Home Film “Unsane – Ausgeliefert” – Steven Soderberghs mit dem iPhone gedrehter, fesselnder Psychothriller

“Unsane – Ausgeliefert” – Steven Soderberghs mit dem iPhone gedrehter, fesselnder Psychothriller

Autor: Mick

"Unsane - Ausgeliefert"

Unsane – Ausgeliefert

Darsteller: Claire Foy, Joshua Leonard, Jay Pharoah, Amy Irving
Regie: Steven Soderbergh
Dauer: 98 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.fox.de/unsane
Facebook: facebook.com/20thCenturyFoxGermany


Das neue Werk von Steven Soderbergh (“Traffic – Die Macht des Kartells”, “Ocean’s Eleven”) hat wegen der außergewöhnlichen Produktionsbedingungen schon während seiner Entstehungsphase reichlich hohe Wellen geschlagen. Im Gegensatz zu seinen regelmäßigen Blockbustern beschreitet der experimentierfreudige Regisseur mit der Independent-Produktion “Unsane – Ausgeliefert” nämlich ganz neue Wege, indem er auf Hightech-Kameras verzichtet und den kompletten Film mit einem iPhone gedreht hat. Wobei diese Vorgehensweise so innovativ nun auch wieder nicht ist, denn der gerade mit seinem kleinen aber feinen Underdog-Streifen “The Florida Project” mächtig abräumende Sean Baker hatte bei seinem schon 2015 erschienenen “Tangerine L.A.” die gleiche Idee. Was aber am Ende zählt, ist das Ergebnis.

Und das kann sich wahrlich sehen lassen, denn qualitativ kann man beim besten Willen keinen Unterschied erkennen, weil ja der Psychothriller auch nicht gerade massig Gelegenheiten für ausufernde Materialschlachten bietet. Dafür setzt er viel mehr auf eine stringent entwickelte Handlung, die von der Hauptdarstellerin Claire Foy noch dazu mit feinem Gespür umgesetzt wird.

"Unsane - Ausgeliefert" (© Fingerprint Releasing / Bleecker Street)

Claire Foy als Sawyer Valentini (© Fingerprint Releasing / Bleecker Street)

Ihre Sawyer Valentini scheint ein größeres Problem zu haben. Wegen des Jobs ganz allein in einer neuen Stadt, erweist sie sich trotz mehrerer Versuche als absolut beziehungsunfähig. Erst als sie sich durch ihre Paranoia immer mehr isoliert fühlt, ersucht sie in einer nahegelegenen Klinik um Hilfe und wird prompt in die geschlossene Abteilung eingewiesen. Schon da zeigt Soderberghs Ansatz seine Wirkung, lässt einen durch subtile Andeutungen zwischen Einbildung und Realität schwanken und dabei gezielt darüber im Unklaren, ob Sawyer tatsächlich das bemitleidenswerte Stalkingopfer ist oder einfach nur geisteskrank. Was aber auf jeden Fall für Empörung sorgt, ist das entmündigende Prozedere, wie hier offensichtlich rechtskonform mit Patienten umgegangen wird.

Die haben in der Psychiatrie so gut wie keine Rechte, sondern dienen den Kliniken – und hier setzt Soderbergh, schon mit “Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen” großer Warner vor dem Gesundheitssystem, mit seiner überaus realen Gesellschaftskritik an – nur als einträgliche Objekte zur Profitsteigerung. Der so parallel aufgemachte Kriminalplot ist zwar nicht zwingend vonnöten und lenkt doch ein wenig von Sawyers eigentlichem Schicksal als Opfer penetranter Nachstellung ab, schadet dem Film aber auch nicht grundlegend. Der bleibt somit dank sorgfältig aufgebauter Spannung und vor allem seiner atmosphärischen Dichte packend bis zum Schluss.

Bewertung: 9 von 10 Punkten

 

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