Home Film “Sting” – der Alien-Spinnen-Horrorfilm sieht gut aus, fesselt einen aber zu wenig

“Sting” – der Alien-Spinnen-Horrorfilm sieht gut aus, fesselt einen aber zu wenig

Autor: Tobi

"Sting" Filmplakat (© StudioCanal)

Sting

Darsteller: Alyla Browne, Ryan Corr, Penelope Mitchell, Robyn Nevin
Regie: Kiah Roache-Turner
Dauer: 92 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.studiocanal.de/title/sting-2022
Facebook: facebook.com/STUDIOCANAL.GERMANY
Kinostart: 20. Juni 2024


Dass es sich bei “Sting” nicht um ein Biopic des gleichnamigen Musikstars handelt, das verrät schon das Filmplakat, auf dem ein Mädchen im Bett liegend völlig unaufgeregt auf ihr Smartphone schaut, während über ihr an der Decke eine monströse Spinne krabbelt. Ja, der nächste Spinnen-Horrorfilm liegt vor, und in diesem ist das Untier zuerst einmal ganz klein.

Anders hätte es den Flug durch das All wohl auch gar nicht überstanden, und so ist es ein kleines, merkwürdiges Ei, das eines Nachts durch das Fenster eines New Yorker Mehr-Parteien-Wohnhauses kracht und bis in ein Puppenhaus durchschlägt. Dort platzt es rasch auf und eine kleine Spinne krabbelt heraus, die von Charlotte (Alyla Browne) mitgenommen wird auf eine kleine Flucht, hat die 12-Jährige doch gerade zum Ärger ihrer Großtante und Hausbesitzerin Gunter (Robyn Nevin) verbotenerweise mal wieder in der Wohnung ihrer Demenz-kranken Oma Helga (Noni Hazelhurst) mit deren Puppen gespielt.

Angst vor Spinnen hat Charlotte also offensichtlich keine, verfrachtet das achtbeinige Krabbeltier in ein Einmachglas mit Luftzufuhr-Löchern im Deckel und benennt ihr neues “Haustier” Sting. Generell wirkt die Kleine wenig scheu, auch wenn sie zusammen mit Ethan (Ryan Corr), der nach dem Umzug ihres Vaters nach Australien zum neuen Lebensgefährten von Mutter Heather (Penelope Mitchell) geworden ist und mit dieser zusammen den nun sechs Monate alten Bruder Liam zeugte, an actionreichen, manchmal auch gruseligen Comics arbeitet.

Damit ihr die Spinne nicht weggenommen wird, hält Charlotte Sting zunächst geheim und ist fasziniert, wie schnell das Krabbeltier wächst, nachdem sie es regelmäßig mit Kakerlaken füttert, die spektakulär verspeist werden – und dass es sogar Laute nachmachen kann. Dann aber beginnen sich merkwürdige Vorfälle im Haus zu häufen, was dem für die stets mies gelaunte Gunter als Hausmeister arbeitenden Ethan nicht verborgen bleibt. Ist es zunächst nur der Papagei von Helga, der das Zeitliche segnet, erwischt es bald dann auch die nur mit ihrem Hund Bonnie lebende Opernliebhaberin Maria (Silvia Colloca).

"Sting" Szenenbild (© SP Sting Productions / Emma Bjorndahl)

Charlotte (Alyla Browne)
(© SP Sting Productions / Emma Bjorndahl)

Den australischen Regisseur und Drehbuchautor Kiah Roache-Turner kannte man bislang nur für mit seinem Bruder Tristan zusammen realisierte Filme, nämlich die Horror-Action-Streifen “Wyrmwood: Road of the Dead” (2014) und “Wyrmwood: Apocalypse” (2021) sowie eine zehnteilige “Wyrmwood: Chronicles of the Dead”-TV-Serie, aber auch für die SciFi-Horror-Komödie “Nekrotronic” (2018). “Sting”, für den er auch das Drehbuch verfasste, ist sein erster ohne Tristan erschaffener Langfilm.

Optisch weiß der Streifen, der statt auf Action auf Atmosphäre zu setzen versucht, hierbei durchaus zu gefallen, und Sting kommt in jeglicher Größe ansprechend daher – was kein Wunder ist, konnte Roache-Turner für die Special Effects doch auf die fünffach Oscar®-gekrönte Schmiede von Weta Workshop unter der Leitung von Creative Director Richard Taylor (“Blade Runner 2049”, “King Kong”, “Der Herr der Ringe”-Trilogie) zurückgreifen.

Woran es dem Film allerdings mangelt, ist ausreichend Spannungsaufbau. Auch wenn er mit einer Kammerjäger-Szene bei Helga beginnt und dann vier Tage zurück springt, ist das Ganze ansonsten zu geradlinig erzählt und bietet wenig Überraschungen. Die Charaktere werden allesamt passabel eingeführt, von der rebellischen Charlotte über die auch mal streidenden Ethan und Heather sowie die liebevolle Helga samt grummeliger Gunter als alte Schwestern bis zur traumatisiert alkoholkranken Maria und dem nerdigen Biologiestudenten Eric (Danny Kim) als weitere Hausbewohner.

Die gesamte Besetzung um die kleine, am meisten überzeugende Alyla Browne spielt durchaus solide, und Jermaine Fowler sorgt als Kammerjäger Frank für etwas Stimmung im leicht heruntergekommenen Haus. Nur passiert eben wenig Packendes und auch die Portionierung des beigemischten Patchwork-Familien-Dramas ist zu wenig ausgereizt, um für entscheidend mehr Handlungs-Substanz zu sorgen.

So erfreut man sich am Ende an einem ordentlichen Design der Spinne und auch an einem durchaus geschickten Spiel mit Umrissen für kurz mal schockzielend eingebaute Schatten, außerdem vermerkt man solide Maskenarbeit in blutigen Momenten. Aber das x-te Geräusch in Lüftungsschächten oder auch das Durchkriechen derselben fesseln auf Dauer doch zu wenig in einem Film, der mehr Alien-Wesen-Schocker ist als dass er mit Arachnophobie spielt.

Trailer:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

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