Home Film “Thanksgiving” – solider, brutaler Slasher von Eli Roth, basierend auf seinem alten Fake-Trailer

“Thanksgiving” – solider, brutaler Slasher von Eli Roth, basierend auf seinem alten Fake-Trailer

Autor: Tobi

"Thanksgiving" Filmplakat (© 2023 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH)

Thanksgiving

Darsteller: Patrick Dempsey, Addison Rae, Milo Manheim, Jalen Thomas Brooks
Regie: Eli Roth
Dauer: 106 Minuten
FSK: freigegeben ab 18 Jahren
Website: www.Thanksgiving-Film.de
Facebook: facebook.com/SonyPicturesGermany
Kinostart: 16. November 2023


Um die Hintergründe des Mitte November 2023 im Kino startenden Horrorfilms “Thanksgiving” zu erzählen, muss man eine ganze Weile zurück gehen. Im April 2007 brachten die befreundeten Regisseure Robert Rodriguez und Quentin Tarantino mit “Grindhouse” ein Double Feature in die amerikanischen Lichtspielhäuser, bestehend aus Rodriguez’ “Planet Terror” und Tarantinos “Death Proof”. Da die Einspielergebnisse hinter den Erwartungen zurück blieben und auch nicht jede/r BesucherIn begriff, dass er/sie eigentlich ein Ticket für zwei Filme gelöst hatte, so dass einige nach dem ersten gingen, starteten diese in Deutschland und auch anderswo später separat – wobei das Ganze auf Wunsch der Fans dann auch hierzulande 2008 noch als Double Feature kam.

Bestandteil von “Grindhouse” waren neben den eigentlichen Hauptfilmen auch Trailer, die verschiedene Regisseure zu überhaupt nicht existierenden Filmen servierten. Zu diesen gehörte neben Rob Zombie, Edgar Wright und Robert Rodriguez selbst auch Eli Roth, der sich durch Streifen wie “Cabin Fever” (2002) und “Hostel” (2005) einen Namen im Horror-Genre gemacht hatte. In seinem Trailer zu “Thanksgiving” ging es um einen Serienmörder, der in der Kleinstadt Plymouth in Massachusetts besonders brutale Morde begeht, ob er nun bei der Thanksgiving-Parade dem Träger eines Truthahn-Kostüms den Kopf abschlägt, eine ihren Lover oben ohne auf dem Trampolin springend aufreizende junge Dame im Spagat auf ein Messer hüpfen lässt oder bei einem anderen Paar während des Herummachens im Auto ihm den Kopf abtrennt.

Nun also liegt 16 Jahre später “Thanksgiving” tatsächlich als Film vor und nimmt uns mit ins besagte Plymouth, wo Kaufhaus-Besitzer Right (Rick Hoffman) an einem Thanksgiving-Tag, der hier einst erfunden wurde und ja eigentlich als Feiertag im Familienkreis zelebriert werden sollte, den Umsatz-Rachen nicht voll bekommt und deswegen seinen “RightMart” gegen Abend bereits für die ersten Stunden des anstehenden Black-Friday-Sales öffnet. Während er zu Hause den Truthahn auftischt sammelt sich eine Schnäppchen-besessene Meute vor dem Laden und die Security hat die Lage bald nicht mehr im Griff, so dass es beim Eindrücken einer Scheibe und den folgenden Tumulten im Kampf um die besten Sonderpreis-Artikel zu einigen Todesopfern kommt.

Ein Jahr nach den schlimmen Ereignissen entscheidet sich Right zwar dafür, seinen riesigen Laden am Feiertag geschlossen zu halten, trotzdem beginnt pünktlich zum Fest eine brutale Mordserie, bei der ein mit Maske des englischen Pilgerführers und ersten Plymouth-Gouverneurs John Carver auftretender Killer zuschlägt – und dies nicht wahllos, hat er es doch auf Personen abgesehen, die an der Tragödie damals nicht unschuldig waren. Hierzu gehören auch Rights Tochter Jessica (Nell Verlaque) und einige ihrer FreundInnen, da damals durch einen Seiteneingang in den Store gekommen mit dummen Gesten die Masse aufgeheizt hatten. Nun schickt der Killer unter dem Pseudonym thejohncarver über Social Media das Foto einer Festtafel und markiert seine angestrebten Opfer im Bild, die laut der abgebildeten Namensschilder bald dort sitzen sollen – tot oder lebendig.

