Und dann kam Dad
Darsteller: Sebastian Maniscalco, Robert De Niro, Leslie Bibb, Kim Cattrall
Regie: Laura Terruso
Dauer: 89 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.leoninedistribution.com/filme/166054/und-dann-kam-dad.html
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Einst stand Robert De Niro für großes Charakter-Kino, als er in “Taxi Driver” (1976) zum Psychopathen wurde, in “Die durch die Hölle gehen” (1978) in den Vietnam-Krieg zog, sich in “Wie ein wilder Stier” (1980) einen Oscar® als Bester Hauptdarsteller erboxte, im Drama “Zeit des Erwachens” (1990) gegen Krankheit kämpfte oder in “Kap der Angst” (1991) Rache schwor. Unvergessen werden auch seine Mafia- und Mobster-Rollen sein, die ihm in “Der Pate – Teil II” (1974) früh schon seinen ersten Oscar® als Bester Nebendarsteller bescherten, ihn in “The Untouchables – Die Unbestechlichen” (1987) als Al Capone zeigten und 2019 in “The Irishman” auch noch einmal voll aufblühen ließen.
Von leichteren Komödien hielt sich De Niro lange fern, bis ihm “Reine Nervensache” 1999 eine Golden-Globe-Nominierung einbrachte, wo er aber ja auch wieder als Mafia-Boss agieren durfte, der hier dann aber einen Psychiater benötigt. Kurz darauf nur war es im ebenso quatschigen wie lustigen “Meine Braut, ihr Vater und ich” (2000) so erheiternd, ihn an der Seite von Ben Stiller als Brautvater zu erleben, dass der Streifen noch zwei Fortsetzungen nach sich zog. Die Qualität der ausgewählten Filme spielte dann leider irgendwann keine entscheidende Rolle mehr, wenn Robert De Niro im klamaukigen “The Big Wedding” (2013) den Adoptivvater des Bräutigams mimte, den zotigen “Dirty Grandpa” (2016) gab oder in “Immer Ärger mit Grandpa” (2018) als Witwer ins Zimmer seines Enkels einzog. So verwundert es noch nicht einmal mehr, dass wir Robert De Niro nun in “Und dann kam Dad”, dessen Titel bereits nicht nur Handlungs-, sondern auch Qualitäts-Ungemach befürchten lässt, mal wieder als alten Herren sehen, der für Peinlichkeiten herhalten muss.
Wobei – wir wollen ihm nicht Unrecht tun, es ist auch Stand-Up Comedian Sebastian Maniscalco, der hier als sein Sohn für den ganz flachen Humor herhält. Er spielt Sebastian, der schon länger überlegt, wie er seiner geliebten Freundin Ellie (Leslie Bibb) einen Heiratsantrag machen könnte, und wie deren Eltern, die bekannte TV-Politik-Kommentatorin Tigger (Kim Cattrall) und den Hotelketten-Besitzer Bill Collins (David Rasche), wohl reagieren würden, kommt sie doch aus reichem Haus, während er als Sohn des italienischen Immigranten und Friseurs Salvo (De Niro) neben Charme nicht viel mitbringt und auch noch im Hotel einer Konkurrenzkette arbeitet.
Wie man sich denken kann, kommt es zum großen Aufeinandertreffen, als der hiervon schwer gerührte Sebastian tatsächlich mit zum jährlichen 4.-Juli-Wochenende ihrer Familie eingeladen wird. Da er für den Antrag den Ring seiner verstorbenen Mutter nutzen möchte, wird Daddy eingeweiht und ist skeptisch. Da Ellie aber sowieso vorschlägt, ihn mitzunehmen, passt das ja – oder auch nicht, denn auf dem schicken Anwesen ihrer Eltern kommt es dann natürlich zu einigem Chaos.
Das klingt nicht nur lau, es ist auch lau. Hauptdarsteller Sebastian Maniscalco hat in Zusammenarbeit mit Austen Earl das Drehbuch geschrieben, und die von Regisseurin Laura Terruso umgesetzte Story soll wohl von seinem Leben inspiriert sein. Geboren in Chicago als Sohn des Haarstylisten Salvatore, der mit seiner Familie aus Sizilien im Alter von 15 Jahren in die USA einwanderte, später jahrelange Arbeit in einem Hotel – soviel stimmt, der Rest wurde vmtl. für die anvisierten Lacher dazu gedichtet.
Sebastian ist in “Und dann kam Dad” nicht nur Hauptfigur, sondern auch Erzähler, und wie er uns anfangs in kleinen Rückblicken und Animationen durch sein bisheriges Leben führt, ist durchaus unterhaltsam. Dann aber wird es qutaschig, als der traditionsbewusste und auch auf das Erreichte im Leben stolze Italiener auf die im übertriebenen Luxus schwelgenden Superreichen trifft, zu denen auch noch Ellies Brüder gehören, der dümmliche, Drogen zugeneigte Lucky (Anders Holm) und der friedliebende Esoteriker Doug (Brett Dier). Mit aufziehendem Slapstick nimmt der Spaß trotz eingeflochtenem Culture Clash deutlich ab, und man fragt sich nicht nur, wer noch über pubertären Humor eines ungewollt präsentierten Geschlechtsteils lachen kann.
Robert de Niro hat einige witzige Momente, aber sein “Bitch Face” als Running Gag zu nutzen oder ihn ihn einen peinlichen USA-Anzug zu stecken, den sein Charakter vermutlich nicht einmal mit der Pinzette angefasst hätte, das mutet schon sehr dürftig an und ist dann auch äußerst ermüdend. David Rasche spielt als Bill auch nicht mehr als solide, und hätte man bei ihm nicht ständig “Sledge Hammer” vor Augen, wäre auch hier der Spaßfaktor gering, zu dem Kim Cattrall noch deutlich mehr beiträgt. Dass auch sie für ein Malheur herhalten muss, weiß man schon lange, bevor es eintritt, und dies ist nicht der einzige absolut vorhersehbare Moment. So verspielt der Streifen dann auch rasch den kleinen Kredit an Witz und Charme wieder, den er anfangs noch aufzubauen weiß, und in der Summe liegt letztendlich nicht mehr als nur der nächste sehr mittelmäßige Streifen vor, für den sich der große Robert De Niro hergegeben hat.
Trailer:
Bewertung: 3 von 10 Punkten