Stillwater – Gegen jeden Verdacht
Darsteller: Matt Damon, Abigail Breslin, Camille Cottin, Deanna Dunagan
Regie: Tom McCarthy
Dauer: 139 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.upig.de/micro/stillwater-gegen-jeden-verdacht
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE
Wenn ein Amerikaner in einer Hollywood-Produktion nach Europa reist, weil seiner Tochter dort Unrecht widerfahren ist, dann dann geht es oft um Action, um Rache und darum, Stärke zu demonstrieren. In “Stillwater – Gegen jeden Verdacht” ist dies anders, denn der wortkarge Bill Baker (Matt Damon) reist aus Stillwater in Oklahoma hauptsächlich nach Marseille, um den Kontakt zu seiner Tochter Allison (Abigail Breslin) nicht völlig zu verlieren.
Fünf Jahre ist es schon her, dass diese während ihres Auslandsstudiums verhaftet und schließlich wegen Mordes an ihrer Mitbewohnerin verurteilt wurde. Selbst bei guter Führung säße sie etwa noch einmal so lange in Südfrankreich im Gefängnis – das sind keine guten Aussichten. Auch wenn Allison die Briefe ihres Vaters zuletzt schon länger ignoriert hat und ihr Interesse an ihm gering ist, bietet sein Besuch doch auch die Chance, ihrer ehemaligen Verteidigerin Mrs. Leparq (Anne Le Ny) einen Brief zukommen zu lassen.
Allison hat von einem jungen Mann gehört, dass er herum erzählt habe, den Mord begangen zu haben und damit davon gekommen zu sein. Ihre Verteidigerin sieht allerdings keine Chance, den Fall nur auf Grund von Hörensagen noch einmal aufzurollen, was Bill seiner Tochter nicht verrät, um sie nicht zu frustrieren. Generell will er die Entscheidung so nicht hinnehmen und macht sich selbst auf die Suche nach dem potentiellen Täter – was alles andere als einfach ist, schließlich spricht er so gut wie kein Französisch und weiß nicht, wo er suchen soll.
Er entschließt sich, zu bleiben, sucht sich einen Job auf dem Bau und lernt zum Glück die hilfsbereite Französin Virginie (Camille Cottin) und deren kleine Tochter kennen, die ihm nicht nur ein Zimmer gewährt, sondern auch bei seinen Nachforschungen unterstützt. Diese führen in ein verruchtes Viertel der Stadt, was die Hoffnung gegen Null tendieren lässt, hier fündig zu werden – im Gegenteil, für Bill wird die Situation brenzlig, denn er begibt sich hier in Gefahr.
“Stillwater – Gegen jeden Verdacht” ist kein Actionfilm, und das ist auch gut so. Vielmehr bewegt sich der Streifen zwischen einem geschickt aufgebauten Thriller und einer gehörigen Portion Drama, ob es nun um die Justiz und den wieder aufkeimenden Fall geht oder um das stark gestörte Verhältnis zwischen Tochter und Vater.
Nachdem Regisseur und Drehbuchautor Tom McCarthy für sein tolles Missbrauchs-Aufdeckungs-Drama “Spotlight” (2015) die Oscars® als “Bester Film” und für “Bestes Originaldrehbuch” mit nach Hause nehmen konnte und sich dann mit “Timmy Flop: Versagen auf ganzer Linie” der Verfilmung einer Jugendbuch-Reihe widmete, wendet er sich hiermit also wieder einer ernsten Thematik zu.
Die Story erinnert lose an den weltweit Aufsehen erregenden Fall der britischen Austauschstudentin Amanda Knox, die nach dem 2007 erfolgten Mord an ihrer Zimmergenossin in Italien im Jahr 2009 zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt, 2011 aber dann doch freigesprochen wurde. Hier nun ist es also eine Amerikanerin in Frankreich, die sich nach Freilassung sehnt, weil sie mental einfach nicht mehr kann und weitere Jahre hinter Gittern nicht ertragen würde.
Abigail Breslin brilliert in der Rolle der Allison und untermauert somit einmal mehr ihr Talent, während Matt Damon als eher einfacher Bohrarbeiter einen sehr reservierten Amerikaner verkörpert, der manchmal etwas unbeholfen wirkt, aber doch starken Willen beweist. Zudem sorgt er einige Male für Schmunzeln, wenn er Dinge in staubtrockener, fast lakonisch anmutender Art und Weise ausspricht, ob es nun Virginies niedlicher Tochter eines seiner Tattoos erklärt oder die Frage der Mutter beantwortet, ob er Waffen zu Hause habe. Die hat er, sogar zwei, und vermutlich hätte er auch Trump gewählt, wenn man ihm als Ex-Knacki nicht das Wahlrecht entzogen hätte.
Neben einer interessanten Handlung, die sich an Bill orientierend zunächst mit viel Ruhe erzählt wird, dann Fahrt aufnimmt und einige Wendungen bereit hält, sowie gutem Schauspiel überzeugt der Film auch mit starken Bildern von Kameramann Masanobu Takayanagi, der die konträren Seiten Marseilles mit Schönheit am Mittelmeer, Großstadt-Trubel und sozialen Brennpunktgebieten gut eingefangen hat.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten