Home Film “Vorwärts immer!” – Erich Honecker mit Doppelgänger im Umbruch

“Vorwärts immer!” – Erich Honecker mit Doppelgänger im Umbruch

Autor: Tobi

Vorwärts immer!

Vorwärts immer!

Darsteller: Jörg Schüttauf, Josefine Preuß, Jacob Matschenz, Devid Striesow
Regie: Franziska Meletzky
Dauer: 98 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: dcmworld.com/portfolio/vorwaerts-immer
Facebook: facebook.com/vorwaertsimmer


“Honey Honey” sangen ABBA einst, und als hätte man sie plötzlich erhört, bekommen wir zwei Filme über den Genossen Erich Honecker, den ehemaligen Generalsekretär des Zentralkomitees der SED, geboten. Während in der ARD am Tag der deutschen Einheit “Willkommen bei den Honeckers” gezeigt wurde, bringt “Vorwärts immer!” nun neun Tage später den einst mächtigsten Politiker der Deutschen Demokratischen Republik sogar in die Kinos.

Die Handlung nimmt uns mit zurück in die Zeit kurz vor dem Mauerfall. Erich Honecker (Jörg Schüttauf) hat schon längst nicht mehr die Rückendeckung bei den Kollegen im Zentralkomitee, und auch im Volk wird das immer greisere Staatsoberhaupt mehr und mehr belächelt – natürlich nur hinter vorgehaltener Hand, die Stasi lauert schließlich überall. Am 9. Oktober 1989 proben der angesehene Schauspieler Otto Wolf (Jörg Schüttauf) und ein paar Kollegen in Ost-Berlin ein Theaterstück, welches eigentlich nicht auf dem Spielplan steht. Bei “Vorwärts immer!” verkörpert Wolf tatsächlich Erich Honecker in brisanter Darstellung bröckelnder Macht mit Egbert Rauch als Egon Krenz (Alexander Schubert) und Hans Götze als Erich Mielke (André Jung). Neben dem Regisseur wissen nicht viele über das Stück Bescheid, nur der leicht trottelige Boris Kelm (Steffen Scheumann) und der rollentechnisch eifersüchtige Harry Stein (Devid Striesow) sind noch eingeweiht. Die sowieso schon angespannte Stimmung verschärft sich schlagartig, als Informationen die Runde machen, dass für die abendliche Anti-Regime-Demo in Leipzig der Schießbefehl gegeben wurde. Und das, wo Wolfs Tochter Anne (Josefine Preuß), die eigentlich Republikflucht plante, was der Vater aber vereitelte, auf dem Weg nach Leipzig ist. Otto und seinen Kollegen fällt nur die Lösung ein, dass sich Otto verkleidet als Honecker ins Zentralkomitee begibt, solange der echte Honecker in Wandlitz auf der Jagd ist, um den Schießbefehl wieder aufzuheben…

“Vorwärts immer!” besitzt einige nette Ideen, aber im Endeffekt wäre der Film auch im Fernsehen besser aufgehoben gewesen. Die Besetzung der Schauspieltruppe mit den gleichen Darstellern wie für die realen Politiker wirkt merkwürdig, und hierbei sehen maximal Krenz und Mielke den Originalen ähnlich. Schüttauf spielt Honecker durchaus gut, aber er sieht ihm halt dann doch zu wenig ähnlich, so dass das Ganze irgendwie albern wirkt. Albern geht es auch an zu vielen Stellen der Handlung zu, vor allem der Slapstick beim Zentralkomitee-Auftritt des falschen Honecker nervt, und die historische Wichtigkeit der Leipziger Montagsdemos wird hier auch zu wenig heraus gestellt, eher als Kulisse für plumpe Action genutzt. Josefine Preuß hat man schon besser gesehen, aber die Rolle der heimlich schwangeren Anne, die auf der Suche nach einem neuen West-Pass mitten ins Leipziger Geschehen kommt und zwischen einem DDR-Revoluzzer und ihrem Freund steht, ist auch keine dankbare. Ärgerlich ist auch, dass Devid Striesow mal wieder in einer dümmlichen Rolle zu sehen ist – viel zu selten zeigt dieser nämlich sein schauspielerisches Können, was er beispielsweise in “Nichts passiert” unter Beweis stellte. Für die große Kinoleinwand ein eher überflüssiger Film.

Bewertung: 4 von 10 Punkten

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