The Circle
Darsteller: Emma Watson, Tom Hanks, Karen Gillian, John Boyega
Regie: James Ponsoldt
Dauer: 110 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.WeAreTheCircle.de
Facebook: facebook.com/TheCircle.DerFilm
Schon Dave Eggers’ Roman “Der Circle” setzte sich bei seinem Erscheinen 2013 überaus kritisch mit leichtfertigem Datenumgang und dem Wandel der Gesellschaft allgemein auseinander. Nun tritt also Independent-Regisseur James Ponsoldt (“The End of the Tour”, “Smashed”), der sich schon kurz nach der Lektüre des Bestsellers begeistert an das Verfassen eines Drehbuchs machte, mit dessen Verfilmung an, einem noch breiteren Publikum diesen immer wichtiger werdenden Diskurs näherzubringen. Der “Circle” nämlich, ein Internetkonzern, der seinen Kunden ein nahezu grenzenloses Dienstleistungsspektrum offeriert, betätigt sich so ganz nebenbei als aggressiver Datenkrake, dessen Machtstreben kaum einzudämmen ist. Ein Szenario, das bei allem Social Media-Wahn und omnipräsenter Onlineverfügbarkeit der Digital Natives nicht mehr nur denkbar sondern längst Realität geworden ist.
Diese Generation wird hier durch die junge Mae Holland (Emma Watson) repräsentiert, für die über Nacht alle Träume wahr werden, als sie einen begehrten Job bei dem Internet-Unternehmen ergattert, das zu den trendigsten des Landes zählt und für sie den Einstieg in seine erlesene Community bedeutet. Die Vorzüge des neuen Engagements sind ja auch wirklich kaum von der Hand zu weisen, denn der Firmensitz kommt einem doch eher vor wie ein riesiger Freizeitpark. Dass aber eine Beteiligung an den Aktivitäten dank kompletter Transparenz mit sanftem Druck eingefordert wird, ruft erste Zweifel hervor, die Mae für sich selbst durch volle Identifikation schnell wegwischt, beim Zuschauer allerdings den Denkprozess in Gang setzen.
Der soll sich auch noch intensivieren, als die Ideenschmiede des “Circle”, vornehmlich Geschäftsführer Eamon Bailey (Tom Hanks), mit immer weiter gehenden Projekten um die Ecke kommt, die die Privatsphäre der Nutzer in immer größerem Ausmaß einschränken. So soll das Nutzerkonto “TruYou”, offiziell von der Politik sanktioniert, für jeden obligatorisch werden, um die Wahlbeteiligung zu erhöhen, oder endlich die flächendeckende Überwachung durch omnipotente Kameras realisiert werden. Das alles erzählt Ponsoldt glaubhaft aus der Perspektive der naiven Mae, deren grenzenlose Begeisterung auf die Spitze getrieben wird, als sie sich für eine 24-Stunden-Übertragung ihres Lebens via Bodycam und Echtzeit-Stream zur Verfügung stellt. Sich bald einstellende Kollateralschäden, die im herbeigeführten Unfalltod ihres Freundes gipfeln, werden dabei billigend in Kauf genommen.
Mae wird hier spannend als Transportmedium einer Auseinandersetzung benutzt, die einem Fluch und Segen einer Technologie vor Augen führt, mit der wir uns in Zukunft immer häufiger konfrontiert sehen werden. Die Meinungsbildung wird zwar spätestens durch die tragischen Ereignisse in eine bestimmte Richtung gelenkt, aber trotzdem keinesfalls vorgegeben. Vielmehr trägt die Beschäftigung mit dem Thema über die gesamte Dauer des realistischen Films wesentlich zur tiefgründigen Unterhaltung bei.