The Art Of Love
Darsteller: Alexandra Gilbreath, Oliver Walker, Jeremy Swift, Kenneth Collard
Regie: Philippe Weibel
Dauer: 107 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.filmkinotext.de/the-art-of-love.html
Mit “The Art Of Love” startet ein Film in unseren Kinos, der auf den ersten Blick vielleicht wenig reizvoll nach seicht schlüpfriger Komödie aussieht, dies aber gar nicht ist und mit sehr viel Charme unterhaltsam daher kommt. Die britisch-schweizerische Produktion, die auf dem Zurich Film Festival Premiere feierte, erhielt also nicht umsonst den Publikumspreis der Süddeutschen Zeitung auf dem Fünf Seen Filmfestival.
Zunächst werden die Charaktere der zwei Protagonisten gut eingeführt. Eva ist mit Mitte 50 eher ein unauffälliges Mauerblümchen, arbeitet bei den Londoner Verkehrsbetrieben und führt ein von Trott und Langeweile geprägtes Eheleben mit dem drögen, erzkonservativen Ben (Jeremy Swift). Kein Wunder, dass sie ihm nicht erzählen kann, dass sie sich mit dem Schreiben von Bewertungen über Sex Toys der Londoner Firma “The Art Of Love” Geld dazu verdient, träumt sie doch schon lange von einer Schiffs-Reise, mit der sie ihre Ehe retten will.
Ganz anders sieht es für den 35-jährigen Adam aus, der durchtrainiert der erfolgreichste Influencer besagter Firma ist, auf seinen Kanälen stets charmant auftritt und somit auch kein Problem hat, Frauen in sein Bett zu bekommen. Als auf dem jährlichen “The Art Of Love”-Gala-Event beide ausgezeichnet werden, Eva als fleißigste Rezensiererin und Adam als beliebtestes Aushängeschild, lernen sie sich kennen, und Boss Hector (Kenneth Collard) hat die Idee, dass sie zusammen bei der neuesten Innovation mithelfen könnten, indem sie einem mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Liebesspielzeug die richtigen Gefühle und Reaktionen antrainieren.
Adam ist wenig begeistert von der Zusammenarbeit mit der viel älteren, blassen Eva, diese jedoch könnte den Zuverdienst bestens gebrauchen – und da Hector Adam deutlich macht, dass er sich hier nicht einfach aus der Verantwortung stehlen könne, ohne seinen Job aufs Spiel zu setzen, sind beide mit im Boot. Im Laufe der nächsten Zeit lernt Adam, der mit seinem Leben bei weitem nicht so zufrieden ist, wie er es immer suggeriert, Eva besser kennen, und so entsteht aus dem Nichts eine Freundschaft zwischen den beiden.
“The Art Of Love” ist zwar auch witzig, aber weit weniger Komödie als Wohlfühlfilm. Regisseur Philippe Weibel beschert mit einem satirisch kritischen Blick auf die heutige, von Social Media geprägte, von Künstlicher Intelligenz invasierte, an fragwürdige Online-Bewertungen glaubende und viel zu oft oberflächliche Gesellschaft eine sehr nette Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruhen soll.
Biblisch benannt, aber wenig keusch daher kommend merken die so unterschiedlichen Adam und Eva, wie sie sich gegenseitig gut tun und zu mehr Selbstvertrauen verhelfen – denn auch der muskelbepackte Schönling hat seine Probleme mit dem größtenteils anonymen Leben und flüchtigen Bettgeschichten ohne Tiefgang. Hierbei nähert sich Adam seiner hübschen Nachbarin Claire (Jasmine Blackborow) an, während es Eva endlich gelingt, mit ihrem Mann mal Tacheles zu reden – nicht nur weil er zu seinem Schrecken Dildos in der Wohnung entdeckt.
“The Art Of Love” ist ein sehr sympathischer, stellenweise sogar rührender Film, der immer größer werdender Einsamkeit in der heutigen Gesellschaft mit Offenheit und Liebe begegnet – und das muss keine körperliche sein, um Spaß zu haben und sich zu bestärken.
Trailer:
Bewertung: 9 von 10 Punkten