Home Film “Speak No Evil” – im dänischen Psycho-Thriller beschert Höflichkeit Übles

“Speak No Evil” – im dänischen Psycho-Thriller beschert Höflichkeit Übles

Autor: Tobi

"Speak No Evil" Filmplakat (© PLAION Pictures)

Speak No Evil

Darsteller: Morten Burian, Sidsel Siem Koch, Fedja van Huêt, Karina Smulders
Regie: Christian Tafdrup
Dauer: 97 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Facebook: facebook.com/PLAION.PICTURES
Kinostart: 28. September 2023



Vermutlich wäre der dänische Psycho-Thriller “Speak No Evil” nicht in den Kinos des deutschsprachigen Raums angelaufen. Dass er dies nun aber doch tut, liegt zum einen wohl darin begründet, dass der dritte Spielfilm von Regisseur Christian Tafdrup, der das Drehbuch gemeinsam mit seinem Bruder Mads verfasste, als “Sundance-Hit” angekündigt wird – wofür nicht nur eine Einladung in die Sektion Midnight des Sundance Film Festivals 2022 ausreichte, in der Genre-übergreifende Streifen zu finden sind, es gab auch sehr positive Kritiken und Publikumsreaktionen. Zum anderen weckt die Tatsache Interesse, dass die US-Horrorschmiede Blumhouse Productions daran arbeitet, 2024 ein amerikanisches Remake mit James McAvoy und Mackenzie Davis in den Hauptrollen in die Kinos zu bringen.

Man nähert sich “Speak No Evil” also bereits mit nicht allzu niedriger Erwartungshaltung und der Streifen weiß dann auch zu gefallen, ohne allerdings vom Hocker zu hauen. Der dänische Originaltitel “Gæsterne” bedeutet übersetzt “Gäste”, und zu diesen werden der dänische Familienvater Bjørn (Morten Burian) und seine Frau Louise (Sidsel Siem Koch) zusammen mit ihrer Tochter Agnes (Liva Forsberg), nachdem sie im Urlaub in der Toskana eine niederländische Familie kennengelernt haben, die sie einige Monate später unerwartet zu sich nach Hause einlädt.

Um nicht unfreundlich zu sein und weil sich alle im Urlaub gut verstanden haben, fahren die DänInnen für ein Wochenende in die Niederlande zu Patrick (Fedja van Huêt), Karin (Karina Smulders) und deren Sohn Abel (Marius Damslev). Hier geht es zunächst wie erwartet und erhofft nett zu, bald aber sorgen diverse kleine Ungereimtheiten für Stirnrunzeln, ob nun über den Job gelogen wurde, Agnes seitens der NiederländerInnen gemaßregelt wird, Vegetarierin Louise unbedingt vom Fleisch kosten soll oder der sich als Alphamännchen entpuppende Patrick sie nicht wirklich heimlich beim Duschen beobachtet.

Generell läuft der erste Abend ganz anders als erwartet, als ein Babysitter (Hichem Yacoubi) für die Kinder kommt und die Paare ohne sie essen gehen – und zwar ganz alleine, sonst ist niemand im angesteuerten rustikalen Restaurant, in dem dann Patrick und Karin auch noch in für die erstaunten Betrachter unangenehm intimes Tanzgefummel verfallen. Die gute Stimmung schlägt seitens Bjørn und Louise also genauso schnell wie komplett in Unbehagen um und den beiden wird klar, dass sie wieder heimfahren sollten – wenn dies nur einfach wäre.

"Speak No Evil" Szenenbild (© Erik Molberg)

Bjørn (Morten Burian) und Louise (Sidsel Siem Koch) haben es sich in ihrem Familienleben bequem gemacht – vielleicht ein bisschen zu bequem.
(© Erik Molberg)

Mit “Speak No Evil” beschert Christian Tafdrup eine plakative Warnung davor, zu naiv aus Gründen von Höflichkeit und sozialen Normen Sachen zu machen, auf die man eigentlich gar nicht so große Lust hat. Hier begibt sich die dänische Familie blauäugig weit weg von der Heimat und auch einem nächsten Haus in die Obhut flüchtiger Urlaubsbekanntschaften, was übel enden soll. Ein “Nein” wäre vielleicht nicht fein gewesen, hätten den aufbrechenden Psychoterror aber erspart, und sogar als einiges schief läuft geben Bjørn und Louise den sich entschuldigenden Gastgebern noch eine zweite Chance, um sie nicht vor den Kopf zu stoßen.

Und bei auf das Gemüt schlagenden Aktionen bleibt es nicht, es wird brutal, wobei der Film auch vor Gewalt gegenüber Kindern nicht Halt macht, was für das zuschauende Auge besonders unerträglich ist. “Speak No Evil” baut mit alles andere als gehetzter Erzählweise gekonnt eine unbehagliche Atmosphäre auf und weiß einen zunächst zu fesseln, in der zweiten Hälfte des Streifens gibt es aber auch die eine oder andere Situation, in der Handlungen nicht mehr ganz logisch erscheinen, was dem Film etwas Luft aus dem Reifen lässt. Insgesamt aber handelt es sich trotzdem noch um einen guten, weil auch unkoventionellen Psycho-Thriller, den man gut anschauen kann, wenn man nicht gerade erheiternde, leichte Kost sucht.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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