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“The Square” – Geniestreich aus Schweden

Autor: Tobi

The Square

The Square

Darsteller: Claes Bang, Elisabeth Moss, Dominic West, Terry Notary
Regie: Ruben Östlund
Dauer: 144 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: thesquare-film.de
Facebook: facebook.com/TheSquare.DerFilm


Über “The Square” hat man schon viel gehört dieses Jahr. Bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes wurde der Streifen mit der Goldenen Palme als bester Film ausgezeichnet, und so war es kein Wunder, dass Schweden ihn auch ins Rennen um den Oscar 2018 für den besten fremdsprachigen Film schickt – um diesen erstmals wieder nach 1984, damals für Ingmar Bergmans “Fanny und Alexander”, ins nordische Königreich zu holen. Die Chancen dürften gut stehen.

Regisseur und Drehbuchautor Ruben Östlund hat ein 144-minütiges Epos erschaffen, welches wie eine Komödie beginnt, dann aber mehr und mehr in den Kopf des Zuschauers eindringt und diesem auf anspruchsvolle, hierbei aber stets unterhaltsame Art und Weise einen Spiegel vorhält – in den man nicht immer schauen mag. Östlund erklärt: “‘The Square’ konfrontiert uns mit der Schwäche der menschlichen Natur: Wenn man versucht, das Richtige zu tun, ist das Schwierige nicht, den gängigen Wertvorstellungen zuzustimmen, sondern tatsächlich nach ihnen zu handeln.”

Östlunds Geniestreich ist hierbei, dass er hier keinen erhobenen, mahnenden Zeigefinger abliefert, sondern dass er den Zuschauer – ob dieser will oder nicht – zum Reflektieren bringt, über die Gesellschaft und vor allem über sich selbst. Dies erreicht er durch eine Geschichte, die sich in der schwedischen Kunstszene abspielt, die kulturell anspruchsvoll, abstrakt, glamourös und abgrundtief oberflächlich zugleich ist.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht der intelligente, gutaussehende und charmante Christian (Claes Bang), der als Kurator eines der größten Museen Stockholms gerade mit “The Square” die nächste Ausstellung vorbereitet. Während mittels dieser ein Ort geboten werden soll, der als moralische Schutzzone fungiert, fallen einige Schutzmauern um Christian herum in sich zusammen. Das Ganze geht damit los, dass ihm auf offener Straße das Portemonnaie und sein Smartphone gestohlen werden, als er eigentlich Schutz bieten will und sich schon kurz als Held des Alltags fühlt. Ein Kollege hilft ihm, das Handy zu orten, und da es sich in einem Hochaus in einem von Stockholms sozialen Brennpunkten befindet, beschließen die beiden, dem Dieb mittels eines Wurfblatts zu drohen und ihn zur anonymen Rückgabe an neutralem Ort zu bewegen. Natürlich muss dann hier bei jeder Wohnpartei im Haus solch ein Zettel eingeworfen werden, wo der Spaß, etwas ganz Ungewöhnliches zu machen und wie ein agentenhafter Rächer aufzutreten, schon aufhört, denn Christian möchte lieber in seinem als Sicherheitszone fungierenden Tesla sitzen bleiben, anstatt ins Haus zu gehen. Seine gestohlenen Sachen bekommt er so tatsächlich wieder, hat aber kurz darauf auch ein Kind aus dem Hochhaus am Hacken, welches von seinen Eltern auf Grund der Wurfpost als Dieb beschuldigt wird und welches nun Rehabilitierung fordert, während Christian das inzwischen lästige Thema abhaken möchte.

Dies ist nur eine von vielen Situationen, in denen man sich gut mit Christian identifizieren kann und in denen man grübelt, wie man selbst wohl gehandelt hätte. Ob er sein stylisches Apartment fast schon überängstlich verriegelt, ob er der verführten Journalistin Anne in puncto Kondomentsorgung nicht ganz vertraut oder ob er den provokanten “The Square”-Werbekampagnen-Entwurf der hippen Agenturjungs mit Aussicht auf Viralität ohne Weitsicht leichtsinnig absegnet – normal, oder doch nicht? Fehlt nur noch eine provokante Inszenierung, mit der die wohlhabenden Kunstliebhaber und somit potentiellen Geldgeber vergrault werden…

“The Square” ist ein Meisterwerk und wird trotz seiner 144 Minuten Spielzeit nie langweilig. Östlund bringt einen zum Nachdenken, über sich selbst und über die Gesellschaft, und humorvolle Momente kommen hierbei auch nicht zu kurz. Das Ensemble um Claes Bang spielt hervorragend, die Schauplätze in und außerhalb der Kunstszene sind stimmig, die Musik untermalt die Szenen optimal – hier passt einfach alles.

Bewertung: 10 von 10 Punkten

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