Verschwörung
Darsteller: Claire Foy, Sverrir Gudnason, Sylvia Hoeks, Lakeith Stanfield
Regie: Fede Alvarez
Dauer: 116 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.Verschwörung-Film.de
Facebook: facebook.com/VerschwoerungFilm
Es mutet schon merkwürdig an, wenn eine Trilogie mit einem vierten Teil fortgesetzt wird. Nun kann es ja mal vorkommen, dass einem noch neue Ideen kommen und man diese doch noch umsetzen möchte – wenn aber wie hier der Originalautor bereits tot ist und jemand anderes die Figuren aufgreift, dann riecht das schon mächtig nach kommerzieller Ausschlachtung und bringt zu Recht viele Diskussionen mit sich.
2004 verstarb der schwedische Erfolgsautor Stieg Larsson und erlangte vor allem posthum große Bekanntheit für seine tolle Millennium-Trilogie um Journalist Mikael Blomkvist und Hackerin Lisbeth Salander – weltweit wurden rund 80 Millionen Bücher verkauft. Die nordischen Verfilmungen von “Verblendung”, “Verdammnis” und “Vergebung” mit Mikael Nyqvist und Noomi Rapace in den Hauptrollen waren packend. David Finchers US-Remake von “Verblendung” mit Daniel Craig und Rooney Mara wusste 2011 durchaus auch zu gefallen, trotz guter Einspielergebnisse kam es aber aus diversen Gründen nicht zu einer Hollywood-Umsetzung der Folgeteile.
Als Larssons Verlag Norstedts dann 2013 mitteilte, man habe David Lagercrantz beauftragt, die Millennium-Trilogie forzusetzen, da gab es natürlich viel Kopfschütteln, wegen der Übernahme der Charaktere selbst, aber auch, weil dieser sich vor allem als Autor von Biografien wie “Ich bin Zlatan: Meine Geschichte” über den Fußballspielers Zlatan Ibrahimović einen Namen gemacht hatte.
2015 erschien “Verschwörung” und wurde trotz aller Diskussionen, oder vielleicht auch mit Hilfe dieser, ein Bestseller. Bevor die Idee einer rein schwedischen Verfilmung aufkommen konnte, sicherte sich Sony Pictures die Rechte und realisierte eine Produktion, die als global angesehen werden kann. Der uruguayische Regisseur Fede Alvarez, bislang eher auf Horror spezialisiert, wurde für die Inszenierung ausgewählt, und zusammen mit den Briten Jay Basu und Steven Knight schrieb er auch das Drehbuch.
Auch die Besetzung spiegelt den überregionalen Charakter des Streifens wider. Shooting-Star Claire Foy, die spätestens durch ihre Rolle in der TV-Serie “The Crown” bekannt wurde und inzwischen auch auf der Kinoleinwand mehrfach überzeugt hat, wurde als Britin für die Hauptrolle als Lisbeth Salander verpflichtet. Mit dem Schweden Sverrir Gudnason, der Niederländerin Sylvia Hoeks, dem Amerikaner LaKeith Stanfield, dem Briten Stephen Merchant, der Luxemburgerin Vicky Krieps, dem Dänen Claes Bang, der Norwegerin Synnøve Macody Lund und dem bosnisch-australischen Model Andreja Pejić war neben ihr ein bunter Strauß an Nationalitäten am Set vor der Kamera vertreten – und der aus “Babylon Berlin” bekannte Volker Bruch setzt am Anfang auch noch eine deutsche Duftnote.
Nachdem der Programmierer Frans Balder (Stephen Merchant) seine Software Firefall, mit der man Zugriff auf die Nuklear-Codes dieser Welt erlangen kann, an die amerikanische NSA verkauft hat, fällt ihm auf, dass dies vielleicht gar nicht so eine gute Idee war, denn auch hier ist schließlich Missbrauch zu befürchten. Also engagiert er die im Hacker-Untergrund nach wie vor renommierte, aber abgetauchte Lisbeth Salander (Claire Foy), um das Programm von den NSA-Rechnern zu eliminieren.
Zwar kommt sie an die Software, kann sie aber nicht komplett entschlüsseln, und so ist ihr plötzlich nicht nur der nach Stockholm gereiste NSA-Agent Edwin Needham (LaKeith Stanfield) auf den Fersen, sondern auch eine Söldnertruppe um den Fiesling Jan Holtser (Claes Bang), die Lisbeth umbringen will und in den Besitz von Firefall kommt. Da Balder nicht klar ist, mit welchen Problemen sich Salander herum schlägt, und er Diebstahl ihrerseits vermutet, bindet er Gabrielle Grane (Synnøve Macody Lund) vom Schwedischen Geheimdienst ein, was alles noch komplizierter macht. Lisbeth findet sich in einem Netz aus Verstrickungen wieder, in dem auch ihre eigene Vergangenheit sie wieder einholt, obwohl sie gehofft hatte, sie hätte die traumatischen Ereignisse aus ihrer Jugend hinter sich gelassen.
Darüber, dass bei der Buchvorlage “Verschwörung” wie bei allen der bisherigen Geschichten um Lisbeth Salander ein lausig einfacher deutscher Titel gewählt wurde, während die Originale so schön Benennungen tragen wie hier ins Englische übersetzt “The Girl in the Spider’s Web”, regt man sich ja schon gar nicht mehr auf. Dass die Figuren der Millennium-Trilogie hingegen kommerziell gemolken werden, stößt schon auf – umso mehr, wenn Journalist Mikael Blomkvist hier eigentlich nur noch eine Randerscheinung ist und zur Handlung erschreckend wenig beiträgt.
Diese wird fast komplett von Lisbeth Salander getragen, und Claire Foy beweist einmal mehr, was für eine gute Schauspielerin sie ist, spielt die Figur bestens mit einer überzeugenden Mischung aus unterkühlter Entschlossenheit und einer unterschwellig erkennbaren Verletzlichkeit, die sie sich selbst nicht eingestehen will, die aber traumatisch immer wieder zuschlägt. Neben ihr verblassen die anderen Charaktere durchaus, werden aber auch nicht gut genug ausgemalt.
Regisseur Fede Alvarez setzt weniger auf einen guten roten Faden und eine plausibel erzählte Handlung, umso mehr hingegen auf beeindruckende Bilder von Kameramann Pedro Luque, mit dem er schon beim starken “Don’t Breathe” zusammen gearbeitet hatte. Diese erzeugen Stimmung – und zwar keine fröhliche, sondern verstörende oder beengende, er kommt ja nicht umsonst aus dem Horrorfach. In dieses entgleitet er aber nicht, sondern liefert einen bemühten Krimi mit einer gehörigen Portion Action-Thriller, der insgesamt einigermaßen funktionieren könnte, wenn man die Erwartungen auf Grund der Millennium-Vorgeschichte nicht hoch gesteckt hätte. Das aber ist so, und hier hat der Film auch dank der Defizite im Erzählfluss dann im Vergleich schlicht zu wenig zu bieten, was einen wirklich packen würde, und bleibt so im Mittelmaß stecken.
Trailer:
Bewertung: 5 von 10 Punkten