Home Film “The Last Duel” – ein opulentes Triptychon über kaum existente Frauenrechte zu Ritterzeiten

“The Last Duel” – ein opulentes Triptychon über kaum existente Frauenrechte zu Ritterzeiten

Autor: Tobi
"The Last Duel" Filmplakat (© Disney)

(© Disney)

The Last Duel

Darsteller: Jodie Comer, Matt Damon, Adam Driver, Ben Affleck
Regie: Ridley Scott
Dauer: 153 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Facebook: facebook.com/20thCenturyStudiosDE


Dass Regisseur Ridley Scott Kämpfe bestens in Szene zu setzen weiß, davon konnte man sich in vielen Filmen schon überzeugen, ob nun gegen das “Alien” im All, bei “Black Hawk Down” im Krieg oder mit dem “Gladiator” und “Robin Hood” in früheren Zeiten für Gerechtigkeit. Nun erzählt er uns basierend auf wahren Begebenheiten über das letzte in Frankreich gerichtlich angeordnete Duell im Jahr 1386 – und doch steht dieses gar nicht im Mittelpunkt, sondern der damals noch eher aussichtlos erscheinende Kampf für Frauenrechte.

Ben Affleck und Matt Damon haben zusammen mit Nicole Holofcener auf Grundlage des Buchs “The Last Duel: A True Story of Trial by Combat in Medieval France” von Eric Jager nicht nur das Drehbuch verfasst und den Streifen mitproduziert, sie spielen auch tragende Rollen.

Dass am Ende das letzte Duell zwischen Jean de Carrouges (Matt Damon) und Jacques Le Gris (Adam Driver) ausgetragen wird, das sieht man direkt zu Beginn, um dann in 153 Minuten ausgiebig zu erfahren, wie es hierzu kam. Eigentlich nämlich waren die beiden gute Kameraden und kämpften für ihren König in so einigen Schlachten Seite an Seite. Dann aber befördert der vom König eingesetzte Count Pierre d’Alencon (Ben Affleck) den normannischen Knappen Le Gris immer weiter und macht ihn zu seiner rechten Hand, während der als kühner Kämpfer angesehene Carrouges mehr und mehr in finanzielle Nöte gerät.

Die Hochzeit mit der hübschen Marguerite (Jodie Comer) aus wohlhabendem Hause schafft etwas Abhilfe, jedoch verhärten sich die Front weiter, als gerade Le Gris zum Geldeintreiber des Counts wird und er dann auch noch eine Länderei erhält, die eigentlich Carrouges versprochen worden war. Selbst als dieser dann noch einmal einen Vorstoß zur Entspannung der Situation macht, geht das Ganze nach hinten los, denn kurz darauf berichtet Marguerite ihrem Mann, dass Le Gris sie vergewaltigt habe.

"The Last Duel" Szenenbild (© Disney)

(© Disney)

Nachdem uns Ridley Scott schnell klar macht, dass der Film auch blutige Schlachtszenen nicht vermissen lässt, präsentiert er uns die zugrunde liegende Geschichte als Triptychon in drei Kapiteln und hierbei jeweils aus einer anderen Sichtweise.

Mit dem mutigen und ehrlichen Carrouges kann man sich hierbei schnell identifizieren, mit dem die Freundschaft bald mit Füßen tretenden Le Gris eher nicht, der aber hier ja auch zum Bösewicht wird, besonders, wenn man Marguerite glaubt. Aber kann man ihr als Frau denn überhaupt glauben, dass er sich an ihr vergangen habe, und ist das Ganze denn überhaupt schlimm in einer Zeit, in der sich die Mächtigen Frauen auch mal einfach so genommen haben und in der sie von ihren Vätern die Ehemänner auch gerne mal vorgeschrieben bekamen, um den Stand des Hauses zu verbessern?

Geschickt macht der Film klar, wie schwer es für Frauen damals gewesen sein muss, ernst genommen zu werden und unter welchem Druck sie standen, nach ihrer unfreiwilligen Heirat dann am besten rasch auch für Nachwuchs zu sorgen. Mit Carrouges, aus dessen Sicht wir das Ganze zunächst sehen, hat Marguerite einen guten Mann an ihre Seite bekommen – oder vielleicht doch nicht, kommen da in ihrer eigenen Schilderung, die auf die Sichtweise Le Gris’ folgt, doch auch Zweifel auf. Und ist Le Gris vielleicht durch den abseits jeglichen Anstands zwischen Alkohol und Orgien seine Macht ausnutzenden Count erst zum Fiesling geworden?

“The Last Duel” wirft viele Fragen auf und wird hierbei immer interessanter, weiß daher trotz seiner ausgiebigen Spieldauern auch nie zu langweilen. Matt Damon, Adam Driver und Ben Affleck spielen stark, noch toller aber Jodie Comer, die sich nach ihren TV-Erfolgen mit “Killing Eve” nun endgültig in Hollywood etabliert, schließlich spielte sie in “Free Guy” schon wunderbar – und Ridley Scott scheint auch überzeugt, hat er sie wohl für seinen nächsten Film “Kitbag” als Frau von Napoleon Bonaparte vorgesehen.

Hier lässt Jodie Comer einen mit ihr fühlen, Freud wie Leid und Schmerz. Und wenn dann noch hinterfragt wird, ob man als Frau denn überhaupt gegen den Willen vergewaltigt worden sein kann, wenn man doch erklärt habe, den Peiniger attraktiv zu finden, dann ist das schon abstoßend. Im Zweifel für den Angeklagten? Nein, damals nicht, dann soll doch Gott entscheiden und im Duell den überleben lassen, der die Wahrheit sagt. Natürlich schwingt sich hier dann aber nicht die Frau aufs Pferd und schnappt sich die Lanze, so emanzipiert ging es schon gar nicht zu, also erhebt Carrouges die Anklage vor dem König, für den das Ganze eher belustigender Zeitvertreib zu sein scheint.

In opulenten Bildern serviert uns Ridley Scott einen Mix aus Mittelalter-Ritterfilm und Frauenrollen-Betrachtung, der zu gefallen weiß und in dem blutige Schlachten dann eben doch nicht im Mittelpunkt stehen, sondern viel tiefergreifende Thematiken wie eine immer mehr zugrunde gehende Männer-Freundschaft und die damals kaum existenten Rechte von Frauen.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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