"Thanksgiving" Szenenbild (© 2023 CTMG. All Rights Reserved.)

(© 2023 CTMG. All Rights Reserved.)

Nachdem Robert Rodriguez seinem in “Grindhouse” enthaltenen Fake-Trailer zu “Machete” 2010 und 2013 bereits zwei Langfilme folgen ließ und Trailer-Wettbewerbs-Mit-Gewinner Jason Eisener “Hobo With A Shotgun” 2011 zu einem ganzen Streifen werden ließ, ist nun auch Eli Roth dran und legt mit “Thanksgiving” einen Slasher vor, mit dem er der blutigen Erwartung des einstigen Trailers gerecht wird.

Auf Grund von anderen Projekten, um die sich Eli Roth kümmerte, zwischenzeitlicher Unzufriedenheit mit dem Drehbuch, der Pandemie und anderer Unwägbarkeiten dauerte das Ganze zwar eine Dekade länger, das Endergebnis dürfte den heutzutage anscheinend immer vermehrter zu findenden Freunden brutaler Abschlachtszenen aber gefallen. Blutig und teilweise echt ekelhaft geht es zu, wenn der maskierte Mörder zuschlägt oder auf sonstige Art und Weise seine üblen Phantasien in die Tat umsetzt.

Handwerklich ist der Film hierbei solide gemacht, wenn man mal über die sehr dürftige Anfangssequenz mit der Kaufhaus-Tragödie hinweg ist, bei der es so wirkt, als ströme immer wieder die gleiche Menge vor den Laden, ohne dass es dort entscheidend voller wird – und dass die Teenager um Rights Tochter dann einfach mit freundlicher, “Darf ich mal kurz durch”-artiger Anfrage vom pöbelnden Mob nach vorne gelassen werden, mutet blödsinnig an. Auch als das Chaos dann richtig losbricht, wird es nicht viel besser, diesen zum Glück recht kurzen Teil muss man also erst einmal über sich ergehen lassen, bevor normale Slasher-Atmosphäre aufkommt.

Auch wenn die Story dann nicht wirklich von handelsüblichen Mustern abweicht, ist sie doch nicht schlecht und präsentiert uns diverse Opfer ebenso wie potentielle Verdächtige, so dass der von Patrick Dempsey (“Grey’s Anatomy”) gespielte Sheriff grübeln kann, wer wohl unter der Maske steckt. Der sonstige Cast setzt sich vor allem aus der jüngeren Gesichtern für Jessicas Freundeskreis zusammen, zu denen als attraktive junge Damen neben ihrer Darstellerin und auch als Sängerin aktiven Nell Verlaque US-Influencerin, Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin Addison Rae und die Kanadierin Jenna Warren sowie als ebenso gutaussehende Burschen Milo Manheim (“Zombies”-Filme), Gabriel Davenport und Jalen Thomas Brooks gehören – da ist eine erfahrenere Akteurin wie Gina Gershon (“Bound – Gefesselt”) eher Beiwerk.

Roth, der nicht nur Regie führte, sondern mit Jeff Rendell (“Cabin Fever”) auch das Drehbuch schrieb, hat aus seinem alten Fake-Trailer einen soliden Lang-Slasher gemacht, der zeitgemäß in der heutigen Welt spielt, wo der Killer halt auch Social-Media-Kanäle für Drohungen und sogar Livestreams nutzt. Vom damaligen Trailer finden sich einige Morde im jetzigen Film wieder, und auf die, die nicht in die Story passten, wie das knutschende Paar im Auto, hat Roth dann sinnvollerweise auch verzichtet, ebenso wie auf die Barbusigkeit der Trampolinspringerin, auch wenn diese die Altersfreigabe sicher nicht nach oben verschoben hätte, ist der übertrieben brutale und blutige Streifen doch sowieso erst ab 18 Jahren freigegeben. Wer fiese Kills in Filmen toll findet, wird “Thanksgiving” mögen, der sich im Pool momentaner Horrorstreifen recht ordentlich schlägt – gibt es hier doch einige weit schwächere, enttäuschende Produktionen.

Trailer:

Der Trailer zu “Thanksgiving” ist ab 16 Jahren freigegeben und kann hier auf YouTube angesehen werden.

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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