Home Film “Twisters” – die stürmische Action überzeugt in einem etwas überladenen Film

“Twisters” – die stürmische Action überzeugt in einem etwas überladenen Film

Autor: Tobi

"Twisters" Filmplakat (© Warner Bros. Entertainment Inc. Alle Rechte vorbehalten.)

Twisters

Darsteller: Daisy Edgar-Jones, Glen Powell, Anthony Ramos, Brandon Perea
Regie: Lee Isaac Chung
Dauer: 122 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.warnerbros.de/de-de/filme/twisters
Facebook: facebook.com/WarnerBrosDE
Instagram: instagram.com/warnerbrosde
Kinostart: 17. Juli 2024


Als Hurrikan “Beryl” zu Beginn des Juli 2024 in der Karibik für verheerende Schäden und einige Tote sorgte, vermeldeten Experten den stärksten je im Juli über dem Atlantik verzeichneten Wirbelsturm – und das, noch einmal herausgestellt, nicht spät im Juli, wo die Hurrikan-Saison normalerweise erst startet, sondern zum Monatseinstieg – genauer gesagt erreichte “Beryl” am 29. Juni bereits Hurrikanstärke. Für die Prognose, dass durch den Klimawandel Wetterextreme weiter zunehmen und auch Stürme noch unberechenbarer werden, muss man kein Prophet sein, denn auch von kleinräumigeren Tornados, die vor allem im April und Mai in den USA wüten, wurden 2024 die zweitmeisten aller Zeiten verzeichnet. So scheint es thematisch ins aktuelle Geschehen zu passen, dass mit “Twisters” mal wieder ein Wirbelsturm-Katastrophenfilm im Kino startet, vermarktet als aktuelles Kapitel des Blockbusters “Twister” aus dem Jahr 1996.

Die Anknüpfung ist hierbei allerdings mal abgesehen vom übergeordneten Thema komplett unsichtbar, sind doch nicht nur Helen Hunt und Bill Paxton als Hauptfiguren des damaligen Streifens beide nicht mit vertreten. Wir sahen sie als Tornado-Forscherin Dr. JoAnne Thornton-Harding und Meteorologen Bill Harding, die sich eigentlich gerade scheiden lassen wollen und nur hierfür in Oklahoma noch einmal aufeinandertreffen, dann wieder zusammen am Wetter-Sensor-Projekt “Dorothy” arbeiten, sich wieder näher kommen, einen Tornado überleben und beseelt beschließen, die Scheidung nicht weiter zu verfolgen und ihrer Ehe eine zweite Chance zu geben. Okay, auch “Twisters” spielt wieder in Oklahoma, ansonsten aber gibt es keine Charaktere aus dem 1996er-Film zu erleben und auch die Handlung basiert keineswegs hierauf.

Im Mittelpunkt steht diesmal Kate Cooper (Daisy Edgar-Jones), die als wissenschaftlich begabte Studentin eine Idee verfolgt, wie man mittels pulveriger Substanzen einen Tornado entkräften und ihm hiermit seine Zerstörungswut nehmen könnte. Zu Beginn des Films werden wir Zeuge, wie ihr mit vier FreundInnen vollzogenes Vor-Ort-Experiment nach Aufspüren eines mächtigen Tornados krachend scheitert und drei der Beteiligten – hierunter auch ihr Freund – vom gnadenlosen Sturm getötet werden, sie selbst am Bein verletzt sich unter eine Brücke klammernd nur knapp überlebt.

Fünf Jahre später arbeitet Kate, die ihre damaligen Ideen nicht weiter verfolgt hat, in New York City, wo sie im Großraumbüro Stürme nur noch als Meteorologin auf dem Computerbildschirm beobachtet, als sie von Javi (Anthony Ramos), dem einzigen weiteren Überlebenden aus der damaligen Riege, besucht wird. Dieser berichtet ihr von einem neuartigen System, das Tornados anhand von im Dreieck herum genommenen Daten in 3D scannen und so optimal analysieren kann, was eine bessere Ortung und frühere Warnungen ermöglichen würde. Javi überredet Kate, sein Team nur für eine Woche mit ihrem intuitiven Riecher für aufziehende Stürme zu bereichern, um einen Test des Systems durchführen zu können.

