Home Film “White Boy Rick” – ein Teenager wird vom Waffenhändler zum FBI-Spitzel und Drogenboss

“White Boy Rick” – ein Teenager wird vom Waffenhändler zum FBI-Spitzel und Drogenboss

Autor: Tobi

"White Boy Rick" Filmplakat (© 2018 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH)

White Boy Rick

Darsteller: Richie Merritt, Matthew McConaughey, Bel Powley, Jennifer Jason Leigh
Regie: Yann Demange
Dauer: 112 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.WhiteBoyRick.de
Facebook: facebook.com/SonyPicturesGermany


Denkt man an eine herunter gekommene amerikanische Metropole, dann fällt einem zuerst meist Detroit ein. Inzwischen blüht die Stadt in Michigan zwar wieder etwas auf, in den 80er-Jahren aber ging es dort äußerst armselig zu. Hier spielte sich dann auch die wahre Geschichte von Richard “Rick” Wershe Jr. ab, der als “White Boy Rick” in die Gangsterannalen einging.

Als Teenager versteht Rick schon längst nicht mehr, warum sein Vater Richard Wershe Sr. (Matthew McConaughey) eigentlich in Detroit bleiben will, denn schön ist es hier 1984 beileibe nicht, eine Mutter existiert für ihn auch nicht, die Schwester Dawn (Bel Powley) ist ein rebellischer Junkie und jobtechnisch ist sein Dad auch nicht zwingend optimal verortet. Obwohl dieser nämlich Waffen mit selbstgebastelten Schalldämpfern an Drogenhändler verkauft, reicht der Erlös nicht annähernd zur erträumten Eröffnung einer Videothek, sondern gerade mal zu einem mittelprächtigen Leben.

Wie es kommen muss rutscht Rick in die Geschäfte seines Vaters mit hinein und wird von der Polizei geschnappt. Die Bundesagenten Snyder (Jennifer Jason Leigh) und Byrd (Rory Cochrane) erkennen allerdings sein Potenzial und heuern den gerade mal 14-Jährigen als FBI-Spitzel an, um sich auf dem Höhepunkt der Crack-Epidemie innerhalb der Szene zu bewegen und ihnen Hinweise zu Gangsterbanden zu geben.

So wird Rick zum Drogendealer und erarbeitet sich als weißer Junge dank seines lässigen, mit Selbstvertrauen durchzogenen Auftretens und seiner geschäftstüchtigen Herangehensweise schnell Respekt inmitten der von Schwarzen dominierten Szene. “White Boy Rick”, wie sie ihn nennen, wird vom Junior zu einem der mächtigsten Drogenhändler, bis der Polizei das Ganze zu heikel wird und sie ihn fallen lässt.

"White Boy Rick" Szenenbild (© 2018 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH)

Richard Wershe Jr. (Richie Merritt) und Richard Wershe Sr. (Matthew McConaughey) in Sony Pictures’ “White Boy Rick” (© 2018 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH)

Der Franzose Yann Demange liefert mit “White Boy Rick” seine zweite Kino-Regiearbeit nach “71: Hinter feindlichen Linien” (2014) ab, und er weiß zu überzeugen. Mit beeindruckender Ruhe beschert er uns die sehr interessante Geschichte des jüngsten FBI-Spitzels aller Zeiten, wobei er neben der Gangsterstory auch die Charaktere des Wershe-Familien-Dramas mit Tiefe zeichnet.

Rick, toll gespielt von Newcomer Richie Merritt, balanciert zwischen Coolness, Cleverness und Naivität, während sein Dad, den Matthew McConaughey bestens verkörpert, zwischen Scheitern, Liebe und Träumen lebt. Dass Rick sich zum Drogenbaron aufschwingt, während Schwester Dawn am Rausch zerbricht, bietet natürlich Tragik, und auch die besorgten Großeltern auf der anderen Straßenseite können hier nicht helfen – wunderbar gespielt von Bruce Dern und Piper Laurie.

Ein sehr gut gelungener Film, untermalt von einem gewohnt ansprechenden und passenden musikalischen Score von Max Richter. Es wäre interessant, zu erfahren, was der echte Richard Wershe Jr. zum Streifen sagt. Der heute 49-Jährige wurde 2017 begnadigt und soll im Dezember 2020 aus dem Gefängnis entlassen werden.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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