The Outfit – Verbrechen nach Maß
Darsteller: Mark Rylance, Zoey Deutch, Dylan O’Brien, Simon Russell Beale
Regie: Graham Moore
Dauer: 105 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.upig.de/micro/the-outfit-verbrechen-nach-mass
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE
Schon als Autor des Drehbuchs für „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“ (2014) erwies sich Graham Moore als wahrer Meister des Geschichtenerzählens und wurde dafür zurecht mit dem Oscar® belohnt. Lehnte er seine Story damals noch an eine Biografie über den britischen Informatiker Alan Turing an, gaben dem Chicagoer für sein Regiedebüt „The Outfit – Verbrechen nach Maß“ jetzt ebenfalls historische Fakten die Inspiration, als er hörte, dass die ersten großen Erfolge bei der Bekämpfung des organisierten Verbrechens auf Tonaufzeichnungen aus einer Schneiderei in seiner Heimatstadt beruhten.
So lässt er folgerichtig seinen neuen Thriller ausschließlich in der kleinen Maßschneiderei des Engländers Leonard Burling (Mark Rylance) spielen, die im blutigen Überlebenskampf im Chicago Mitte der 50er Jahre so etwas wie einen Ruhepol bildet, und in der die Größen der Unterwelt ein- und ausgehen. Die sind nicht nur Leonards beste Kunden – schließlich legt er gesteigerten Wert darauf, dass er ein „Cutter“ ist und nicht etwa ein „Schneider“, was sich dann auch in der Qualität seiner Maßanfertigungen niederschlägt – sondern betreiben in seinem Hinterzimmer obendrein einen Briefkasten, über den sie regelmäßig mit der mysteriösen Organisation „The Outfit“ kommunizieren. Dieses Prinzip der gegenseitigen Duldung funktioniert so lange reibungslos, bis eines Abends Richie (Dylan O’Brien), Affäre seiner jungen Assistentin Mable (Zoey Deutch) und Sohn des Mafiabosses Roy Boyle (Simon Russell Beale) von dessen rechter Hand Francis (Johnny Flynn) mit einer Schussverletzung auf seinen Schneidertisch verfrachtet wird und darauf wartet, durch seine Cutterkünste wieder zusammengeflickt zu werden.
Moore holt uns vom Fleck weg ab, sät schon in seiner behutsamen Einführung, in der er Leonard sein exquisites Handwerk geradezu zelebrieren lässt und dem regen Verkehr der Gangster in dessen Laden gegenüberstellt, die Körner aus, die schon bald in der enormen Spannung seines Films aufgehen sollen, ist die Situation erstmal außer Kontrolle geraten. Zwar rettet Leonard Richie mit seiner unerschütterlichen Ruhe und seinen Näherfähigkeiten vor dem sicheren Tod, dem Machtstreben im Schatten des mächtigen Mafiosos Roy aber, bei dem sich Francis besonders ambitioniert zeigt, ist auch er ausgeliefert. So findet er sich nach dem gelungenen Eingriff plötzlich nicht nur als Vertrauter von Roys Organisation wieder, sondern hat nach einem Schusswechsel auch noch den toten Richie sowie einen Koffer mit hoch brisanten Tonbandaufnahmen zu verstecken, die dem FBI wertvolle Informationen liefern könnten.
Das Ganze inszeniert Moore in aller Seelenruhe, baut mit jeder Begebenheit größere Spannung auf und nutzt Leonard geschickt als Identifikationsfigur im Mittelpunkt seiner Geschichte, in dem er virtuos alle Handlungsstränge zusammenlaufen lässt. Dem souveränen Cutter verleiht dabei Mark Rylance mit seinem zurückgenommenen Spiel eine enorme Coolness, die ihn immer mehr zum bewundernswerten Turm in der Schlacht werden lässt, die auf den Straßen Chicagos tobt. Und doch zeigt Moore auch ihn durchaus durchtrieben mit dubioser Vergangenheit, der versucht, eine Situation für sich zu nutzen, in die er unverschuldet geraten ist. So wird mit dem Erscheinen von Roy auf der Suche nach seinem Sohn der minütlich packender werdende Thriller zu einem nervenzerreißenden Ringen aller Beteiligter, bei dem sich Leonard mit psychologischer List die bewaffneten Gangster vom Leib halten muss.
Moores starkes Kammerspiel zieht seine Energie aus den dramatischen Umständen in der Enge von Leonards Laden, in dem er im Halbdunkel mit Brauntönen eine bedrückende Atmosphäre schafft, der wir zusammen mit Leonard nicht entgehen können. Dabei überlässt der Regisseur die Vorgänge auf der Straße gezielt unserer Fantasie, baut mit wohl durchdachten Psychospielchen immer wieder überraschende Twists ein, die die Spannung in unglaubliche Höhen treiben, und erinnert dabei durchaus an so manchen Film Noir oder Hitchcocks Meisterwerke. Dass sein intelligentes Drehbuch zum Schluss den einen überflüssigen Haken zu viel schlägt, ist zwar ärgerlich, kann seinen ungeheuer fesselnden Suspense-Thriller aber nicht mehr nachhaltig beschädigen.
Trailer:
Bewertung: 9 von 10 Punkten