Zurück in Oklahoma lernt Kate nicht nur den Rest von Javis professionell wirkender Crew kennen, sondern bald auch den auf öffentlichkeitswirksame Auftritte und virale Videos abzielenden Tyler Owens (Glen Powell), der mit seinen Leuten ebenfalls Tornados jagt, um ihnen näher zu kommen als jeder andere und sogar Feuerwerk in sie hinein zu schießen. Für viele ist der attraktive Sturmjäger-Cowboy, der stets mit lauter Country-Musik auffährt, ein Star, und so verkauft er sogar T-Shirts mit seinem Antlitz und andere Merchandising-Artikel. Aktuell hat er zudem noch Besuch und der Londoner Journalist Ben (Harry Hadden-Paton) fährt in seiner Crew mit, um über Tyler und seine Aktivitäten zu berichten. Es dauert nicht lange, bis es zum Konflikt zwischen den Crews kommt – und noch einiges mehr aufgedeckt wird, während üble Tornados aufziehen.

"Twisters" Szenenbild (© Melinda Sue Gordon/Universal Pictures; Warner Bros. Pictures & Amblin Entertainment)

(© Melinda Sue Gordon/Universal Pictures; Warner Bros. Pictures & Amblin Entertainment)

Auch wenn “Twisters” etwas anders als erwartet nicht an den Film von 1996 anknüpft, besitzt er als Tornado-Katastrophenfilm einigen Reiz, vor allem, weil die Sturmszenen sehr effektreich und mitreißend inszeniert wurden, durchaus real und beängstigend wirken. Produziert von Frank Marshall (“Jurassic”- und “Indiana Jones”-Filmreihen) und Patrick Crowley (“Jurassic”- und “Bourne”-Reihen) sowie keinem Geringeren als Steven Spielberg als Executive Producer bietet Regisseur Lee Isaac Chung hiermit ein absolutes Kontrastprogramm zu seinem letzten Streifen, dem ruhig erzählten, Oscar®-nominierten Drama “Minari – Wo wir Wurzeln schlagen” aus 2020.

So sehr aber die Action-Sequenzen in “Twisters” auch zu überzeugen wissen, so überladen wirkt der Film ansonsten, wo persönliches Schicksal, Social-Media-Hype-Kritik, im wahrsten Sinne des Wortes windige Machenschaften zur Ausbeutung von Sturmopfern und der große amerikanische Traum, dass alles möglich ist, nicht nur am Rand mitschwingen. Nicht jede Handlung ist hier nachvollziehbar, aber um den Konflikt zu schüren musste dies wohl sein.

Daisy Edgar-Jones (“Der Gesang der Flusskrebse“) und Shooting-Star-Glen Powell (vorher mit “Wo die Lüge hinfällt” und aktuell in “A Killer Romance” überzeugend) spielen gut in erster Reihe eines sehr ordentlich zusammengestellten Casts, und doch weiß der Streifen einen abseits der stürmischen Momente eher wenig zu fesseln, kommt er doch auch etwas zu Amerika-verliebt daher, wenn überall Country-Musik zu hören ist, der Cowboyhut ebensowenig fehlt wie die US-Flagge auf der Jacke und auch noch Rodeo zelebriert wird. Da freut man sich doch mehr, wenn Tyler seinen Geländewagen im Boden festbohrt, der Journalist kräftig durchgewirbelt wird und sich dann in puncto Handlung doch noch etwas abseits der Tornados bewegt, verschieben sich die Einordnungen von Gut und Böse hier doch noch.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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