Home Film “Stan & Ollie” – ein rührendes Portrait zweier großer Komiker nach ihrer Blütezeit

“Stan & Ollie” – ein rührendes Portrait zweier großer Komiker nach ihrer Blütezeit

Autor: Tobi

"Stan & Ollie" Filmplakat (© SquareOne)

Stan & Ollie

Darsteller: Steve Coogan, John C. Reilly, Nina Arianda, Shirley Henderson
Regie: Jon S. Baird
Dauer: 98 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: squareone-entertainment.com
Facebook: facebook.com/SquareOneEntertainmentGmbH


Stan Laurel und Oliver Hardy begeisterten Generationen. Das Komiker-Duo, bei uns auch unter dem heute irgendwie nicht mehr denkbaren Pseudonym “Dick und Doof” vermarktet, hat Filmgeschichte geschrieben und Millionen Menschen zum Lachen gebracht mit seinem von tollen Ideen, perfektem Timing und grandioser Mimik lebendem Slapstick. Regisseur Jon S. Baird, den man vor allem für die rabenschwarze Komödie “Drecksau” aus dem Jahr 2013 mit James McAvoy in der Hauptrolle kennt, setzt den beiden Kinostars mit seinem Biopic “Stan & Ollie” ein bewegendes Denkmal und katapultiert sie damit auch noch einmal mächtig aus der drohenden Vergessenheit.

Basierend auf einem Drehbuch des Oscar®-nominierten Autors Jeff Pope (“Philomena”) sehen wir Stan (Steve Coogan) und Ollie (John C. Reilly) nicht während ihrer Glanzzeit, die nur am Angang angerissen wird, sondern viele Jahre später. Nachdem sich Stan 1940 mit ihrem Produzenten Hal Roach (Danny Huston) überworfen hatte, der sie in mehr als einem Jahrzehnt zu Größen gemacht hatte, ihnen nach Stans Ansicht dafür aber zu wenig zahlte, verschwand das Duo mehr oder weniger in der Versenkung. Kinofilme floppten, und so entschieden sich Stan und Ollie dazu, mit ihren Sketchen auf Tour zu gehen.

Der Fokus des Films liegt auf ihrer Gastspielreise 1953 durch Großbritannien, die sie laut Stan vor allem in Vorbereitung für einen “Robin Hood”-Film angetreten sind, für den er, das kreative Mastermind und auch Arbeitstier des Duos, auch fleißig Gags erarbeitet. Doch bald folgt Enttäuschung, sind zum einen die in puncto Kapazität schon kleiner gewählten Theater doch oft halbleer, zum anderen erfährt Stan, dass der Filmdreh abgesagt wurde. Durch etwas mehr Werbeauftritte und Klinkenputzen gelingt ihnen jedoch ein Comeback, das nicht darüber hinweg täuscht, dass sich in die Freundschaft, wenn es denn überhaupt eine ist, Risse eingeschlichen haben, die nun immer deutlicher werden.

"Stan & Ollie" Szenenbild (© SquareOne)

Steve Coogan als STAN LAUREL und John C Reilly als OLIVER HARDY (© SquareOne)

Jon S. Baird ist ein wunderbares Portrait der Komiker gelungen, bei dem man sich nur wünscht, dass es so nah wie möglich an der Realität liegen möge. Stan Laurel ist Arbeitstier und Ideengeber des Duos und verzeiht Oliver Hardy auch eine gewisse Trägheit. Die beiden gehen zumeist sehr liebevoll miteinander um und es wird klar, dass sie auch abseits von Bühne und Filmdreh viel von dem Humor in sich tragen, der sie bekannt gemacht hat, sich manchmal sogar im realen Leben ähnlich verhalten wie in ihren Sketchen, was sehr viel Charme mit sich bringt.

Es ist rührend, wie sich Stan nicht traut, Ollie vom abgeblasenen Filmdreh zu berichten, sondern lieber weiter Ideen niederschreibt, einfach um die Flamme ihres Humors am Lodern und die Motivation auch in Zeiten leerer Ränge hoch zu halten. Den Zusammenhalt lassen sie sich auch von ihren extrem unterschiedlichen Frauen (Shirley Henderson als Lucille Hardy und Nina Arianda als Ida Kitaeva Laurel) nicht verderben, zumindest zunächst nicht, auch wenn die Freundschaft irgendwann auf eine harte Zerreißprobe gestellt wird, auch weil Stan Ollie nie verziehen hat, dass dieser einst den Film “Zenobia” für Hal Roach ohne ihn gedreht hatte.

Der Film lebt natürlich vom Humor, wenn die eingeflochtenen Sketche der beiden, deren akribische Erarbeitung und Detailverliebheit einem noch einmal verdeutlicht wird, einen auch heute noch lachen lassen, von einer riesigen Portion Warmherzigkeit zweier sympathischer Ex-Stars und vom einfach nur grandiosen Schauspiel der Hauptdarsteller. Steve Coogan nimmt man Stan Laurel, dessen Mimik er unglaublich gut trifft, voll ab, und auch John C. Reilly hat man selten besser gesehen als in der Rolle des innerlich ermüdeten, aber immer noch spielfreudigen Oliver Hardy. Einer der besten Filme des Jahres bisher – unbedingt anschauen!

Trailer:

Bewertung: 9 von 10 Punkten

 

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