Home Film “Stasi FC” – eine interessante Doku über den Einfluss der Stasi auf den DDR-Fußball

“Stasi FC” – eine interessante Doku über den Einfluss der Stasi auf den DDR-Fußball

Autor: Tobi

"Stasi FC" Filmplakat (© SquareOne Entertainment)

Stasi FC

Dokumentarfilm
Regie: Daniel Gordon, Arne Birkenstock, Zakaria Rahmani
Dauer: 91 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.24-bilder.de/filmdetail.php?id=1001
Facebook: facebook.com/SquareOneEntertainmentGmbH
Instagram: instagram.com/squareone_entertainment
Kinostart: 27. März 2025


Mit “Stasi FC” startet ein interessanter Dokumentarfilm im Kino, in dem die Regisseure Daniel Gordon, Arne Birkenstock und Zakaria Rahmani nicht nur über den Fußballverein BFC Dynamo Berlin berichten, der vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR und seinem Chef Erich Mielke unterstützt ab 1979 zum Serienmeister der DDR-Oberliga wurde, sondern auch über erfolgreiche oder verhinderte Repubikflüchtlinge aus Reihen der dortigen Profispieler.

Hierfür arbeitet das Regie-Trio zum einen natürlich mit vielen Archivaufnahmen, bei denen sich zu den Fußballszenen auch generell Geschichtliches gesellt, was passend eingeschnitten wurde und auf das Geschehen abgefärbt bzw. den Rahmen gebildet hat. Zum anderen sind aktuelle Interviews mit Beteiligten und Zeitzeugen geführt worden, aus denen man Schnipsel zu sehen bekommt. Hier erhält man Informationen aus erster Hand, von Ralf Minge, einst Profi und Trainer von Dynamo Dresden, von René Müller, damals Torhüter des 1. FC Lokomotive Leipzig und der DDR-Nationalmannschaft, von Falko Götz und Dirk Schlegel, die als Profis des BFC Dynamo in den Westen flohen und hier (vor allem Götz sehr beachtlich) Karriere machten, von Gerd Weber, Ex-Profi von Dynamo Dresden und Nationalspieler, von BFC-Torwart Bodo Rudwaleit, von Fußballtrainer Bernd Stange und von Schiedsrichter Bernd Heynemann. Doch nicht nur einstige Aktive kommen zu Wort, sondern auch Fußballhistoriker Alan McDougall, der Expertise in der sowjetischen und ostdeutschen Fußballgeschichte besitzt, Bürgerrechtler Roland Jahn, Fans des BFC Dynamo und ein ehemaliger Offizier der Stasi.

Wir erfahren einiges über den BFC Dynamo Berlin und wie er vor allem auch getrieben von Stasi-Chef Mielke mit Abordnung der besten Talente zum Fußballverein zur Nummer 1 im DDR-Fußball gemacht wurde, da er als Aushängeschild für den Staat fungieren sollte, und das nicht nur national. Dass hierfür dann später auch Schiedsrichter so offensichtlich zu Spielbeeinflussungen zugunsten des Vereins bewegt wurden, dass es schon lächerlich war, nahm man in Kauf, denn dagegen wirklich etwas unternehmen konnte man eben nicht.

"Stasi FC" Szenenbild (© SquareOne Entertainment)

Die Fans des Berliner FC Dynamo im Stadion
(© SquareOne Entertainment)

Widerstand regte sich in anderer Form, so dass es zu Schmährufen von den Rängen kam, die bei Heimspielen des BFC dann auch gerne vor allem mit Partei-Funktionären besetzt wurden. Vereinzelt, und weit spektakulärer, gab es aber auch Profis, die sich in den Westen absetzten. Der Fall Lutz Eigendorf fehlt natürlich nicht, der nach vielen Jahren beim BFC Dynamo im Frühjahr 1979 in die Bundesrepublik Deutschland floh und hier dann drei Jahre in der Bundesliga spielte, bis er im März 1983 bei einem Autounfall verstarb – vielleicht unter Mitwirken der Stasi, die ihn als Verräter des Staats ansah und einen ihrer Beamten unerkannt als neuen Ehemann von Eigendorfs zurückgelassener, dann zwangsgeschiedener Frau installiert hatte?

Besser lief es da für Falko Götz und Dirk Schlegel, die für den BFC spielten und im November 1983 vor dem Europapokalspiel bei Partizan Belgrad die Möglichkeit zur Flucht in den Westen ergriffen. Im Film erzählen sie über ihre Zeit beim BFC Dynamo und schildern ihr aufregendes Absetzen von der Mannschaft, als sie bei einem Einkaufsbummel dem Stasi-Aufpasser entkamen – denn klar, “you’ll never walk alone” hatte in der Welt der staatlich organisierten Dauer-Spionage eine ganz andere Bedeutung. Eine sehr spannende Geschichte, weshalb wir mit Falko Götz zu “Stasi FC” ein ausführliches Interview geführt haben, welches hier zu lesen ist.

Im unserem Interview erklärt Götz auch, dass der Film selbst für ihn noch neue Erkenntnisse brachte, vor allem zum Fall der Dresdener Spieler Peter Kotte, Matthias Müller und Gerd Weber im Jahr 1981, über den man erfährt, dass ihnen ein Fake-Angebot zur Flucht gemacht wurde und dass sie dann aus dem Fußball entfernt wurden und ins Gefängnis oder in die Armee kamen, da sie nicht direkt abgelehnt hatten.

“Stasi FC” ist ein lohnender Film für Fußballfans, aber auch für alle, die sich für die damaligen gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in der DDR interessieren – genau richtig gewichtet in seinen Bestandteilen, die unterhaltsam und erkenntnisreich zusammengefügt wurden.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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