The Persian Version
Darsteller: Layla Mohammadi, Niousha Noor, Kamand Shafieisabet, Bijan Daneshmand
Regie: Maryam Keshavarz
Dauer: 107 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.sonypictures.de/filme/persian-version
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Kinostart: 14. März 2024
Als “The Persian Version” bei seiner Weltpremiere im Wettbewerb des 39. Sundance Film Festival im Januar 2023 mit dem Drehbuch- und dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde, ließ dies aufhorchen. Mitte März 2024 nun kommen auch wir endlich in den Genuss des Films, der im Oktober dann in den USA im Kino startete, im Februar 2024 in Großbritannien – und der viel Spaß bereitet, zugleich aber auch bewegende Momente bietet.
Nachdem die Eltern von Leila (Layla Mohammadi) 1967 aus dem Iran in die USA immigrierten, bauten sie sich hier eine Existenz auf, die die Werte beider Nationen vermengt, und die Größe der alleine dortigen Familie – schließlich hat die Protagonistin noch acht Brüder – sorgt dank Traditionen und Umfeld schon für einen inneren Culture Clash. Wir lernen Leila Anfang des jetzigen Jahrtausends als lebhafte junge Frau kennen, die mit einem verhüllenden Oberteil und knappem Bikini-Unterbau die Gegensätze anscheinend offen mit sich herum trägt, zusätzlich mit einem Surfbrett, so nämlich ist sie auf dem Weg zu einer Halloween-Party in New York. Bei dieser gewinnt sie nicht nur die Auszeichnung für das beste Kostüm, sondern auch das große Interesse des Drag-Darstellers Maximillian (Tom Byrne), der auf der Bühne die Titelfigur des Musicals “Hedwig and the Angry Inch” spielt und mit dem sie schließlich im Bett landet.
Leila ist komplett offen, auch sexuell, und sie ist immer noch traurig, dass die Liebe zu ihrer Ehefrau Elena (Mia Foo) nicht hingehauen hat, ist diese Beziehung doch vorbei. Hierüber, und auch über ihre Familie, erfahren wir dann – auch in Rückblicken – mehr von der Autorin und Filmemacherin, deren Lebenswandel von Mutter Shirin (Niousha Noor) zwar irgendwie akzeptiert, aber bei weitem nicht gutgeheißen wird. So ist die Beziehung zu Oma Mamanjoon (Bella Warda) dann auch weit enger, und als der herzkranke Vater Ali Reza (Bijan Daneshmand) ins Krankenhaus geht, da endlich ein Spenderorgan für ihn gefunden wurde, verkompliziert sich das Verhältnis zur Mutter noch. Denn eines ist dieser wichtig: Wenn er nach der Transplantation wieder erwacht, sollen alle seine Kinder am Bett stehen, was nicht nur für Leila etwas übertrieben inszeniert scheint – schließlich gibt es mit Vahid (Parsa Kaffash) noch ein Kind, um das sich ein Geheimnis rankt. Also versucht Leila dem Familienfrieden zuliebe, ihr Privatleben kurzzeitig zurück zu stellen, was gar nicht so einfach ist, hat sie doch erfahren, dass sie nach dem One-Night Stand mit Maximillian schwanger ist.
Mit “The Persian Version” legt Maryam Keshavarz ihren dritten Langfilm nach dem vielbeachteten und mit diversen Auszeichnungen geehrten “Circumstance” (2011) und dem auf wenig positive Resonanz gestoßenen “Viper Club” (2018) vor. In ihr neues Werk ließ die Regisseurin, die auch das Drehbuch verfasste, einige persönliche Erfahrungen mit einfließen und präsentiert einen bunten Streifen, der trotz diverser Problematiken ein Gute-Laune-Film ist, dank leichtfüßiger Erzählweise und feinem, auch bissigem Humor.
Die Mischung aus aktuellen Szenen, mit denen uns Leila ihr Leben und ihre Familie vorstellt, und Rückblicken weiß zu gefallen. Die mit der Islamischen Revolution Ende der 70er-Jahre aufgekommenen Spannungen zwischen den USA und dem Iran werden thematisiert, aber auch gesellschaftliche Schieflagen in beiden Staaten, dies aber alles so geschickt, dass keine bedrückende Stimmung aufkommt, sondern eher Hoffnung, denn man kann ja mit eigener Kraft auch ohne Aufgabe der eigenen Identität Fröhlichkeit in sein Leben bringen – wie Leila es uns zeigt. Hierbei durchbricht sie auch immer wieder die sogenannte Vierte Wand, indem sie den ZuschauerInnen Kommentare und dazu passende Mienen zuwirft.
“The Persian Version” regt so zum Nachdenken an und bereitet doch auch sehr viel Freude, wenn sogar Tanzeinlagen eingeflochten werden, die aber keineswegs nerven, sondern für Stimmung sorgen, so wie Musik dies generell im Film immer wieder mal vermag – und hierbei wird nebenbei auch der Einfluss westlicher Klänge auf den Iran beleuchtet. Schauspielerisch wissen nicht nur Layla Mohammadi, Niousha Noor und Bella Warda zu gefallen, der gesamte Cast überzeugt.
“The Persian Version” besticht aber auch mit ideenreicher Inszenierung, wo auch mal das Geschehen eingefroren wird, um Dinge zu erklären, und hier ist vor allem die titelgebende persische Version der Familiengeschichte interessant, die Leila von ihrer Oma erfährt und die dann doch weit augenöffnender ist als die amerikanisierte, dass der Vater als Mediziner nur zu gerne in die nach Ärzten suchenden USA ausgewandert ist. Ein ganz dunkles Kapitel der Familienschichte kommt nämlich ans Licht, wenn man erfährt, wie Mutter Shireen damals im Iran mit nur 14 Jahren bereits gegen ihren Willen mit Ali Reza verheiratet wurde und was dies für Folgen hatte – und plötzlich fühlt man auch mit ihr, die nun so unnahbar erscheint. “The Persian Version” entpuppt sich als Film, der in jedem Fall einen Besuch wert ist, da er viel Freude macht, zugleich aber auch zu bewegen weiß.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten