Playing God
Dokumentation
Regie: Karin Jurschick
Dauer: 90 Minuten
FSK: nicht bekannt
Website: www.realfictionfilme.de/filme/playing-god/
Die Dokumentation “Playing God” stellt uns einen Mann vor, den man hier in Deutschland eher nicht kennen dürfte. Ken Feinberg, heute 72 Jahre alt, handelt mal im Namen der US-Regierung, mal großer Konzerne – oder besser könnte man sagen, er verhandelt. Wenn es um die Höhe von Entschädigungs-Zahlungen geht, dann ist Ken ein gefragter, aber natürlich nicht zwingend beliebter Mann.
Ein Beispiel: Nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 wurde ein milliardenschwerer Fonds genehmigt, der allen Opfern eine finanzielle Entschädigung garantierte, die auf den Gang zum Gericht verzichten. George Bush stellte den Anwalt und Mediator Feinberg als alleinigen Entscheider über alle Abfindungssummen vor. Kann man aber den Verlust eines Menschen finanziell überhaupt entschädigen? Im Wissen, dass die Chancen vor Gericht unklar sind, bewegte Ken die meisten der Opfer-Angehörigen dazu, auf seine Vorschläge einzugehen. Natürlich kam hierbei aber die Frage auf, warum das Leben eines Feuerwehrmanns etwa eine Million Euro weniger wert ist als das eines Börsenmaklers.
Noch mehr Beispiele. Wenn der Ölmulti BP bei der größten Ölkatastrophe der Geschichte Fischern die Existenz raubt, wie hoch sollte eine Entschädigung sein? Und was sollen Vietnamveteranen bekommen, die ihr Leben lang durch das Einatmen des im Krieg eingesetzten, hochgiftigen Entlaubungsmittels Agent Orange leiden?
Wir lernen Ken Feinberg kennen und man schwankt irgendwie zwischen rollenbedingter Antipathie und Anerkennung für die besonnene und manchmal dann halt auch menschliche Art und Weise, wie er an die schwierigen Themen heran geht, natürlich analytisch und – nirgends passt es besser als bei ihm – berechnend. Man merkt aber auch schnell, dass es in der Schnittmenge zwischen Regierungslobby, Wirtschaftsinteressen und persönlichen Schicksalen keinen richtigen Weg geben kann. So geht Feinberg den eingeschlagenen konsequent weiter, nach dem Motto “einer muss es ja machen”.
Dass Ken hierbei entgegen öffentlicher Bekundigungen natürlich auch nicht leer ausgeht, ist einerseits klar, stößt aber trotzdem negativ auf, denn hier wirkt er wenig offen und transpartent, versteckt sich hinter findigen Floskeln. Die Dokumentation ist – natürlich – im Original mit Untertiteln zu sehen, und sie ist durchaus interessant. Sie ist aber doch thematisch sehr amerikanisch, denn bei uns werden ähnliche Dinge weit weniger öffentlich geregelt, haben wir doch zum Glück nicht diese “Wenn du irgendwas zum Klagen hast, ich gehe mit dir vor Gericht”-Kultur.