprachiger Film” ausgezeichnet wurde und der mit den vielbeachteten “Il Divo” (2008) und “Loro – Die Verführten” (2018) bekannte Skandal-Politiker seines Landes porträtierte, besagter “Parthenope”. In seinem Drama ist sie zwar keine Sirene, an Verführungspotenzial aber mangelt es ihr nicht.
Zunächst sehen wir sie als Mädchen, das 1950 in gutbetuchter Familie in Neapel geboren wird und nach besagter Sirene benannt schon in frühen Jahren Schönheit ausstrahlt. Mit dem Heranwachsen wird ihre Anziehungskraft immer größer, und so ist sie als junge Frau (Celeste Dalla Porta) umschwärmt, von Sandrino (Dario Aita), dem Sohn des Dienstmädchens, aber irgendwie auch vom eigenen Bruder Raimondo (Daniele Rienzo), dem sie sehr nahe ist, aber zunächst nur im erlaubten Rahmen.
Wenn sie nicht gerade Männern den Kopf verdreht, dann studiert die kluge Parthenope Anthropologie und ist hierbei eine der Interessiertesten, die den von anderen gefürchteten Professor Devoto Marotta (Silvio Orlando) mit ihren Fragen vor Herausforderungen stellt. Ihre Idee, vielleicht Schauspielerin zu werden, verwirft sie nach wegweisenden Begegnungen mit den ehemaligen Größen Flora Malva (Isabella Ferrari) und Greta Cool (Luisa Ranieri) wieder. Lieber folgt sie 1973 der Idee von Raimondo, mit ihm und Sandrino nach Capri zu reisen, wo sie einen unvergesslichen Sommer verleben, in dem es zwischen ihnen mächtig knistert und in dem sie auch auf den romantischen, aber weit älteren und desillusioniert dem Alkohol verfallenen US-Schriftsteller John Cheever (Gary Oldman) trifft, dessen Bücher sie sehr mag. Leider münden diese aufregenden Tage in eine Tragödie.

Parthenope (Celeste Dalla Porta) und ihr Bruder Raimondo (Daniele Rienzo)
(© Gianni Fiorito)
Die mehr als zwei Stunden von “Parthenope” sind vor allem von Schönheit geprägt – zum einen durch die überaus attraktive Titelfigur, die von der auch als Model tätigen Celeste Dalla Porta in ihrem Langfilmdebüt stark gespielt wird und die auch mal auf dem Balkon über dem Meer stehend eine ganze Rudermannschaft ihren Sport vergessen und nur noch sehnsüchtig hochschauen lässt – eine von mehreren großartigen Szenen. Zum anderen ist es das Gespür von Regisseur Paolo Sorrentino, der auch das Drehbuch schrieb, und Kamerafrau Daria D’Antonios für tolle Bilder, das uns in seinen Bann zieht und das diesen Film vor allem im Kino zum optischen Genuss macht.
Nun ist die Schönheit nicht alles, sehen wir doch neben der Lebensgeschichte der Parthenope – die die ständigen Männerblicke nicht nur genießt, sondern auch als Bürde empfindet – auch eine gehörige Portion an Drama um sie herum, welches ihr Dasein immer wieder der Unbeschwertheit entreißt. Der ihr immer verfallene Sandrino, dessen Zuneigung sie nur bedingt erwidern kann, der mental fragile Bruder, den sie so liebt, der melancholische Schriftsteller und die schon längst nicht mehr glänzenden Ex-Filmstars – das sind noch nicht alle Figuren der interessanten Geschichte, kommt doch hier z.B. sogar noch ein sich nicht an seine kirchlichen Regeln haltender Kardinal (Peppe Lanzetta) ins Spiel. Umso gefestigter ist da der Anthropologie-Professor, der von Parthenopes philosophischer Hinterfragung von Wissen, Liebe und Vergänglichkeit so angetan ist, dass er sie fördert, und das mal rein fachlich ohne sich ihrer anzunähern, das geht also auch.
Paolo Sorrentino bietet nicht nur eine bildgewaltige Geschichte mit mehreren Facetten, “Parthenope” ist auch eine Liebeserklärung an seine Geburtsstadt Neapel, an Capri und an Süditalien – und auch wenn der Film einen vielleicht nicht so vom Hocker haut wie die oben erwähnten, so lässt er sich doch sehr gut anschauen.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten
