Warfare
Darsteller: D’Pharaoh Woon-A-Tai, Will Poulter, Cosmo Jarvis, Kit Connor
Regie: Alex Garland, Ray Mendoza
Dauer: 95 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.leoninedistribution.com/filme/176604/warfare.html
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Instagram: instagram.com/leoninestudios
Kinostart: 17. April 2025
Dass der britische Regisseur und Drehbuchautor Alex Garland es versteht, einen in seine Handlungen hinein zu saugen, das wissen wir von stark inszenierten Filmen wie zuletzt seinem realistisch-dystopischen “Civil War” (2024), wo er die USA im gar nicht mal so abwegigen Ausnahmezustand eines neuen Bürgerkriegs präsentierte, oder dem klaustrophobischen Science-Fiction-Film “Ex Machina” (2015), seinem Regiedebüt, aber auch von seinem Drehbuch für den Endzeit-Horrorfilm “28 Days Later” (2002). Nachdem er sich mit besagtem “Civil War” nach viel Horror und Sci-Fi in realistischeres Terrain bewegte, bleibt er beim Krieg und präsentiert nun in “Warfare” auf wahren Begebenheiten basierende Momente aus dem Irak, wobei er zusammen mit dem Kriegsveteran Ray Mendoza Regie führte, auf dessen Erinnerungen das Gezeigte nun ebenso beruht wie auf Gesprächen mit den Beteiligten.
Am 19. November 2006 ist es, als ein Platoon junger Navy Seals ein strategisch gut gelegenes, zweistöckiges Wohnhaus zweier irakischer Familien in der Stadt Ramadi besetzt, um in aufständischem Gebiet den Überblick zu behalten, was vor sich geht. Den ängstlich verstörten BewohnerInnen wird von der arabisch sprechenden Hilfskraft der US-Truppe rasch erklärt, dass sie sich in einem Zimmer, wo man sie einsperren würde, ruhig verhalten sollen und dass ihnen dann auch nichts passieren werde. Auf dem Dach wird eine Funkantenne platziert, eine kleiner Kommandotisch mit entsprechenden Geräten eingerichtet. So bekommen die Soldaten nicht nur Informationen der Einsatzleitung über Funk, die Gegend wird auch mittels Satellitenbildern observiert, und durch ein Loch in der Wand beobachtet Scharfschütze Elliott (Cosmo Jarvis) in seinem Zielfernrohr ein am Ende der gegenüber einmündenden Straße gelegenes Haus.
Als vor diesem nicht mehr nur normales Treiben herrscht, sondern auch gezielt zum besetzten Haus geschaut und diskutiert wird, dann erst verdächtige Männer kommen und schließlich sogar Waffen ins beobachtete Objekt getragen werden, ist klar, dass es heikel wird. Das bewahrheitet sich schnell und die Amerikaner werden mit Maschinengewehren und Granatwerfern angegriffen, von mehreren Seiten. Da Verstärkung einige Blöcke entfernt ist und die umgehend angeforderderten Transport-Panzer zum Evakuieren auf sich warten lassen, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem es nicht mehr um strategisches Nutzen der eroberten Position, sondern nur noch ums reine Überleben geht.

Schwerbewaffnet wagen sich die Navy Seals aus der Deckung.
(© LEONINE Studios)
“Warfare” zeigt mal wieder mit drastischen Bildern, wie furchtbar Krieg ist. Dieses Empfinden wird hier noch einmal dadurch intensiviert, dass das meiste im Film zum einen in Echtzeit zu sehen ist, wir erleben also genau die eineinhalb entscheidenden Stunden von der feindlichen Übernahme des Wohnhauses bis zum Ausgang der sich entwickelnden Schlacht mit. Zum anderen ist die Kamera nicht auf Distanz, sondern ganz nah dran an den Soldaten, so dass man in den Gesichtern ablesen kann, wie anfängliches Selbstbewusstsein in Nervosität und irgendwann eine Mischung aus Angst und Verzweiflung umschlägt, wenn es erste Opfer in eigenen Reihen gibt. Aber auch Mut und unbedingter Willen, hier lebend wieder rauszukommen, ist zu spüren.
Die realen Geschehnisse fanden in Ramadi statt, einer schwer umkämpften Stadt etwa 110 Kilometer westlich von Bagdad – und die Tatsache, dass die USA beschuldigt wurden, hier wenige Tage zuvor bei einem Luftschlag vielen Zivilisten inkl. Frauen und Kindern das Leben genommen zu haben, wird es für die wehrhaften Iraker in der von der Al-Qaida beherrschten Region noch reizvoller gemacht haben, das in seinem neuen Versteck entdeckte Platoon anzugreifen und im Optimalfall zu eliminieren. Dafür, dass dies nicht geschieht, kämpfen nun die jungen Männer wie Ray (D’Pharaoh Woon-A-Tai), Erik (Will Poulter) oder Sam (Joseph Quinn) mit Lieutenant McDonald (Michael Gandolfini), und hierbei wird deutlich, welcher Zusammenhalt in der Truppe herrscht und dass hier auch niemand zurückgelassen werden soll.
Basierend auf den Erinnerungen der Involvierten um Ray Mendoza, der auch das Drehbuch mit Garland schrieb, wird man als Zuschauer ins bald hektische und verstörende Geschehen katapultiert. Hierbei bekommt man ein gutes Bild davon, welche Informationen die Truppe über Funk – mit vielen Abkürzungen und Spezialbegriffen, die man nach und nach besser versteht – erhält, wobei man auch das der am anderen Ende sprechenden Zentrale verfügbare Satellitenbild sieht, in dem jede sich bewegende Figur in der nahen Umgebung gut zu erkennen ist, und es wird auch deutlich, welche Hilfe angefordert werden kann. Diese dauert dann allerdings deutlich zu lange, auch wenn alle Hebel in Bewegung gesetzt werden und sogar kurze, äußerst tiefe Überflüge von Kampfjets in der Straße vor dem Haus initialisiert werden, um mit dem tosenden Lärm und aufwirbelndem Staub für einen Moment des eigenen Durchatmens und der Verwirrung auf Gegnerseite zu sorgen. Klanglich wird einem also auch einiges an Kriegslärm verpasst, hierbei und bei den Schüssen, Granaten oder einer fetten Bombe vor dem Haus – das geht ins Mark und lässt alles extrem realistisch wirken.
“Warfare” weiß in jedem Fall zu packen und vermittelt den Schrecken des Kriegs auf gefangennehmende Art und Weise. Am Ende mit einigen Bildern der realen Soldaten versehen ist das Ganze aber natürlich auch ein Loblied auf den Mut und Zusammenhalt der US-amerikanischen Truppe, das den durchaus übergriffigen Einsatz an sich wenig hinterfragt und auch die Vorgeschichte nicht aufklärt. Hier wird man bewusst im Unklaren gelassen, soll also die Schreckenserfahrung mitnehmen, ohne zu viel über die Hintergründe zu sinnieren. Das gelingt allemal, gut inszeniert und stark gespielt.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten
