Spider-Man: A New Universe
Animation
Regie: Bob Persichetti, Peter Ramsey und Rodney Rothman
Dauer: 110 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.sonypictures.de
Facebook: facebook.com/SpiderManNewUniverse
Spider-Man ist da – mal wieder, und doch zum einen ganz anders, zum anderen nur als Randfigur. Nachdem die Filmrechte an der Figur einst von Marvel an Sony Pictures verkauft wurden, servierte uns zunächst Regisseur Sam Raimi ab 2002 sehr ansprechend und erfolgreich Tobey Maguire drei Mal als Spinnenmann, dann bot Marc Webb zehn Jahre später im Reboot “The Amazing Spider-Man” Andrew Garfield als Peter Parker auf, was die Legende etwas ins Stocken geraten ließ. Nachdem sich Sony und Disney – seit Ende 2009 Besitzer von Marvel Entertainment – darauf einigten, Spider-Man wieder neu zu erfinden und in das Marvel Cinematic Universe zu integrieren, sehen wir inzwischen seit 2016 Tom Holland als jüngere Variante mit mehr Witz – ob das nun gefällt oder nicht.
Parallel hierzu hat sich Sony Pictures entschieden, ein Universum rund um Spider-Man aufzubauen, und zwar dort, wo das Ganze urpsrünglich mal hergekommen ist, nämlich gezeichnet – na gut, zumindest animiert. Dies ist wahrschlich auch einer der Gründe, warum “Spider-Man: A New Universe” nun bereits eine Altersfreigabe ab 6 Jahren erhalten hat – die allerdings absolut nicht nachzuvollziehen ist, wie zuletzt öfter mal bei der FSK, dazu unten mehr.
In puncto Story bekommt man diesmal etwas mehr geboten als den üblichen Superhelden-Einheitsbrei. Zu verdanken haben wir dies Phil Lord, der das Drehbuch verfasst hat und zusammen mit seinem Weggefährten Chris Miller, mit dem er ja schon Filme wie “The Lego Movie” und “21 Jump Street” in Buch und Regie verantwortete, auch zu den Produzenten des Streifens gehört. Bob Persichetti, Peter Ramsey und Rodney Rothman haben das Ganze zu dritt als Regie-Team umgesetzt.
Im Mittelpunkt des Film steht nicht Peter Parker. Nachdem dieser verstorben ist, wird der Teenager Miles Morales aus Brooklyn eher durch Zufall – so viel ist geblieben – zum Spider-Man und lernt bald, dass er hier nicht mal der einzige ist, jedes “Es kann nur einen geben” a la “Highlander” vergessen wir also mal schleunigst. Im Kampf gegen den massigen Schurken Kingpin bekommt Miles, der sich ganz langsam mit den neuen Fähigkeiten anfreundet, Unterstützung von der hübschen Spider-Gwen, dem Schwein Spider-Ham, dem asiatiaschen Anime-Import Peni Parker in ihrem Spider-Roboter, dem dunklen Spider-Man Noir und – ja, doch auch wieder – Peter Parker, der in einer etwas abgewrackteren Version aus einer anderen Dimension zurück ist.
Das klingt verwirrend und ist es irgendwie auch teilweise, so dass der Film zwar jede Menge Spaß bereitet, aber mit seiner komplexen Handlung und einer Animationsart, die im letzten Drittel jede Menge psychedelische Bilderreigen mit sich bringt, dazu noch Kingpin sowie den auftauchenden Prowler als äußerst düstere Gestalten aufbietet, absolut nichts für jüngere Kinder ist. Eine Freigabe ab 12 Jahren wäre hier viel sinnvoller gewesen.
Viel Wert haben die Macher auf die Optik des Films gelegt, die bewusst stark an alte Zeiten handgezeichneter Filme anknüpft, hierbei auch Comicheft-Pixelung aufgreift und Hintergründe vom Start weg teilweise verschwimmen lässt, so dass man sich zumindest beim Anschauen der 2D-Version anfangs fragt, ob man evtl. doch die 3D-Version ohne Brille sieht, was aber ja nicht sein kann, denn die Figuren im Fokus sind gestochen scharf. Eine interessante Herangehensweise, an die sich das Auge etwas gewöhnen muss.
Die Handlung bereitet hingegen vom Start weg Spaß. Gespickt mit einiger Selbstironie wird die Historie von Spider-Man, wie wir ihn bisher kannten, kurz aufgearbeitet und dann ein ideenreicher Plot verabreicht, der manchmal fast schon etwas überladen daher kommt und somit auch einiges an Hektik mit sich bringt, nicht nur in den rasanten Action-Szenen. Reminiszenzen an diverse Filme sind geschickt eingeflochten, aber auch hier ist es natürlich so, dass Kinder damit wenig anfangen können, während Erwachsenen und vor allem Superhelden-Fans einige Schmankerl geboten werden – inkl. einem Auftritt von Stan Lee, der nun kurz nach seinem Tod etwas Traurigkeit einimpft.
Das Spektrum der Hauptfiguren wurde abwechslungsreich ausgewählt, sicherlich auch mit einem Diversitäts-Gedanken auf dem Zettel. Neben dem afroamerikanischen und dank seiner Mutter aus Puerto Rico auch mit starken Latino-Wurzeln ausgestattenen Jungen Miles Morales, der 2011 von Brian Michael Bendis und Sara Pichelli für Comics erfunden wurde, und weiteren Schwarzen wie seinem Vater als Polizisten oder seinem Onkel Aaron als engem Vertrauten haben wir mit Spider-Gwen eine Weiße, mit Peni Parker eine Asiatin, mit Spider-Ham sogar ein Tier, und Spider-Man Noir kommt aus der Großen Depression dazu. Dass Kingpin als schwergewichtige Person den Bösewicht gibt, ist hierbei nicht sinnbildlich zu verstehen, schließlich hat er die übertriebene Figur eines Schranks, und die meisten Bösewichte in Comics sind ja schlanker Natur.
In puncto Synchronisation wurde zum Glück abgesehen von YouTuber Erik “Gronkh” Range, der mit inzwischen bereits einiger Erfahrung seinen Job ordentlich erledigt hat, auf Promi-Besetzung verzichtet, und so ist diese gut gelungen, auch wenn Originalstimmen wie Shameik Moore als Miles Morales, Jake Johnson als Peter Parker, Liev Schreiber als Kingpin oder Mahershala Ali als Onkel Aaron hier mehr Aufmerksamkeit erzeugen.
Alles in allem gelungenes Popcorn-Kino für erwachsene Comic-Freunde oder ältere Kinder, also Jugendliche.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten