Steig. Nicht. Aus!
Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Hannah Herzsprung, Christiane Paul, Fahri Yardim
Regie: Christian Alvart
Dauer: 109 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.SteigNichtAus-DerFilm.de
Facebook: facebook.com/steignichtaus.film
Regisseur Christian Alvart hat sich dem Thriller verschrieben – oder er wird immer für solche engagiert. Ob “Pandorum” (2009) oder der “Tatort”-Spin-Off “Tschiller: Off Duty”, bei Alvart geht es zumeist actionreich und spannend zu. Mit Wotan Wilke Möhring arbeitete er bereits 2005 bei seinem zweiten Film “Antikörper” zusammen, und nun sitzt dieser erneut für ihn als Hauptdarsteller am Steuer.
Dies kann man wörtlich nehmen. Möhring spielt den Berliner Bauunternehmer Karl Brendt, für den der Tag schon schlecht beginnt – nämlich mit einem Zwist mit seiner Frau Simone (Christiane Paul) – und das am Hochzeitstag, für den Karl extra früher von einer Dienstreise heimgekehrt ist, um etwas Romantik zu verbreiten. Zu dieser kommt es nicht. Simone ist in Eile, hat den Hochzeitstag sowieso vergessen, und entgegen seiner Planung soll Karl nun rasch auch noch seine Kinder Josefine (Emily Kusche) und Marius (Carlo Thoma) zur Schule bringen – na gut, es gibt Schlimmeres. Oh ja, und das sehr bald.
Plötzlich klingelt ein fremdes Handy im Auto, und als Karl den Anruf annimmt, wird ihm eröffnet, dass die Kids und er auf einer Bombe sitzen, die explodieren wird, sobald einer von ihnen von seinem Sitz aufsteht. Zuerst hält Karl das Ganze für einen dummen Scherz, der Fremde am Telefon aber versichert ihm, dass dem nicht so sei, und nur gegen Überweisung von 500.000 Euro auf ein Offshore-Konto werde die Bombe per Fernsteuerung entschärft.
Als ein Freund und Kollege (Fahri Yardim) von Karl vor dessen Augen mit seinem Wagen in die Luft fliegt, ist allen klar, dass es sich nicht um einen Scherz handelt. Nach anfänglicher Verschwiegenheit muss Karl natürlich seine Kinder einweihen, während der Anrufer fordert, die Polizei keinesfalls zu informieren. Dumm, dass Simone dies tut, da sie glaubt, Karl habe nach dem Streit seine eigenen Kinder entführt. Bald also hat dieser die Gesetzeshüter am Hacken und die Situation wird immer komplizierter, denn die halbe Million hat Karl nicht mal einfach so auf dem Konto, und außerdem noch wurde Marius bei der Explosion des anderen Wagens verletzt und müsste eigentlich in ein Krankenhaus.
“Steig. Nicht. Aus!” – warum. eigentlich. diese. Zeichensetzung? – klingt spannend und ist es auch über weite Strecken. Leider weiß der Streifen einen aber nicht bis zum Ende zu fesseln, baut hinten raus doch merklich ab. Das von Alvart auf Grundlage des spanischen Thrillers “Anrufer unbekannt” (2015) geschriebene Drehbuch nimmt den Zuschauer vorher durchaus mit in die Enge des bedrohten Wagens und lässt einen auch mit Karl mitleiden. Irgendwann aber wird der Film doch zu sehr in die Länge gezogen, so dass man sich dann schon mehr über einige spektakuläre, schnittfreie Kameraführungen freut als dass man noch nägelknabbernd in den Kinositz gepresst wäre.
Die Figur des Karl, so gut Wotan Wilke Möhring sie auch spielt, ist etwas unausgegoren umrissen, hier wird einfach zu viel in den Charakter gestopft, bis hin zum unerwarteten Dreck am Stecken. Die meisten anderen spielen auch gut, allen voran Emily Kusche und Carlo Thoma als anfangs ungeduldige, dann unter Anspannung oder Verletzung leidende Kinder. Lediglich Hannah Herzsprung wirkt als Sprengstoffexpertin Pia Zach unglaubwürdig, wenn sie mit unterkühlten Rehaugen die Besonnene mimt, so dass man nur noch erleichtert ist, dass hier nicht noch eine Romanze mit Karl eingeflochten wird, denn so eine gutaussehende Dame wirkt oft wenig entschärfend.
Insgesamt ist “Steig. Nicht. Aus!” ein solider Genre-Film geworden, bei dem man aber das Gefühl nicht los wird, dass hier noch mehr drin gewesen wäre – so wie zum Beispiel bei dem US-Thriller “Nicht auflegen!” mit Colin Farrell aus dem Jahr 2002, der einem unweigerlich als Vergleich in den Sinn kommt.
Bewertung: 7 von 10 Punkten