Vermeer – Reise ins Licht
Dokumentarfilm
Regie: Suzanne Raes
Dauer: 78 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: vermeer-reise-ins-licht.de
Facebook: facebook.com/vermeerreiseinslicht
Kinostart: 9. November 2023
Nachdem uns “Dalíland” im September mit ins spätere Leben des exzentrischen Genies Salvador Dalí nahm, gingen einige Monate, in denen sich diverse Kinofilme Künstlern widmen, Mitte Oktober mit Wim Wenders toller Doku “Anselm – Das Rauschen der Zeit” über Anselm Kiefer und Michele Placidos Spielfilm “Der Schatten von Caravaggio” weiter, bevor nun “Vermeer – Reise in Licht” über die Kuration der größten Ausstellung des niederländischen Malers Jan Vermeer aller Zeiten berichtet – und Mitte Dezember folgt dann noch “Munch” über den Expressionisten Edvard Munch.
Warum uns zu Jan – auch Johannes genannt – Vermeer eher kein Biopic verabreicht werden kann, wird einem klar, wenn seine Bewunderer oder Kunstexperten im vorliegende Dokumentarfilm von Suzanne Raes über den Maler sprechen, der 1632 in Delft geboren wurde und dort 1675 auch bereits wieder verstarb, nur 43 Jahre alt wurde. Über das Leben Vermeers und seine künstlerische Ausbildung ist nämlich reichlich wenig bekannt, und das, obwohl er mit seiner Frau nicht weniger als 15 Kinder hatte.
Auch über die Zahl seiner Werke herrscht keine komplette Gewissheit. Auf 37 Bilder, oft eher kleinformatig, haben sich die Experten geeinigt – und dass hierüber immer noch munter diskutiert, wenn nicht sogar gestritten wird, sieht man, wenn der Film Gregor Weber dabei zusieht, wie er dabei ist, die bislang größte Ausstellung mit Werken des Barock-Malers für das renommierte Amsterdamer Rijksmuseum zu kuratieren. Der Vermeer-Experte und Kunsthistoriker nimmt uns mit in die Welt des Künstlers, erklärt voller Emotionen seine Passion für dessen Bilder und lässt uns an seiner Tätigkeit teilhaben, aus verschiedenen Museen und Sammlungen weltweit möglichst viele Werke für die 2023er-Ausstellung zu gewinnen.
Oftmals treten die BesitzerInnen ihm hierbei wohlwollend gegenüber, manchmal ergeben sich Tauschgeschäfte, und nur selten stößt Weber auf Ablehnung – wie sehr deutlich bei der Dame des Braunschweiger Herzog Anton Ulrich-Museums, die unmissverständlich und ohne Einlass auf Verhandlungen klar macht, dass “Das Mädchen mit Weinglas” nicht nach Amsterdam reisen werde, da es kurz vorher bereits ein halbes Jahr nach Dresden verliehen war und nun für BesucherInnen und anstehende Events vor Ort bleibe.
Am Ende sind es 28 Gemälde, die im Rijksmuseum zu bestaunen sind. Was die Bilder von Vermeer überhaupt so besonders macht, darüber erfährt man in der Doku so einiges, ist es nun eine besondere Darstellung von Licht und Schatten, die Verwendung des Pigments “Grüne Erde” für Hauttöne, die Perspektive oder die Tatsache, dass er seine Bilder anscheinend manchmal überarbeitete. So fand man im Vorfeld der Ausstellung mit neuesten technischen Methoden heraus, dass zum Beispiel im berühmten Bild “Dienstmagd mit Milchkrug” eine nun einfarbige Wand ein ehemals dort gemaltes Regal mit Krügen und einen Feuerkorb überdeckt.
Natürlich geht es auch um “Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge” als sein wohl bekanntestes Werk oder um seine Bilder von Delft. Kurz vor seiner Pensionierung geht Gregor Weber voll in der Kuration auf, und es ist interessant, ihm in den optimal gewählten 78 Minuten von “Vermeer – Reise ins Licht” dabei zuzusehen, wobei auch andere ExpertInnen zu Wort kommen und man sieht, mit welcher Hingabe, Liebe und Vorsicht die Kunst behandelt wird. Wenn es dann plötzlich sogar heißt, eines der Bilder sei kein Vermeer, dann kommt sogar etwas Spannung auf, vor allem aber lernt man vieles über Vermeers Kunst und auch die Kunst, eine Werkschau zu kuratieren – die dann ein voller Erfolg wurde mit rund 650.000 Zuschauern.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten