Ready Player One
Darsteller: Tye Sheridan, Olivia Cooke, Ben Mendelsohn, Lena Waithe
Regie: Steven Spielberg
Dauer: 138 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.warnerbros.de/kino/ready_player_one.html
Facebook: facebook.com/WarnerBrosDE
Steven Spielberg ist nicht zu Unrecht einer der erfolgreichsten Regisseure, ja auch dreifacher Oscar®-Preisträger. Hier die lange Liste seiner Erfolge aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, aber sein neuester Film “Ready Player One” wird sicherlich dazu gehören, denn Spielberg liefert Blockbuster-Kino ab, das diesen Namen verdient hat und wegen dem man ins Kino geht – die hier erzielte Wirkung eines Streifens wie diesem bekommst du zu Hause (noch) nicht hin.
Noch – ja, das stimmt wohl. Denn die virtuelle Realität (VR) schreitet immer mehr fort und wird auch in die Welt des Kinos irgendwann eingreifen. Jetzt aber zum Glück noch nicht, und so sitzt man gespannt im Kinosaal hinter seiner – das wäre ja vor einigen Jahren auch noch undenkbar gewesen – völlig zur Normalität gewordenen 3D-Brille, die auch nicht mehr wie einst klobig und schwer auf der Nase sitzt.
Oftmals ist 3D-Produktion unnötig und sie ist ja momentan zum Glück auch wieder selektiver geworden – hier, bei der Verfilmung von Ernest Clines gleichnamigem Bestseller, macht sie absolut Sinn und saugt einen in den Film, der es vermag, über seine gesamte Länge von weit über zwei Stunden zu begeistern.
Wir befinden uns im Jahr 2045, und da Wohnraum immer knapper geworden ist und sich nicht jeder eine Wohnung in einem Wolkenkratzer leisten kann, wird die reale Welt in den ärmeren Gegenden von Wohncontainer-Stapeln geprägt, die über Treppen dann halt zu Hochhäusern 2.0 geworden sind, nur viel hässlicher. In einem von ihnen lebt Wade Watts (Tye Sheridan), der sein reelles Leben ziemlich öde findet und daher wie so viele jede Menge Zeit im virtuellen Universum OASIS verbringt.
Um den nötigen Platz hierfür zu haben, hat er sich einen ausrangierten Kleintransporter auf einem Schrottplatz zum zweiten Heim umfunktioniert, in dem er dann seine VR-Brille aufsetzt und zum virtuellen Charakter Parzival wird. Als dieser ist er, der auch in der reellen Welt kein nerdiger Außenseiter ist, ein cooler Jüngling, der so einiges erlebt und auch ein paar richtig gute Freunde hat, viel besser als die außerhalb von OASIS, und viel spannender, denn hier plagt sich niemand mit Pickeln herum oder leidet unter fehlenden Marken-Klamotten oder gar Minderwertigkeitskomplexen – hier herrscht die Coolness.
Noch aufregender aber wird es in der digitalen Welt, als der exzentrische, durchaus als Nerd durchgehende OASIS-Erfinder James Halliday (Mark Rylance) stirbt und seinen Spielern ein ausgeklügeltes Rätsel hinterlässt. Erbe seines ungeheuren Vermögens und Machthaber über OASIS soll der sein, der als Sieger aus einem dreiteiligen Wettbewerb hervorgeht, der eine Mischung aus Ostereiersuche und rasantem Action-Spiel darstellt. Keine Frage, dass die OASIS-Welt verrückt spielt und nun jeder der Erste sein will. Aber Halliday wäre nicht Halliday gewesen, hätte der das Ganze nicht äußerst intelligent und schwierig programmiert.
Als Wade tatsächlich die erste Aufgabe, ein Autorennen in einer fulminanten Welt voller Gefahren bis hin zu King Kong als Gegner, bewältigt und Parzival als einziger auf dem immer einsehbaren Score-Board oben steht, erntet er nicht nur digitalen Respekt, sondern gerät auch ins Visier des Großkonzerns IOI, der mit kriminellen Mitteln versucht, Hallidays Milliarden an sich zu bringen. Hierfür steigt der Chef Nolan Sorrento (Ben Mendelsohn) dann auch selbst mal in seinen gemütlichen VR-Sessel und nimmt den digitalen Kampf auf, als Herrscher über große Truppen. Wade muss aufpassen und schließt sich neben seinen Kumpels vor allem mit der neuen VR-Freundschaft und Konkurrentin Art3mis (Olivia Cooke) zusammen, um im Rennen zu bleiben.
Steven Spielberg beschert uns eine grandiose Umsetzung. Ernest Cline selbst, dessen Romanvorlage sich bereits seit über 100 Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times hält und kürzlich Platz 1 erreichte, hat mit den Drehbuch-Schreibern Eric Eason und Zak Penn zusammen gearbeitet, um den Stoff für das Kino zu optimieren. Da wird schon mal eine Romanze dazu erfunden oder das eine oder andere Detail geändert, aber die Grundzüge des Buchs bestimmen auch den Film.
Lange schon hat einen kein 3D-Film mehr so gefesselt, hier fühlt man sich als Zuschauer bestens unterhalten und hat einfach nur jede Menge Spaß. Dies liegt zum einen an der tollen Optik der digitalen OASIS-Welt als totales Gegenteil zu einer verstörenden Realwelt, in der durch Umweltprobleme und Überbevölkerung die Mittelschicht eliminiert scheint und so das Meiste trist und düster wirkt. Zum anderen ist der Film gerade für Kinder der 80er-Jahre ein Leckerbissen, hat Halliday doch in sein finales Rätselspiel jede Menge Charaktere und Details aus der damaligen Epoche mit eingeflochten, die nun hier mächtig Freude bereiten.
Die Story ist toll und hier wunderbar umgesetzt – da ist Spielberg natürlich auch genau der richtige Perfektionist. Tye Sheridan und Olivia Cooke spielen gut, und der immer wieder überzeugende Ben Mendelsohn ist als fieser Firmenboss auch stark besetzt. Der digitale Daumen geht genauso nach oben wie der reelle – klasse Streifen, hierfür lohnt sich der Eintrittspreis, diesen Film sollte man auf jeden Fall auf der großen Leinwand sehen!
Bewertung: 9 von 10 Punkten