The Woman King
Darsteller: Viola Davis, Thuso Mbedu, Lashana Lynch, Sheila Atim
Regie: Gina Prince-Bythewood
Dauer: 126 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.TheWomanKing.de
Facebook: facebook.com/SonyPicturesGermany
Wenn ein Film versucht, Historisches, brutale Schlachten, Feminismus, Rassismus-Bekämpfung in Form von Befreiung schwarzer SklavInnen, Bedeutung von Freundschaften, Coming-of-Age, Familiendrama und Liebesgeschichte alles in sich zu vereinen, dann existiert durchaus die Gefahr, sich mächtig zu verheben. “The Woman King” ist es gelungen, dies nicht zu tun.
Im Zentrum der Handlung stehen die Agojie, die das afrikanische Königreich Dahomey im 19. Jahrhundert gegen Feinde verteidigen, als rein weibliche Truppe von Kriegerinnen, die dank ausgiebigen, disziplinierten Trainings über bemerkenswerte Kampfkünste verfügen und hierbei zwar auch mal Gefangene machen, zumeist aber die Gegner in blutigen Gefechten zu bezwingen wissen, auch wenn es natürlich immer wieder Verluste in den eigenen Reihen zu beklagen gibt.
Angeführt werden die Agojie von der körperlich wie mental gefestigten, erfahrenen Generalin Nanisca (Viola Davis), die aber auch langsam in die Jahre zu kommen scheint, das aber noch recht gut zu verbergen weiß, um das auszustrahlen, was sie von jeder ihrer Kriegerinnen erwartet: Stärke. Ganz anders, nämlich unerfahren und jung, ist da die junge Nawi (Thuso Mbedu), die von ihrem Vater dem König Ghezo (John Boyega) übergeben wird, nachdem sie sich weigert, einen für sie ausgesuchten Mann zu heiraten, der sie auch mal schlagen würde.
Und doch hat Nawi etwas, was sie befähigt, sich den Agojie anzuschließen, nämlich starken Willen und wenig gezeigte Angst. Das findet schnell auch die in der internen Hierarchie recht hoch positionierte Izogie (Lashana Lynch) heraus und nimmt den Neuzugang ein wenig unter ihre Fittiche. Bald kommt es zur offenen Konfrontation mit dem immer wieder unterdrückenden Stamm der Oyo, die angeführt von General Oba Ade (Jimmy Odukoya) die Dahomey schon lange als Zulieferer von SklavInnen für die Europäer nutzen. Als der weitgereiste Besuch um Santo Ferreira (Hero Fiennes Tiffin) mal wieder kommt, um Frischfleisch zu akquirieren, verweigern die Dahomey dies. Gleichzeitig stellt sich der ihn begleitende, weit mildere Malik (Jordan Bolger) nicht nur als Halb-Dahomey heraus, er verguckt sich auch in Nawi, was natürlich die Situation verkompliziert, aber auch ganz neue Chancen bietet.
Frauen-Power bestimmt nicht nur das Geschehen im Film, sondern auch das Team hinter der Kamera. Das Drehbuch wurde von Dana Stevens gut geschrieben und hat es Gina Prince-Bythewood ermöglicht, einen durchaus packenden Film zu inszenieren, was ihr gelungen ist. An der Kamera sorgte Polly Morgan für starke Bilder, und produziert wurde der Streifen von Cathy Schulman, Viola Davis, Julius Tennon und Maria Bello mit Peter McAleese als ausführendem Produzenten.
Wer den Wikipedia-Artikel über die “Dahomey Amazons” liest, der weiß, dass der historische Hintergrund von “The Woman King” durchaus gegeben ist und die Agojie im 17. und 18. Jahrhundert als wichtige und auch erfolgreiche Kriegerinnen für das Königreich der Dahomey kämpften.
Der Film ist also von wahren Ereignissen inspiriert, und auch wenn das meiste vom Rest der Geschichte dann vermutlich fiktional ist, schmälert das die Unterhaltung nicht, die der Streifen bietet. Wenig zaghafte Kampfszenen werden mit dem Drängen auf Freiheit und Selbstbestimmung verbunden, und sogar die wahrlich nicht unkitschigen Elemente der Liebesgeschichte und einer späten Familiezusammenführung wirken sich nicht negativ aus. Das liegt auch am guten Schauspiel der größtenteils Akteurinnen, die gut ins Bild passen und den eigenen wie fremden Männern die Richtung vorgeben. Kein Wunder, wenn dann auch das Thema der Gleichberechtigung in der Stellenbesetzung noch Platz findet – hier auf höchster Ebene.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten