The Sparks Brothers
Darsteller: Ron Mael, Russell Mael, Flea, Beck
Regie: Edgar Wright
Dauer: 140 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.upig.de/micro/the-sparks-brothers
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE
Schon als Teenager stolperte Regisseur Edgar Wright („Shaun of the Dead“, „Baby Driver“) nach eigener Aussage zum ersten Mal fasziniert über die Pop-Rock-Band – man tut sich echt schwer damit, sie überhaupt irgendeinem Musikgenre zuzuordnen – „Sparks“. Er (selbst 74er Baujahr) hatte allen Grund fasziniert zu sein, denn gefühlt sind die „Sparks“ schon immer da, selbst wenn sie bei unserer eigenen musikalischen Sozialisierung keine Hauptrolle gespielt haben sollten. Und sie sind tatsächlich schon immer da, denn ihnen gelang schon 1974 mit der Single „This Town Ain’t Big Enough for Both of Us“ der Durchbruch und gegenwärtig sprühen sie auch in ihren 70ern noch immer vor Kreativität. Inspiration genug zumindest für Edgar Wright, den so oft unterschätzten Musikern mit „The Sparks Brothers“ jetzt seine ganz persönliche Dokumentation zu widmen.
Persönlich ist in jeglicher Hinsicht das passende Attribut für den Film, der von der ersten Sekunde an eine wunderbare Nähe zu den Brüdern Ron und Russell Mael herstellt, die Wright der Einfachheit halber großenteils gleich selbst die biografischen Bilder kommentieren lässt. Dass sie dabei, wie man sich unschwer vorstellen kann, fundierte Hintergrundinformationen einfließen lassen, ist ja schon mal ein großes Plus. Dass sie darüberhinaus aber auch noch eine angenehm zurückhaltende, geradezu verwirrende Ironie an den Tag legen, macht sie sofort zu absoluten Sympathen, denen man einfach gerne zuhört.
Wright geht mit seiner Zusammenstellung von Archivaufnahmen, Interviewschnipseln und Animationssequenzen streng chronologisch vor, erzählt uns ungeheuer empathisch die Geschichte der kalifornischen Brüder aus seiner eigenen Sicht von frühester Kindheit an und lässt sie sich zwischendurch immer wieder selbst äußern. Das ist nicht nur ungeheuer lehrreich sondern sorgt zusätzlich für größtes Verständnis der Brüder, die einfach eine Passion für die Musik entwickelten und deren Konsequenz beim Verfolgen neuer Ideen einer Bilderbuchkarriere oft im Wege stand. Dabei durchlebt man unmittelbar alle Höhen und Tiefen der Band, von der Umbenennung in „Sparks“ – ursprünglich angedacht: „Sparks Brothers“ in Anlehnung an die populären „Marx Brothers“ – und dem durchschlagenden Erfolg nach ihrem Umzug nach England einhergehend mit kaum vorstellbarem Teenie-Hype über die Erfolglosigkeit bei Rückkehr in die USA inklusive geplatztem Traum eines Filmmusicals bis hin zum einschlägigen Comeback vor allem in Deutschland mit der Hit-Single „When Do I Get To Sing My Way“ Mitte der 90er.
Dabei geben sich die Brüder – vor allem das drei Jahre ältere Mastermind Ron Mael kann seit jeher mit Fankult sehr wenig anfangen, während sich Teenie-Schwarm Russell schon ganz gern abfeiern ließ – dermaßen bescheiden, dass man ihnen ihre pure Liebe zur Musik jenseits aller Allüren nur zu gerne abnimmt. Und das, wo man Edgar Wrights Projekt gut und gerne als Hommage an sie bezeichnen kann, an der sie nun selbst mitwirken sollen. Sicher keine leichte Aufgabe, der sie sich jedoch mit der ihnen eigenen Ironie, mit der sie sich immer wieder selber nicht allzu ernst nehmen, bravourös entledigen. Beweise für ihre Bodenständigkeit liefert die Doku schließlich genug, ließen sich die beiden doch niemals verbiegen und beschritten auch im größten Erfolg Wege, die nicht nur stilistisch Brüche darstellten, dabei aber gleichzeitig einer ganzen Generation von Musikern als Inspiration dienten.
Von denen lässt Wright hier rund um Flea von den „Red Hot Chili Peppers“, Beck oder John Taylor von „Duran Duran“ eine recht erlauchte Auswahl zu Wort kommen, die sich nicht lobend genug über den künstlerischen Einfluss der Sparks äußern können, der sie sicherlich zu einer der unterschätztesten Bands der Musikgeschichte machte. So wird Wrights Dokumentation zur kurzweiligen Zeitreise voller Fun-Facts, bei der man allenfalls manchmal Informationen zum Privatleben der Maels vermisst. Die hätten zwar so manche Frage beantwortet, den beiden Brüdern aber verständlicherweise zu weit geführt. Vor allem ist „The Sparks Brothers“ jedoch eine Verbeugung vor zwei wundervollen Künstlern, die einem mit ihrer verschrobenen Art absolut ans Herz wachsen.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten